Nymphenburger Hof:Österreichische Genussmomente

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Längst nicht jeder Gourmettempel in München hält, was er verspricht. Der "Nymphenburger Hof" dagegen bereitet seinen Gästen mit exquisiter, österreichischer Küche echte Glücksmomente - der Wildschweinrücken ist hier so zart, dass selbst Obelix verzückt gewesen wäre.

Von Moritz Mayer-Rahn

Es gibt viele Gründe, aushäusig essen zu gehen. Darunter ganz banale: Man hat keine Lust, selber etwas zu kochen. Oder man hat nichts im Haus. In diesem Fall erfüllt das Lokal um die Ecke meistens seinen Zweck, ganz egal, ob es nun der Nachbarschaftsitaliener ist oder einfach ein solides bayerisches Wirtshaus.

Ganz anders ist es, wenn einen die pure Lust auf etwas wirklich Gutes zum Essen außer Haus treibt. Nun gibt es in München glücklicherweise eine Menge Möglichkeiten, gut zu essen. Doch längst nicht jeder selbst ernannte Gourmettempel hält auch, was er verspricht. Deshalb können Restaurants, denen es nicht um Selbstinszenierung geht, sondern darum, ihren Gästen ein paar Glücksmomente zu bereiten, nicht genug gerühmt werden. Der "Nymphenburger Hof" ist eines davon.

Man lässt dieses kulinarische Kleinod leicht achtlos liegen. Denn das Lokal liegt zurückgesetzt, hinter einer hohen Hecke verborgen, und wer es betreten möchte, muss zuerst eine Art Innenhof durchqueren. Der Hof ist freilich nur in der kalten Jahreszeit ein Hof, sobald es die Temperaturen zulassen, verwandelt er sich in ein blühendes Paradies, was an Wirt Andreas Derler liegt. Der Österreicher, der aus der Steiermark kommt, hat ein Faible für Pflanzen, und er lebt es so exzessiv aus, dass die Außenanlage des Nymphenburger Hofs sicherlich einer der schönsten Münchner Wirtsgärten ist. So lauschig wie hier sitzt man selten.

Drinnen ist das Ambiente klassisch-gediegen. Hier hat sich kein hipper Innenarchitekt ausgetobt und auf die Unart, sein Lokal derart mit Tischen vollzustellen, dass man seinen Nachbarn quasi auf dem Schoß hat, hat der Wirt gottlob verzichtet. Im Nymphenburger Hof herrscht eine wohltuend entspannte Atmosphäre, die dem Publikum entspricht, das hier verkehrt. Es dominiert das gesetztere Alter, wer hierher kommt, muss nicht mehr ständig sein Handy neben dem Teller liegen haben, um zu zeigen, wie unentbehrlich er ist.

Seit 26 Jahren betreibt Andreas Derler den Nymphenburger Hof, und dass sein Lokal mittags wie abends fast immer voll ist, hat natürlich nur in zweiter Linie mit dem grünen Daumen des Chefs zu tun. In erster Linie ist es die exquisite, österreichisch geprägte Küche, die so unprätentiös daherkommt wie das ganze Lokal und die Geschmacksnerven doch so herrlich verwöhnt. Natürlich hat das seinen Preis, bei den Vorspeisen liegt man in der Kategorie zwischen zwölf und 20 Euro.

Beim Fisch kann nichts fehlgehen

Die Komposition aus Tafelspitzscheiben und Sülze (16 Euro) ist so, wie es sich gehört: der Tafelspitz wunderbar zart, ohne zu zerfasern, die Sülze mit genau dem richtigen Anteil an Aspik, der die Stückchen zusammenhält, ohne sie unter einer wabbeligen Masse zu begraben. Auch die Variationen vom Räucherlachs an diversen, wie hingetupften Saucen (18 Euro) waren makellos.

Wer glaubt, bei einem Klassiker wie der Ente mit Blaukraut und Knödel (26 Euro) könne man keine Entdeckung mehr machen, der irrt sich. In so vielen Lokalen kommen Enten trocken und mit unangenehm labberiger Haut auf den Tisch. Diese hier war innen saftig und mit krosser Haut, weil sie richtig zubereitet wurde: Im Ganzen vorbereitet und erst auf der letzten Etappe zerteilt, um ein Austrocknen zu verhindern. Und der rosafarbene Wildschweinrücken im Mangoldmantel (28 Euro) war so wunderbar zart, dass auch Obelix verzückt gewesen wäre.

Auch bei Fisch kann man im Nymphenburger Hof nicht fehlgehen, wie der Bachsaibling (26 Euro) zeigte, den man zu Hause auch gerne mal so kross gebraten hinbekommen würde. Zu den Standardschmankerln, die es fast immer neben der wechselnden Tageskarte gibt, gehört das pikante Scampigröstl mit Paprika und Chili, das es als Vorspeise (19,50 Euro) und auch als Hauptgericht (26 Euro) gibt.

Schon insgesamt ist die österreichische Küche ja einen ganzen Zacken feiner als die bayerische, und erst recht gilt das für die Süßspeisen. Die Zwetschgenknödel (11,50 Euro) waren so, wie man sie aus den Österreich-Urlauben der Kindheit in Erinnerung hat. Auch das Nougatparfait (11,50 Euro) ließ keine Wünsche offen. Häufig kommen solche Parfaits ja viel zu kalt auf den Tisch, so dass man eigentlich Hammer und Meißel bräuchte, um sie zu zerteilen.

Der Service im Nymphenburger Hof harmoniert prächtig mit der Qualität der Küche. Er ist freundlich und perfekt organisiert, selbst im größten Getümmel bekommt man genau jenes Maß an Aufmerksamkeit, um sich weder belauert noch vernachlässigt zu fühlen.

Die Weinkarte im Nymphenburger Hof ist ganz auf das Heimatland des Chefs ausgerichtet. Die Flaschenweine beginnen bei knapp unter 30 Euro und schrauben sich dann bis zu einer Marke von knapp über 100 Euro hoch. Eine kleine Auswahl der Weine wird auch offen ausgeschenkt.

Auch mittags ist der Nymphenburger Hof in aller Regel gut besucht. Neben der Standardkarte wird dann ein ausgezeichnetes, dreigängiges Menü für 25 Euro angeboten, bei dem man zwischen mehreren Varianten wählen kann. Was man dafür geboten bekommt? Zum Beispiel ein Rote-Beete-Carpaccio mit Kümmelvinaigrette und geräuchertem Bachsaibling, gefolgt von pikanten, geschmorten Schweinsbackerln, abgerundet von einer Waldbeerenkomposition mit Eis, die so frisch schmeckt, als seien die Beeren eben gepflückt worden.

© SZ vom 24.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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