Restaurant Marktschänke:Bier auf Wein

Restaurant Marktschänke: In der Marktschänke am Viktualienmarkt kommen die Biere aus der Forschungsbrauerei auf den Tisch.

In der Marktschänke am Viktualienmarkt kommen die Biere aus der Forschungsbrauerei auf den Tisch.

(Foto: Stephan Rumpf)

Direkt am Viktualienmarkt, viel zentraler geht es nicht: Doch es hat sich anscheinend noch nicht herumgesprochen, dass das ehemalige Weinlokal an der Frauenstraße einen neuen Betreiber hat: die Forschungsbrauerei aus Perlach. In der Küche wird noch experimentiert, doch das Mutterhaus ist ein gutes Vorbild.

Von Felix Mostrich

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Es gibt Orte im Herzen der Stadt, die für einen gastronomischen Betrieb ideal zu liegen scheinen, aber von möglichen Gästen nur schwer entdeckt werden. Ein solcher Ort ist das Haus in der Frauenstraße mit der Nummer 10 direkt gegenüber dem Viktualienmarkt. Wenn das Lokal, das dort im Erdgeschoss seit den frühen Dreißigerjahren betrieben wird, wie andere Lokale Tische und Stühle auf die Straße stellen dürfte, würden sich wohl öfters Besucher über den grausam befahrenen Altstadtring auf die andere Seite hinüberlocken lassen. Doch auf dem beengten Gehsteig der Frauenstraße darf niemand sitzen. Dass das Lokal hinten im Hof eine schöne, ruhige Terrasse hat, auf der man viel gemütlicher speisen und zechen kann als im Tumult der Straße, wissen nur noch die älteren Stammgäste und die direkten Anwohner.

Als Weinstube "Holzbaur" war das Lokal bis Silvester 2000 eine gastronomische Instanz und ein Garant für schwäbische Qualität in München. Die Gastronomen, die das Lokal danach übernahmen, brauchten jeweils eine Zeitlang, bis sie sich ein eigenes Stammpublikum herangezogen hatten. Sie setzten weiterhin auf Wein, der im Keller unter dem Lokal mustergültig gelagert werden konnte, verzichteten also auf einen Bierausschank. Doch die Pachtbedingungen im Haus müssen sich in den letzten Jahren so verschlechtert haben, dass sich das angestrebte hohe Niveau nicht lange halten ließ. Danach stand der denkmalgeschützte Gastraum mit seiner schönen alten Wandverkleidung monatelang leer.

Bier im Mittelpunkt

Seit ein paar Wochen macht die in Perlach gelegene Forschungsbrauerei mit einem Ableger, der den Namen "Marktschänke" trägt, einen neuen Versuch, das ehedem so beliebte Lokal gastronomisch wiederzubeleben. Jetzt steht erstmals Bier im Mittelpunkt. Also wurden am früheren Weintresen fünf Zapfhähne eingerichtet, an denen die Biersorten aus der Familienbrauerei fach- und fassgerecht gezapft und zelebriert werden können.

Die Leistung der Küche wird man freilich erst richtig beurteilen können, wenn sich ein halbwegs normaler Gastbetrieb entwickelt hat. In den Anfangswochen hat der Koch, da an manchen Tagen fast gar keine Besucher kamen, nur Brotzeiten, leicht herzustellende Gerichte und transportable Klassiker aus dem Stammhaus wie Leberkäs, Südtiroler Speck oder Obazdn angeboten. Doch bald schon wurde es lebendiger. Die Terrine Rindssuppe mit den in Scheiben geschnittenen Kaspressknödeln (6,50 Euro) etwa war ein höchst gehaltvoller Sattmacher, dem man jetzt gerne mal wieder begegnen würde.

Restaurant Marktschänke: Früher Weinlokal, heute bayerisches Wirtshaus: Wer die Marktschänke besucht, sollte auf jeden Fall die verschiedenen Biere probieren.

Früher Weinlokal, heute bayerisches Wirtshaus: Wer die Marktschänke besucht, sollte auf jeden Fall die verschiedenen Biere probieren.

(Foto: Rumpf)

Fest auf der Karte verankert sind Weißwürste, Regensburger, die in Dunkelbier marinierten kleinen würzigen Bierwürstl, die mit frischem Meerrettich serviert werden (5,80 Euro) und die gegrillte Stadtwurst (5,50 Euro). Die Beilagen dazu kosten jeweils 1,90 Euro: Zu empfehlen ist das mild-zarte Sauerkraut; der Kartoffelsalat aber schmeckt so, als sei er für den Transport aus dem Stammhaus konserviert worden; da muss nachgebessert werden.

Die Küche experimentiert noch

Von den Speisen, die tageweise auf der Tafel standen, haben der saftige Schweinebraten mit der stattlichen Kruste und die Kässpätzle (8,90 Euro) am ehesten überzeugt. Bei den Schinkennudeln mit Ei (8,90 Euro) hätten erkennbare Schinkenbrocken besser gepasst als die von dünnen Scheiben geschnittenen Späne, die zwangsläufig trocken wurden. Die Surhaxe aber (ohne Beilage 7,90 Euro) hat beim Kochen und Wiederaufwärmen jeglichen Geschmack verloren.

In der Küche wird also offenbar noch experimentiert. Doch wer das Mutterhaus in Perlach kennt, ist sich sicher, dass solche Mängel behoben werden, wenn die Küche einmal wirklich in Anspruch genommen wird. Vorerst kämpfen also hauptsächlich die fünf im Holzfass gelieferten Biere um die Gunst der Besucher. Das "Vollbier Hell" (4,9 Prozent Alkohol) ist ausgesprochen mild und leicht und kostet pro Halbe auch einen ganzen Euro weniger als die anderen Sorten (3,70 Euro). Wer mehr Fülle liebt, wird im "Naturell Dunkel" (5,4 Prozent) eher fündig werden: Dieses ausgesprochen würzige Bier kann sich mit einigen englischen Sorten messen.

Eines der spritzigsten und süffigsten Biere, die in München gebraut werden, dürfte das feinherbe, naturtrübe "Pilsissimus Exportbier" (5,6 Prozent) sein. Mit "Gottfried Jakobs Blondem Bock" (7,6 Prozent), einem samtig herbsüßen, vollmundigen und doch auffallend hellem Bier, hat die kleine Privatbrauerei ein international vorzeigbares Produkt geschaffen. Und auch "Die Wahre Weiße" mit ihrer fruchtigen Note - man glaubt Bananen zu riechen und sogar ein wenig zu schmecken - unterscheidet sich deutlich vom Einerlei der in Bayern produzierten Weißbiere.

Für Weinliebhaber aber, die es in diese ehemalige Weinkultstätte verschlägt, stehen Grüner Veltliner, Pinot Grigio, Edelvernatsch und Merlot parat - in echten Viertelgläsern wie zu Holzbaurs Zeiten.

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