Limani:Ouzo mit dem Wirt

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In der Taverna 'Limani' in Harlaching wird mit Stolz gekocht, ohne die einfache griechische Küche zu verraten. (Foto: Stephan Rumpf)

Zarte Babycalamari, saftige Zucchini-Chips oder die Lammtrilogie: In der Taverna Limani in Giesing gibt es sehr gutes griechisches Essen ohne viel Schnickschnack. Spätestens der Ouzo mit dem Wirt aber macht das Restaurant zu einem Erlebnis.

Von Rosa Marín

Wenn du Griechenland zerlegst, dann merkst du, dass es aus einem Olivenbaum, einem Rebstock und einem Schiff besteht, was bedeutet, dass es sich aus diesen drei Sachen wieder herstellen lässt." Wer verfolgt, wie sich Europas Finanz-Elite mit der neuen, störrischen Regierung in Athen gerade um Milliardensummen fetzt, mag ihr am liebsten zurufen: "Leute, entspannt euch. Das hier ist die Lösung."

Sirtaki statt Schuldenschnitt

Die Worte von Odysseas Elytis, des griechischen Nobelpreisträgers für Literatur, stehen allerschönst an die Wände der Taverna Limani gepinselt, dort, wo Untergiesing und Harlaching zusammenstoßen. Tatsächlich ist dies hier - auch wenn die Formulierung echt platt klingt - ein Ort griechischer Lebensfreude: Sirtaki statt Schuldenschnitt, reichlich Zutaten für diese Ausgelassenheit kommen vom Olivenbaum und vom Rebstock.

Niedrige Mehrfamilienhäuser, aufgeräumte Straßen, grüne Höfe - in dieser bürgerlichen Wohngegend vermutet man erst mal nicht die große weite Welt in Form eines partytauglichen, hervorragenden Restaurants. Hier, rund um den Hochvogelplatz, befindet man sich auf geschichtlich interessantem Terrain. 1928 wurde diese Großsiedlung als soziales Projekt in klar gegliederten Blöcken erbaut. Später, in der Zeit des Nationalsozialismus, entstanden in der Nachbarschaft die sogenannte Frontkämpfer-Siedlung für Veteranen des Ersten Weltkriegs sowie die "Alte-Kämpfer-Siedlung", auch SA-Siedlung genannt, die frühen Hitler-Unterstützern zu günstigen Eigenheimen verhelfen sollte.

Kochen mit Stolz

Das Limani, auf griechisch Hafen, hat hier besonderen Boden angesteuert - und das Experiment ist aufgegangen. Im März vergangenen Jahres eröffnet, ist daraus ein sehr wohlgelittenes Lokal für die Harlachinger Nachbarschaft geworden, aber auch für die ganze Stadt. Weil es sich herumgesprochen hat, dass hier mit hohem Anspruch und großem Stolz gekocht wird - raffiniert, ohne die einfache griechische Küche zu verraten.

Sehr schön zeigt sich dies beim mediterranen Vorspeisenteller (12,90 Euro). Auf weißem Porzellan finden sich Artischockenherzen vom Grill, zarte Babycalamari auf Basilikumpesto, Garnelen im (etwas zu fettigen) Speckmantel sowie Thunfischtatar mit Kapern. Letzteres ist eine echte Entdeckung, es wird mit Sojaöl, Sesam und Wasabi kredenzt, griechisch-japanisch halt. Das Motto der Wirte Georgios Tsagalidis und Kostas Skouloudakis lautet "griechisch essen und meer", sie legen das weit aus. Und finden immer wieder in ihre Heimat zurück. Die Fischsuppe nach Kreta-Art (7,50 Euro) schmeckt zurückgenommen, nicht stark nach Fisch, mit Reis und Gemüse fast bäuerlich. Salz fehlt hier, ansonsten stimmt die Würzung.

Der Kellner gibt Bescheid, wenn besonders schöne Exemplare von Loup de Mer & Co. in der Küche warten. (Foto: Stephan Rumpf)

Wer einen langen Abend mit Freunden in diesem stilvollen Raum unter großen silbernen Lüftungsrohren, an Holztischen bei gedimmten Licht unter Schwarz-Weiß-Fotos an grau getünchten Wänden verbringen möchte, sollte sich immer mal wieder eine der warmen Vorspeisen servieren lassen: Saftige, gebackene Zucchini-Chips mit Tsatsiki etwa (5,50), Florinis-Paprika gefüllt mit Feta (7,50) oder Gavros, knusprig gebackene Sardellen (7,50).

Wer Glück hat, so wie Rosa Marín an diesem Abend, bekommt einen großen Teller mit Jakobsmuscheln auf Pesto und Salat einfach so auf den Tisch gestellt. "Geschenkt, eine übrige Bestellung", sagt die Kellnerin. Quirlig, fröhlich und höchst aufmerksam ist hier der Service. Der Abstand zwischen den verschiedenen Gängen passt perfekt.

Große Portionen und viel Abwechslung

Die Lammtrilogie kommt genau dann, wenn man beginnt, über die Hauptspeise nachzudenken: Krone, Filet und Spieß vom Lavagrill, allerzartest und innen rosa, mit Kräuterkartoffeln und Salat (17,90). Oder das Zanderfilet mit fein abgeschmeckter Olivenöl-Zitronenmarinade, innen auf den Punkt gegart, außen kross (16,50). Ohne Schnickschnack der klassisch-griechische Dyo-Teller: Gyros, kross und dünn wie es sich gehört, und Calamari von ordentlicher Konsistenz (13,90). Groß sind die Portionen, wöchentlich wechselt die Abendkarte - mit etwa sieben Fischtellern und ebenso vielen Fleischgerichten. Und wenn beim Fischhändler besonders schöne Exemplare von Steinbutt, Loup de Mer & Co. vorrätig waren, kommen sie spontan ins Angebot.

Bei den Nachspeisen fällt es schwer, sich zu entscheiden. Soll es Pagoto Kadaifi, Vanilleeis mit karamellisiertem Engelshaar, sein (4,50)? Oder unvergleichliches, hausgemachtes Mastix-Eis aus dem Harz der Pistazienbäume auf Chios? Auch die Weinauswahl von Assyrtiko bis Xinomavro im Limani ist mehr als überzeugend - aber das wäre ein eigenes Kapitel.

Später am Abend wird die Musik aufgedreht, weiße Papierservietten wirbeln durch die Luft, dazu bunte Lichter. Da stellt Wirt Georgios einen Eiskübel mit Gläsern samt einer großen Flasche Ouzo auf den Tisch und seufzt: "Hier möchte ich auch mal Gast sein." Soll er nicht - wir sind lieber seine Gäste.

© SZ vom 05.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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