Verspeisen wir gerade Fast- oder Slowfood? Die Frage ist nicht ganz leicht zu klären, aber wir sind entschlossen, sie in der bonbonfarbenen Taquería Milagros bei Burritos und Quesadillas zu beantworten.
Wer die mexikanische Straßenbar betritt, steht direkt vor der Theke, wo man seine Bestellung aus einer übersichtlichen aber vielversprechenden Karte auswählt - das Prinzip ist bekannt vom Fastfoodrestaurant. Kein Gericht aber liegt fertig vorbereitet hinterm Tresen - alles wird frisch zubereitet. Während wir einen Strich auf unsere imaginäre Slowfood-Liste setzen, bestellen wir Tamarindsaft und Horchata (je 3,50 Euro).
Ganz hinten in dem langen Raum gibt es noch einen freien Tisch. Die Plastikbecher mit den Getränken in der Hand, gehen wir vorbei an Steh- und Sitztischen, an geschwätzigen amerikanischen Touristen und an unzähligen blühenden Kakteen. Das Publikum ist mit 16 bis Mitte 30 relativ jung, es wird neben Deutsch viel Englisch und Spanisch gesprochen. Karibische Musik aus dem Film Buena Vista Social Club ist zu hören.
Fleisch saftiger als üblich bei Fastfood
Die Tamarinde, Hauptbestandteil des einen Drinks, ist eine süß-säuerlich schmeckende Frucht, deren Geschmack etwas an Apfel, Pfirsich und Zitrone erinnert. Das Getränk ist lecker und fruchtig, im Geschmack aber nahe am Multivitaminsaft und daher nicht besonders exotisch. Die Horchata schmeckt schon deutlich ungewohnter. Das mexikanische Erfrischungsgetränk aus Reismilch, Mandeln, Zimt und anderen Zutaten erinnert an Milchreis und sagt uns so zu, dass wir wenig später ein zweites bestellen.
"Die Drei bitte!", schreit die Bedienung nach zehn Minuten quer durch den Raum - unser Essen ist fertig. Wir haben uns für Burrito mit Rindfleisch (5,90 Euro), Quesadillas mit vegetarischer Füllung (5,70 Euro) und Taco mit Ente (2,20 Euro) entschieden. Burritos sind gefüllte Fladenbrote (Tortillas). Unserer ist sehr lecker und saftig (auch das Rindfleisch, was unüblich ist bei Fastfood-Preisen), er ist zwar nur leicht gewürzt, hat dennoch etwas Schärfe. Neben Pfeffer und einer leichten Koriandernote schmeckt man vor allem die Zwiebeln und Tomaten, den Reis und die Avocado heraus. Wie die meisten Gerichte wird auch der Burrito mit einer Joghurt- und einer Salsasauce serviert.
Bei den Quesadillas (ebenfalls ein Gericht aus Tortillas) schmecken wir vor allem den Käse heraus - so, wie es sein soll. Auch sie duften leicht nach Koriander. Die Gemüsefüllung aus Mais, Paprika, Zwiebeln und Auberginen passt gut zusammen, letztere sind aber leider etwas zu roh.
Masken und Skelette
Wer im hinteren Teil der Taquería sitzt, dem winken bizarre maskierte Figuren beim Essen zu. Beim genaueren Hinsehen erkennt man auf einem Board an der Wand die japanischen Manekineko-Katzen, die aufrecht sitzen und mit einer Hand winken. Ihnen wurden kleine Masken im Stil mexikanischer Wrestlingkämpfer aufgesetzt. Daneben stehen kleine menschliche Skelette, wie sie am Tag der Toten Verwendung finden - in Mexiko ist das ein Fest, zu dem fröhlich gefeiert wird. Zusammen mit den vielen Bonbonfarben im Raum schräges, poppiges Ambiente, das gute Laune macht.
Aus den Boxen tönt zum zweiten Mal diesen Abend Chan Chan von Buena Vista Social Club. Offensichtlich ist nicht eingeplant, dass Gäste so lange verweilen, wie wir es tun - also doch Fastfood? Während der vordere Teil des Raums mit den bunten Neonröhren und den beige gekachelten Wänden rauer und urbaner wirkt, ist der hintere Teil in blassen bunten Farben gehalten, und erinnert an farbenfrohe mexikanische Märkte und Häuser.
Die Gerichte machen satt, liegen aber nicht so schwer im Magen, wie man es erwarten würde. Zum Schluss probieren wir noch das Taco mit Ente. Es tropft leider etwas, schmeckt dafür aber äußerst delikat. Wie bei den beiden anderen Speisen, können wir die einzelnen Zutaten (Ente, Zwiebeln, Tomate, Limette) gut herausschmecken - ein tolles Gericht mit einer leichten Räuchernote und ohne Schnickschnack.
Von Immobilien zum Streetfood
Das Essen wird zum Teil im zweiten Restaurant zubereitet, das Besitzer Scott Myers seit drei Jahren in der Nähe des Viktualienmarkts betreibt. Das bietet auch mexikanische Speisen an, ist aber klassischer gehalten und hat eine größere Speisekarte. Myers ist in Los Angeles aufgewachsen und hat die mexikanische Esskultur durch seinen Stiefvater kennengelernt, der gebürtiger Mexikaner war.
Vor einigen Jahren handelte Myers noch mit Immobilien. 2008 zog er mit seiner deutschen Frau nach München und eröffnete bald sein erstes Restaurant, das Milagros. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er die nächsten Jahre neben der Taquería weitere Streetfoodrestaurants eröffnet.
Impressionen aus der Taquería Milagros:Frisch und skurril
Tacos, Salat und Totenköpfe: Die Taquería Milagros am Isartor bietet frisch zubereitetes mexikanisches Essen in urbanem Ambiente. Ein Besuch in Bildern.
Nachspeisen gibt es in der Taquería noch keine; sie sollen aber bald folgen, sagt der Besitzer. Als zum dritten Mal Chan Chan aus den Lautsprechern tönt, ist es Zeit zu gehen.
Auf unserer imaginären Strichliste herrscht Gleichstand zwischen Fast- und Slowfood. Tatsächlich arbeitet die Taquería Milagros nach dem Prinzip "fast und fresh". Es soll schnell gehen, einfach und preisgünstig sein - und wahlweise zum Mitnehmen. Im Unterschied zu Fastfood wird aber alles frisch zubereitet und es wird mehr Wert auf eine gemütliche Atmosphäre im Restaurant gelegt.