Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, da das Restaurant mittlerweile geschlossen ist.
Wer Breitenwirkung entfalten möchte, sollte sich manchmal kurzfassen. Eine Soap funktioniert vor allem dann, wenn man sie gut abkürzen kann. Gute Zeiten, schlechte Zeiten heißt bei Fans nur GZSZ. Und DSDS lässt sich besser vermarkten als Deutschland sucht den Superstar. Da nimmt es nicht wunder, dass auch Kufflers "California Kitchen" da mittun wollte. "Ich war im KCK", hört sich irre weltläufig an, ein wenig Ich-fliege-zum-Christmas-Shopping-nach-New-York-mäßig.
Die Bunte bediente zur Eröffnung im Mai die alte Achtzigerjahre-Vokabel "internationales Flair", was KCK klingen ließ wie MCM, die einstige Münchner Ledermarke, die auch immer weite Welt sein wollte.
Schicker Name, schickes Interieur, schicke Gäste
Betritt man das KCK, findet man tatsächlich viel Weite in der alten Residenzpost. Es gibt den denkmalgeschützten holzvertäfelten Oak Room mit meterhohen Fenstern und den großen Gastraum, der durch indirektes Licht, warmes Holz und beige-braune Polsterbänke Gäste freundlich umfängt. Hausherr Stephan Kuffler und die Ehefrau von Bürgermeister Ude sind mit eigenen Fotografien vertreten, die Gattin von Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt verwirklicht sich ebenfalls künstlerisch.
Eine gute Idee: schicker Name, schickes Interieur, schicke Gäste. Nur, dass es das KCK nicht mehr gibt. Hatte Stephan Kuffler zum Start die kalifornische Küche noch als "gastronomisches Statement für das junge Jahrtausend" bezeichnet, bei dem Eckart Witzigmann beratend zur Seite stand, hat die Realität die Philosophie überholt. Seit drei Wochen heißt das Lokal nun "Kuffler Restaurant Bar Grill". Der Name KRBG hat sich noch nicht etabliert.
Wir waren im Sommer ein paar Mal da und wunderten uns, dass die große Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten auf vier Positionen auf der Karte geschrumpft ist, das Männerfleisch (Rib Eye, Flank, Neck) war weg, alle Burger bis auf einen. Als wir Milchkalb, Hirsch und Bratapfelspritz lasen, ahnten wir, dass etwas mit Kalifornien passiert sein muss. Die freundliche Bedienung sagte, dass viele die Küche nicht verstanden hätten, zu ungewohnt sei sie wohl. Die Gästezahl sei unter den Erwartungen geblieben. Also: neue Karte, neuer Koch. Rudy Leiter aus Südtirol, mit Chi-Chi-Erfahrung im Spago in Los Angeles, kocht, die Pressefrau lässt wissen, dass man nun "erwachsenere" Gerichte anbiete.
Zwischengang mit fünf kleinen "Gabelbissen"
Ganz lösen wollten wir uns nicht vom KCK, bestellten Crab Cakes (17 Euro) und marinierte rote Rübe (14) vorweg, wobei die Krabbenbuletten uns vor allem deshalb überzeugten, weil sie einen distinkten Geschmack hatten. Die Rübe hatte sich der Marinade aus Essig, Öl und Kümmel verweigert. Ein Zwischengang mit fünf kleinen "Gabelbissen" (14) stimmte uns wieder versöhnlich. Angetan waren wir von der Kürbissuppe, leicht geschäumt, mit erdigem Geschmack. Deftig war die Wildbratwurst, das Rindstatar fein vom Fleisch, aber ein wenig überwürzt.
Ein Mittester wählte das Entrecote dry aged (280 Gramm, 36 Euro) mit Gratin und Spinat, was von hoher Qualität war, aber für ein Entrecote zu zäh. Das Milchkalb (29) mit karamellisiertem Spitzkraut hätte auch weniger durch sein dürfen, dafür aber ein wenig wärmer, die Süße des Kohls überlagerte das Fleischaroma zudem unvorteilhaft. Als Dessert wählen wir Dreierlei Crème brûlée (12 Euro), das Trio von Vanille, Schokolade und Tonka schmeckte fein und gut. Das Salzkaramelleis von Bartu, der Schwabinger Bioeismanufaktur (Kugel: 2,50), war gewohnt sensationell.
Beim nächsten Besuch, es ist ein früher Sonntagabend, war das Restaurant nur zur Hälfte gefüllt, Familien mit Kindern waren da, ältere Herrschaften. Als Vorspeise nahmen wir eine geräucherte Jakobsmuschel (18), die auf püriertem Blattsalat lag. Die Jakobsmuschel war zart, die geröstete Curryhaube brachte eine besondere Note herein, was der leicht faden Blattsalatcreme gut bekam. Die Tortilla mit Wintertrüffeln (13) hätte dünner sein können, und irgendwie passten Pilz und Fladen nicht recht zueinander. Als Hauptgang wählten wir einen Burger (19) mit Süßkartoffelsticks. Das medium gebratene Fleisch war locker und kompakt zugleich, der Speck aromatisch. Am Nachbartisch aß ein vierjähriges Kind den Burger ganz, er war ja nicht allzu groß.
Essen mit Blick auf die neue Oper
Eine Freundin aus Hamburg nahm einen eher kleinen halben Hummer (29), der zart war, mit einer feinen Limettennote und gesellschaftstauglich bereits ausgelöst. Der Hummer hätte wärmer sein können. Mehr Wärme hätten wir uns auch vom Service gewünscht, wir blieben nach dem Hauptgang über lange Strecken unbeachtet. Wir waren nachsichtig, die Weihnachtszeit mit all den Feiern fordert ihren Tribut.
Das KRBG zu empfehlen, fällt nicht durchweg leicht. Wir haben gut gegessen, wobei uns unerklärlich blieb, warum so viele Speisen trotz der nahen Küche nur lauwarm ankamen am Tisch. Vor allem aber fragt man sich, warum der Burger 19 Euro kosten muss. Der Umbau soll Millionen gekostet haben, die Pacht immens hoch sein. Gleichwohl, das Fleisch wird nicht besser, nur weil man sommers beim Verzehr die Neue Oper sieht.