Restaurant Konstantin&Friends:Kulinarische Schatztruhe

Restaurant Konstantin&Friends: Das griechische Restaurant Konstantin & Friends in der Tumblingerstrasse im Schlachthofviertel.

Das griechische Restaurant Konstantin & Friends in der Tumblingerstrasse im Schlachthofviertel.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die griechische Küche hat mehr zu bieten als Souvlaki, Tsatsiki und Pommes. Das beweist das Konstantin&Friends im Schlachthofviertel. Hier erklären behandschuhte Hände, was auf dem Teller liegt - anderes ist dagegen etwas simpel gestrickt.

Von Kurt Kuma

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Wer sich sehenden Auges durch Griechenland bewegt, fragt sich ja manchmal, wieso die Speisekarten der Wirtschaften dort so eintönig wirken. Sicher, die Einheimischen können einen mit Verve darüber belehren, dass Jannis eine bessere Moussaka macht als Sotiris. Aber zumindest auf dem Land und auf vielen Inseln bleibt das kulinarische Angebot meist innerhalb des Souvlaki-Tsatsiki-Pommes-Mikrouniversums.

Ein Prinzip, das bekanntlich mit Erfolg nach Deutschland exportiert wurde. Ja, manchmal wird auch hervorragender Fisch geboten, manchmal butterweiches Lamm. Aber warum - Stichwort sehenden Auges - fangen viele Wirte in Griechenland so wenig an mit all den Pflanzen und Kräutern, die oft nur ein paar Schritte entfernt am Wegrand sprießen? Salbei, Rosmarin und wildes Basilikum, Thymian und die mediterranen Gemüsesorten.

Umso überraschender also, wenn man mal wieder "zum Griechen" geht, und alles ist anders. Bei Konstantin und seinen Freunden in der Münchner Tumblingerstraße 36 zum Beispiel. Schon im Eingangsbereich mit Theke werden erlesene Delikatessen und Snacks zum Mitnehmen angeboten. Das weitläufige Kellergewölbe birgt eine fast schon museal präsentierte Fülle üppiger Wurstwaren, verlockender Käse, regalweise in Olivenöl eingelegter bekannter und unbekannter Gewächse (Meerfenchel zum Beispiel).

Schon der Vorspeisenteller lässt alles Gewohnte hinter sich

Dazu Dutzende, ach was, Hunderte Weine von Winzern und Herkunftsgebieten, die man sonst nur aus Reiseführern kennt. Wirt und Namensgeber Konstantin, der Konstantinos Kappos heißt und einst im Vorstand der griechischen Telekom saß, hat das gewiss nicht unterversorgte München um eine kulinarische Schatztruhe erweitert.

Wir waren daher gespannt, was der Küchenchef des Restaurants im Erdgeschoss aus diesem Warenkosmos zaubern würde. Schon der Vorspeisenteller für zwei Personen (18,50 Euro) ließ alles Gewohnte hinter sich. Etwas Gemüse in krossem Blätterteig, eine zarte Mousse aus gelben Erbsen, eine perfekt ausgewogene, schneeweiße Creme aus Fischrogen (Taramas) sowie eine harmonische Kombination aus Linsen und karamellisierten Zwiebeln boten einen überzeugenden Auftakt des Konzepts Griechisch plus X.

Restaurant Konstantin&Friends: Im Kellergewölbe werden griechische Delikatessen fast pompös präsentiert.

Im Kellergewölbe werden griechische Delikatessen fast pompös präsentiert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Dazwischen Kleinigkeiten wie Kapern - Moment, frittiert nämlich, und als solche höchst ungewohnt. Einen Blattsalat mit Oktopus empfanden wir dagegen als wenig inspirierend, das Gemisch wirkte wie ein durchgewalkter Ceasar's Salad und war bei einem weiteren Besuch von der Wochenkarte verschwunden.

Von den Hauptspeisen versuchten wir zwei Fischvarianten, ein Risotto mit Bottarga, also mit Fischrogen von der Meeräsche, der rein äußerlich kleinen Schinkenstücken ähnelt. Die Konsistenz des tiefgelben Reisgerichts war perfekt, cremig und doch mit Biss, doch leider verblasste der Geschmack des Rogens unter der Wucht von zu viel Zitronenschale. Solide zeigte sich ein gebratenes Doradenfilet mit Minze, Kürbiskernöl und Zitronengrasschaum, wenngleich hier der Griechenlandbezug arg weit aus dem Blick geriet (17,50).

Qualitativ überzeugten uns zarte Stücke vom Bio-Schwein (19,80) sowie butterweiches Lammfleisch, dessen zunächst erschreckend klingende Kaffee-Kardamom-Sauce ein exotisches Geschmackserlebnis bot (23,50). Den Zutaten, der Kombinationslust des Kochs möchten wir Bestnoten vergeben, ebenso den Konsistenzen, knusprig war knusprig, cremig war cremig.

Erweiterung des griechischen Geschmacksraums

Und doch: Wir vermissten bei den Hauptgerichten etwas Raffinesse. Vielleicht lag es an dem pompösen Eindruck, den der Ladenbereich machte, vielleicht auch an der stattlichen Preislage, jedenfalls kamen uns einige Gerichte ein wenig simpel gestrickt vor: Fisch oder Fleisch mit Sauce und Beilage, schön kombiniert, aber wenig gezaubert. Da wirkte es fast deplatziert, wenn mit weiß behandschuhten Fingern erklärt wird, was auf dem Teller liegt.

Die Erweiterung des griechischen Geschmacksraums gelang auch bei den Nachspeisen. Ein in Blätterteig gewickeltes Loukoumi (gelierter Sirup) mit Basilikum-Sorbet sowie einen luftigen Schokoladen-Flan sollte man auch gesättigt nicht verschmähen. Allerdings erhöhen die Desserts die Rechnung pro Posten um fast schon übertriebene acht bis elf Euro.

Den Service erlebten wir generell überaus freundlich und zugewandt, wenngleich noch nicht perfekt eingespielt. An einem quirligen Samstagabend blieb der bestellte und vom Barmann eingeschenkte Wein schon mal von den Kellnern unbeachtet am Tresen stehen.

Die Auswahl der Weine betreffend waren, so viel sei offen gestanden, zumindest wir dem Personal ausgeliefert. Die Karte ähnelt eher einem Geografie-Lexikon. Wer weiß schon, dass es auf der Insel Santorin nicht nur Vulkansand, sondern auch Spitzenwinzer gibt? Wir lernten es bei zwei Gläsern Sigalas aus einer Magnum-Flasche für stolze 5,40 Euro der Zehntelliter.

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