Restaurant Kismet:Eine Schatztruhe voller Aromen

Restaurant Kismet: Schön anzusehen und stimmig präsentiert - das Essen im Kismet.

Schön anzusehen und stimmig präsentiert - das Essen im Kismet.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Orientalisches Ambiente, Münchner Flair und vegetarische Küche: Sandra Forster hat ein Gespür dafür, was das jüngere Publikum will.

Von Florian Fuchs

In Restaurants, in denen sie Fleisch anbieten, erzählen sie dem Gast ganz gerne, dass sie das Rindvieh praktisch noch beim Namen gekannt haben, bevor es auf den Teller kam. In einem vegetarischen Restaurant ist es einigermaßen schwierig, mit jeder Hülsenfrucht per Du zu sein, aber Sandra Forster mag so etwas ohnehin nicht. Die Chefin im Kismet erzählt solche Geschichten nicht gerne, sie kauft ihr Gemüse nicht ausschließlich beim Bauern ihres Vertrauens, sie kauft auch nicht alles bio: "Das ist doch Quatsch", sagt sie. Sie kauft halt einfach ein, wie es sich in einem Restaurant mit Anspruch gehört: Sie nimmt das gute Zeug, und dann soll es der Gast sich schmecken lassen.

Anderen Dogmen aufzuzwingen, damit also hat es die Veganerin Forster nicht so, deshalb gibt es im Kismet auch Produkte aus Schafs- und Ziegenmilch. "Ich will niemanden missionieren, das ist öde." Dafür hat sie es umso mehr mit ihrem Näschen: Die 42-Jährige hat ein Gespür dafür, was vor allem das jüngere Publikum in München will, und ganz offensichtlich wollte dieses Publikum ein orientalisch-vegetarisches Restaurant mit angeschlossener Bar, das schon nach Morgenland aussieht, aber gar nicht kitschig eingerichtet ist.

Ausnahmen gibt es nur bei Salaten

Und in dem die Speisen wie im Orient in Schalen und Töpfen und Silbertabletts an den Tisch kommen, in dem es aber trotzdem - mitten in der Altstadt in der Löwengrube - ein Münchner Flair hat. Wer speziell am Wochenende einen Platz reservieren will, sollte langfristig vorausplanen.

Die Küche im Kismet ist nicht auf ein Land spezialisiert, auf der Karte stehen Speisen aus Regionen, die man im weitesten Sinne orientalisch nennen kann. Gözleme, mit Thymianpaste und Sesam oder Ziegenkäse und Spinat gefüllte Fladenbrote aus der Türkei. Thali, verschiedene Currys mit Reis und Papadam aus Indien, oder Tajine, Schmorgerichte im Tontopf aus Nordafrika. "Wir bringen das Essen so auf den Tisch, wie es auch in den verschiedenen Ländern gekocht wird", sagt Forster. Wobei das schon wieder schwierig ist, wo etwa in Indien das Curry an jeder zweiten Ecke anders schmeckt.

Worum es Forster geht: Die Gerichte sind nicht eingedeutscht. "Wir würzen das schon so, wie sie es in Indien oder der Türkei oder sonstwo auch machen würden." Nur bei Salaten und Desserts macht die Küche eine Ausnahme: Der Wildkräutersalat mit Mandelsplittern, Orangen und Berberitzen etwa hat kein Vorbild aus dem Orient. "Ein bisschen Freestyle", sagt Forster.

Smaragdgrüne Kacheln und viele Kerzen

Sie hat die Karte zusammengestellt, kocht aber kaum selbst, sondern schaut regelmäßig nach dem Rechten in der Küche. Die 42-Jährige hatte das Konzept des Restaurants schon lange im Kopf, ihr Mann stammt aus der Türkei. Als die Konditorei Segl direkt gegenüber vom Polizeipräsidium schließen musste, hatte sie auch die richtigen Räume.

Hinten im Speiseraum haben Forster und ihre Partner die alten Kacheln der Bäckerei mit einem satten Smaragdgrün überstrichen, sie haben die Tische eng zusammengestellt und viele Kerzen darauf platziert. Ein bisschen sieht der Raum mit dem Oberlicht und der Form einer Schatztruhe aus wie ein Gewächshaus, das passt ganz gut zum vegetarischen Essen. Und es hängt ein konstantes Gemurmel in der Luft, weil die Kacheln die Gesprächsfetzen der verschiedenen Tische mit Wucht in den Raum zurückwerfen.

Das Gemurmel klingt im besten Sinne nach orientalischem Markt, Akustikmatten unter der Sitzbänken sorgen allerdings dafür, dass die Lautstärke dann doch auf die bewährte Geräuschkulisse eines heimischen Biergartens gedimmt ist. Orientalisches Ambiente, Münchner Flair.

Zwischen Hipster-Volk und Touristen

Forster weiß, wie sie ein Restaurant aufziehen muss, die Frau hat schon einiges auf die Beine gestellt, das Restaurant Zappeforster am Gärtnerplatz etwa, Clubs und Bars wie das Café King in der Müllerstraße und das Kong zwischen Hauptbahnhof und Stachus. Das Kismet ist wohl auch deshalb nicht nur ein Restaurant. Im ersten Stock ist eine Bar eingerichtet, die Drinks kann man sich auch an den Tisch bestellen zu Mezze mit geräuchertem Auberginenragout und Kokosmilchreis mit Aprikosenkompott und Zimt. Die Barkeeper mixen unter anderem einen Beirut Punch mit Rum, Honig und Muskat und einen Marrakesch Mule mit Ayurveda Gin, Kardamom und Ingwerlimonade. Das wiederum sind alles Zutaten aus dem Orient. "Aber das sind schon unsere Kreationen", sagt Forster.

Im Kismet sitzt nicht nur Hipster-Volk, auch Touristen finden zahlreich zu dem etwas versteckten Restaurant. Besonders gut kommt es offenbar bei Frauen an, die einen großen Teil der Gäste ausmachen. "Das ist aber schon okay", sagt Forster. "Die bringen dann ja auch mal ihre Männer mit."

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