Jack Glockenbach:Ein bisschen Mekong-Delta im Viertel

Vietnamesisches Restaurant Jack Glockenbach

Farbenfroh zubereitet und lecker sind die Speisen im Jack Glockenbach.

(Foto: Privat, Jack Pham)

Ein kleiner Vietnamese im Glockenbachviertel, der noch nicht von Münchens Yuppies eingenommen ist und fantastisches Essen zubereitet: Das Jack Glockenbach ist eine echte Entdeckung - und seine Preise überraschend günstig.

Von Beate Wild

Zugegeben, ins Jack Glockenbach sind wir eher zufällig gestolpert. Beim Vorbeigehen ist uns das kleine vietnamesische Restaurant aufgefallen. Es liegt gegenüber vom Kraftakt und der Schnellen Liebe am Anfang der Thalkirchner Straße. Der Hipster-Club Yip Yab und Münchens immer noch legendäres Absturzlokal Pimpernel befinden sich nur ein paar Meter weiter.

Erst seit Sommer 2013 gibt es diesen kleinen Vietnamesen. Und obwohl Wochenende ist, sind um 20 Uhr erst drei Tische besetzt, was sich im Laufe des Abends allerdings noch ändern wird. Freundlich werden wir an einem Zweiertisch platziert. Das moderne Ambiente mit viel Holz und gedeckten Farben erinnert an eine Cocktail-Lounge und dürfte für hippe Münchner gleich die richtige Wohlfühlatmosphäre schaffen.

Auch auf den zweiten Blick überrascht das Jack Glockenbach positiv. Auf der Karte stehen nicht nur vegetarische Gerichte, auch vegane Variationen werden angeboten, was in München bei weitem noch nicht selbstverständlich ist. Wir wählen jedoch Jack's Frühlingsrollen (5,90 Euro), die mit gegrillten Garnelen, Schweinefleisch, Gemüse und Glasnudeln zubereitet und frittiert sind. Außerdem Sommerrollen (4,90 Euro), in Reispapier gefülltes Gemüse mit Tofu, Reisnudeln und Kräutern. Beides wird mit je einer speziellen Soße zum Tunken serviert und ist der ideale Appetizer.

Während wir auf das Hauptgericht warten, zieht ein großer Flachbildfernseher an einer der Wände unsere Blicke auf sich. Dort läuft in Dauerschleife eine Kochsendung, in der ein offenbar bekannter vietnamesischer Koch vor wechselnder Kulisse (Strand, Gemüsemarkt, Mekong-Delta) asiatische Köstlichkeiten kredenzt. Schaut man anfangs noch begeistert zu, wird man, wenn man hungrig auf sein Essen warten muss, etwas ungeduldig.

Doch das Warten lohnt sich. Als vegetarisches Hauptgericht haben wir "Reisbauer" (11,90 Euro) bestellt. Gebratenen Naturtofu mit Süßkartoffeln und Zitronengras in einer herzhaften Kokos-Curry-Sauce. Es ist frisch zubereitet und geschmacklich fein abgestimmt. Wir sind äußerst zufrieden. Auch die "Feurige Ente" (13,90 Euro), die in einer roten Curry-Sauce mit verschiedenen Gemüsesorten kommt, ist ein Gedicht. Sie steht als "sehr scharf" auf der Karte, ist jedoch an europäische Geschmäcker angepasst. Die Portionen machen zudem sogar Gäste mit etwas größerem Appetit satt. Zum Essen trinken wir übrigens einen Grünen Veltliner (6,70 Euro) und ein Radler (3,50 Euro). Es gibt auch Cocktails im Jack Glockenbach, doch die Happy Hour (bis 19.30 Uhr) haben wir dieses Mal leider verpasst.

Wie in Vietnam üblich, kann man im Jack Glockenbach auch die typischen Nudelsuppen sowie Variationen von Nudelgerichten essen. Inhaber Jack Pham empfiehlt hier seine Spezialität "Pho Xao Bo": Vietnamesische Reisbandnudeln mit gebratenem Rindfleisch, vietnamesischem Bärlauch, Zwergtomaten, Gemüse & Kräutern und einer speziellen Soße.

Das Publikum in dem kleinen, feinen Lokal ist übrigens überraschend lässig und entspannt. Ein älterer Herr, Typ Boxer, sitzt mit Jogginghose da, zwei Erasmusstudentinnen kichern aufgeregt und freuen sich wohl auf die bevorstehende Partynacht, und eine asiatische Freundesgruppe bestellt fast die komplette Karte rauf und runter und verbreitet gute Stimmung.

Als Dessert teilen wir uns frische Früchte mit Vanilleeis und Grand Manier (6,80 Euro) - für mehr sind wir einfach schon zu satt. Vielleicht hätten wir auch ganz auf den Nachtisch verzichten sollen, denn es dauert ewig, bis er auf den Tisch kommt und ist zudem eher einfallslos. Als Wiedergutmachung für die lange Wartezeit gibt uns der Kellner dann aber zwei Ramazzotti aus und hat uns damit gleich wieder versöhnt.

Zum Schluss zahlen wir 55,60 Euro. Für das wirklich gute Essen und die sonst so unverschämten Münchner Preise ist das richtig günstig. Das Jack Glockenbach ist eine echte Bereicherung für das Viertel - von dem etwas trivialen Namen sollte man sich nicht abschrecken lassen.

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