Süddeutsche Zeitung

Restaurant "Irmi":Der Trend geht zum Neo-Bayern

Mit dem "Irmi" legt sich ein weiteres Hotel ein Restaurant mit lokaler Küche zu. Damit will das Le Méridien am Hauptbahnhof auch Münchner Gäste anlocken.

Von Franz Kotteder

Die Irmi ist recht grad heraus, sie steht oben auf der Bühne und fragt den Steffen Marx, ob er verwandt sei mit dem Karl oder aber ein Sohn vom Kardinal? Weder noch, sagt Steffen Marx, er sei vom Giesinger Bräu und liefere hier das Bier. Worauf dann das Duo Zwoa Bier den musikalischen Teil des Abends eröffnet. Marx findet, das passe sehr gut zu einem Wirtshaus am Bahnhof, wo man ja öfter mal warten müsse, "und warten, das bedeutet in München mindestens zwei Bier". Das Wirtshaus aber ist das Restaurant Irmi und befindet sich im 381-Betten-Hotel Le Méridien an der Bayerstraße, mit einem eigenen Zugang von der Goethestraße her, denn man will auch Münchner als Gäste.

Wenn an jedem Eck ein neues Hotel eröffnet wird und jede Bettenkette immer effizienter wirtschaften muss - wie schafft man es dann, unverwechselbar zu sein? Wie bleibt man dem Gast im Gedächtnis, wenn schon die Standardzimmer verwechselbar werden? In München haben die Hotels anscheinend ein Geheimrezept gefunden: den Neo-Bayern als Hotelrestaurant. Das Luxushotel Roomers hat sich neben seinem Edeljapaner Izakaya auf der Straßenseite gegenüber gleich noch das Servus Heidi gesichert, in dem bayerisch für ein zumeist jugendliches Publikum gekocht wird. Im neuen Steigenberger zu Schwabing gibt's das Restaurant Valentinum, wo man zum Beispiel "Pulled Bauernente" essen und diverse Craft-Biere trinken kann. Und die zwei Hotels Cristal und Dolomit haben sich direkt am Hauptbahnhof die Münchner Stubn zugelegt.

Und nun also noch die Irmi. Es gibt sie nicht wirklich, auch wenn sie am Eröffnungsabend von der Schauspielerin Ursula-Maria Rehm verkörpert wird. Aber so eine mütterliche Wirtin hatten die Hotelleute halt im Hinterkopf, als sie das Konzept für ihr neues Restaurant ausbrüteten. Modern sollte es sein und bayerisch zugleich, deshalb gibt es zum Beispiel einen Stammtisch und ein Nebenzimmer, eine lange Bank zur Linken, kleine Tische mit Barhockern zum Innenhof hin.

Die Karte ist ausgesprochen regional, es gibt eine Grießnockerlsuppe, ein Münchner Schnitzel vom Kalb und auch einen Wammerl-Krustenbraten. Der sonst in der Hotelgastronomie weltweit allgegenwärtige "Cesar Salad" fehlt völlig, stattdessen findet man zum Beispiel ein Tiroler Semmelknödel-Gröstl auf der Karte. Da wird er spitzen, der Übernachtungsgast aus den USA.

Er findet aber immerhin ein Sierra Nevada Pale Ale auf der Getränkekarte, die ansonsten von Bieren der Giesinger Brauerei dominiert wird - wenn schon regional, dann richtig. Das ist in bayerischen Lokalen der Stadt nicht oft der Fall, weil die ja fest in der Hand der großen Brauereien sind. Insofern hat das Irmi da ein Alleinstellungsmerkmal, das ihr die anderen Hotelketten sicher nicht so leicht streitig machen können.

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Quelle:
SZ vom 10.11.2018
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