Restaurant Irmi:Neobayer mit Höhen und Tiefen

Restaurant Irmi: Im Irmi an der Goethestraße stehen stehen unter anderem Giesinger Biere und diverse Craft-Beer-Sorten auf der Getränkekarte.

Im Irmi an der Goethestraße stehen stehen unter anderem Giesinger Biere und diverse Craft-Beer-Sorten auf der Getränkekarte.

(Foto: Catherina Hess)

Das Ambiente im Irmi ist zum Wohlfühlen, auf den Tisch kommen bayerische Schmankerl in modernen Varianten. Eigentlich verstehen die Köche ihr Handwerk - doch mitunter misslingen ihnen Gerichte.

Von Pep Rooney

Der Trend, bayerische Küche in einer neuen Form anzubieten, hält an. Schon seit ein paar Jahren ist in München zu beobachten, dass sich junge Gastronomen bemühen, traditionellen Gerichten zu neuer Beliebtheit zu verhelfen. Besonders trendy ist es dabei, dem Lokal einen Vornamen zu geben. Vergangenen Herbst hat sich das Hotel Le Méridien am Hauptbahnhof ein neues Lokal zugelegt und das Konzept des Hotelrestaurants komplett umgekrempelt. Es folgt dabei anderen Hotels, die sich schon etwas länger mit einem Neobayern als kulinarischem Aushängeschild schmücken.

Warum auch nicht? Reisende, die nach München kommen, verlangen oft genug explizit nach heimischer Küche. Und mit dem Irmi kommt das Hotel diesem Wunsch entgegen - allerdings mit der Vorgabe, auch ein Lokal für die Münchner zu sein. Nicht umsonst hat das Irmi einen extra Eingang an der Goethestraße. Wer es von dort betritt, wird freundlich in Empfang genommen und zu seinem Tisch gebracht - und ist zunächst vom Ambiente angenehm überrascht.

Die Einrichtung im Irmi ist modern, mit hohen dunklen Decken, einem insgesamt eher gediegenen Ambiente und ein paar auflockernden Elementen, wie zum Beispiel einer Wandverkleidung aus bunten Filzrauten. Die Glasfront an einer Seite bietet einen Blick in den gepflegten Hotelinnenhof, in dem während der Freisitzsaison Gäste auch draußen tafeln können. Der Gast fühlt sich auf Anhieb wohl im Irmi, das weckte die Vorfreude auf die "modern Munich kitchen", die hier versprochen wird. Ebenso erfreulich ist, dass die Küche hauptsächlich von Produzenten aus der Region beliefert wird - auch so ein Trend, der gerne noch mehr Nachahmer finden darf.

Um es vorweg zu nehmen: Kochen kann die Crew im Irmi eigentlich, zeigte das bei unseren Besuchen aber nicht anhand aller Gerichte. So gefielen bei den Vorspeisen zum Beispiel das Seesaiblingstatar (12,90 Euro) wegen seiner ausgewogenen Kräuterwürze und feinen Säure, die Brotaufstriche (5,90) aus Apfelgriebenschmalz, Obazda und Kräuterrahm sowie die zarten Kalbspflanzerl mit lauwarmem Kartoffel-Gurkensalat (8,40). Die sous-vide gegarte Ente auf Blaukraut, serviert mit je einem kleinen Kartoffel- und Semmelknödel (22,40), bekommt man wohl nicht zarter hin, ebenso den Kalbsrollbraten (18,80) oder das Rinderfilet (36). Alles vorbildlich soweit.

Aber nichts kommt offenbar ohne eine Kehrseite aus. Eine Spargelcremesuppe (6), die wir probierten, glich eher einem zu kurz gezogenen Spargeltee, den wir mangels Geschmack nicht aufessen wollten (und dankenswerter Weise auch nicht bezahlen mussten). Das als Beilage zum Steak servierte Karottengemüse war ölig (warum eigentlich?), der Spinat zu üppig in Sahne getränkt (wie kommt's?). Schlimmer noch war die Soße zum Schweinebraten, die den Genuss eines perfekt gegarten, supersaftigen Wammerls mit knuspriger Kruste (13,40) schlicht und ergreifend zum Ärgernis machte. Sie war so unnatürlich dickflüssig und überwürzt-salzig, dass der Eindruck entstand, sie bestehe vornehmlich aus fertiger Demi-glace. Einmal kam das Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln (18,80) leider fast kalt an den Tisch. Offensichtlich stand es schon eine Weile herum, bis die Gerichte der anderen Gäste fertig waren. An einem anderen Abend war es umgekehrt: Die Vorspeisen der Testesser kamen etwa zehn Minuten zeitversetzt - was bei Lokalen jedweder Kategorie ein Allzeit-Gehtgarnicht ist.

Weil man als Kostproben-Autor die Restaurants ja öfter besucht, bekamen wir einmal auch ausreichend Zeit, uns das Lokal vor dem Essen genauer anzuschauen. Denn nach der Bestellung kamen zwar rasch die Getränke, aber dann passierte eine Dreiviertelstunde genau: nichts. Zwischen Vor- und Hauptspeise dann verging an zwei Abenden eine halbe Stunde. Auf Nachspeisen verzichteten wir wegen dieser Wartezeiten jeweils - man will ja auch irgendwann wieder nach Hause. Was da in den Abläufen nicht stimmte, wusste auch das überaus zuvorkommend agierende Personal nicht zu sagen. Und man will als Gast ja auch nicht zu viel meckern. Wenn wir aber einen Teller nicht leer aßen, wurden wird fast demütig danach gefragt, was denn nicht recht gewesen sei. Weil wir nach einer ehrlichen Antwort nicht ein weiteres Mal den Satz "die Geschmäcker sind verschieden" hören wollten, ließen wir das in anderen Fällen mit der Ehrlichkeit lieber bleiben.

Schade, liebe Irmi, dass es mit uns irgendwie nicht geklappt hat. Aber keine Sorge: Wir kommen schon noch mal vorbei. Denn die Auswahl an Giesinger Bieren und diverser Craft-Beer-Sorten, die gut ausgesuchte (wenn auch gschmackig kalkulierte) Weinkarte, das coole Ambiente im Lokal und die zentrale Lage am Hauptbahnhof machen sich immer gut für ein Feierabendgetränk.

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