Caribbean Embassy:Sommergefühl im Westend

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Karibische Küche im Medienpark in der Schwanthalerhöhe. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Winter nervt, aber eine Flucht nach Kuba, Jamaika oder Barbados ist nicht drin? Das Restaurant Caribbean Embassy besticht mit exotischer Küche und erlesenen Rum-Sorten.

Von Kurt Kuma

Wenn die Kälte des Winters in die Knochen dringt, kommt schon mal Sehnsucht auf nach Sonne, Strand und Wärme. Ein Ausflug in die Karibik, das wär's doch jetzt. Doch zur Insel Saint Martin zum Beispiel kostet es über Paris zurzeit um die 1700 Euro. Etwas günstiger liegen Kuba, Jamaika oder Barbados. Und dann noch Unterkunft, Zeitverschiebung und all die weiteren Mühen einer Fernreise. Eine deutlich weniger umständliche und durchaus Erholungswert bietende Alternative gibt es neuerdings mitten in München. In der Ganghoferstraße 68.

In einem loftartigen Hinterhaus nahe der Bahngleise hat die Caribbean Embassy eröffnet. Ein weitläufiger Gastraum mit stellenweise schwindelerregender Deckenhöhe und heller Ziegelwand empfängt den Besucher. Die Tische stehen in angenehm großen Abstand und mittendrin eine leuchtende Bar. Der Stil des Hauses ist modern, mehr Lounge als Strandbude, mehr Barbados als Honduras. Über die Flachbildschirme, die Bilder aus der Karibik zeigen, lässt sich streiten. Aber spätestens nach dem Aperitif, zum Beispiel Rum mit Ginger Ale, Limettensaft, Angostura und einem Stück Rosmarin, dessen würziger Duft beim Kosten in die Nase steigt, passt auch die digitale Untermalung ins Konzept.

Offensives Spiel mit fruchtigen Aromen

Ran also an die Speisekarte, die etwas albern als iPad ausgehändigt wird, das man mit eifrigem Tippen schnell zum Absturz bringt. Und das sei vorab gesagt: Dieses Lokal ist nicht für Menschen geeignet, die Früchte in Vor- oder Hauptspeisen als Fremdkörper ansehen. Das offensive Spiel mit fruchtigen Aromen, von Hibiskus über Papaya bis zur Mango ist Grundprinzip des Küchenchefs - zur großen Freude jener Esser, die ungewohnte und freche Kombinationen schätzen.

In dieser Hinsicht noch vergleichsweise zahm fanden wir unter den Vorspeisen einen Avocado-Papaya-Salat mit gegrilltem, geheimnisvoll dunkel mariniertem "Jerk-Hähnchen". Ein absolut solides Gericht, wenngleich die Fruchtscheiben etwas lieblos neben Grillgut drapiert waren (12 Euro). Deutlich mehr "Oha" entlockte uns gebratener Thunfisch auf lauwarmen Süßkartoffel-Scheibchen. Dessen milde Ingwer-Vinaigrette brachte einen kräftigen Schuss Exotik in den Abend (14,80 Euro). Eine echte Überraschung erlebten wir mit einem harmlos klingenden und optisch unauffälligen Schälchen marinierter Shrimps plus Salat. Die eingelegten Krustentierchen strahlten dank einer raffinierten, leicht zitronigen, aber unaufdringlich säuerlichen Marinade eine enorme Frische aus. Auf der Zunge machte sich, kein Witz, ein fast schon suchtgefährliches Kribbeln breit.

Gewöhnliche Speisekarten gibt es im Caribbean Embassy nicht mehr, das Essen wird auf dem Tablet ausgewählt. (Foto: Stephan Rumpf)

Berauschende Kombinationen

Auch die Hauptspeisen erzeugten keine Langeweile, wenngleich es auch hier Unterschiede auf der Exotik-Skala gab. Opulent zeigte sich eine Entenbrust mit Pok-Choy und Süßkartoffelgratin. Das Fleisch war perfekt rosa gegrillt und die Haut knusprig, was ja oft misslingt, wenn es zwischendurch abgedeckt herumsteht (23 Euro). Leider war das Gemüse mit einer wenig ausdrucksstarken weißen Kokoscreme übergossen, die abfiel gegen eine zur Ente gegebenen, angenehm zwischen herb und süß balancierten Tamarinden-Rum-Sauce. Von Letzterer hätte man gerne mehr gehabt. So kam es, dass - wie sagt man doch gleich? Das Bessere schlägt das Gute - wir ein Fischgericht zu unserem Favoriten erwählten: Eine stattliche Schnitte vom "Mahi mahi", zu Deutsch Goldmakrele, mit Brotkruste überbacken und - jetzt nicht erschrecken - mit Kochbanane und Rosinen angerichtet (24 Euro). Die Kombination war berauschend, wie gesagt: für Gaumen, die gerne mal Zutaten vermengt genießen, die in Mitteleuropa üblicherweise streng getrennt werden.

Eine überschaubare Vielfalt an Weinen wird im offenen Ausschank angeboten, was ja grundsätzlich die Entscheidung erleichtert. Wir bevorzugten eindeutig Grünen Veltliner und Riesling gegenüber zum Beispiel einer vom Kellner vorgeschlagenen Malvasia-Chardonnay-Mischung aus Italien. Dahinter steckte nicht Lokalpatriotismus, sondern die Vorliebe, fruchtige Aromen mit Säure zu kontrastieren statt mit noch mehr Frucht anzureichern.

Auch die Nachspeisen überzeugten dank Umfang und Tropen-Faktor. Sowohl ein Rum-Rosinen-Eis mit Kokostarte als auch eine Kugel Halbgefrorenes auf Fruchtcreme riefen förmlich nach Begleitung aus dem seitenlangen Angebot zum Teil erlesener Rum-Sorten auf der Getränkekarte. Darunter hausgemachte, mit Banane oder Hibiskus aromatisierte Getränke, die wir allerdings ausschlugen. Zu verlockend erschien uns ein 15 Jahre im Fass gereifter Rhum Agricole aus Guadeloupe. Er sorgte für die letzte nötige Restwärme, um wenigstens an diesem Abend dem Winter Mal so richtig adieu zu sagen.

© SZ vom 26.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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