Restaurant Belicious:Wagyu-Hack im Brezn-Brötchen

München wird zur Burgerhauptstadt: Sieben neue Bratereien haben alleine im Jahr 2013 eröffnet. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, will man bei der Konkurrenz bestehen. Das Belicious in Haidhausen setzt auf ein Baukastenprinzip und serviert Rind aus der Herde von Sepp Krätz.

Von Thierry Backes

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Würde München sich nicht schon als Radlhauptstadt vermarkten, die Stadt könnte sich längst auch zur Burgerhauptstadt erklären. Man kann das schon daran ablesen, dass es kaum noch ein Restaurant gibt, das internationale Küche anbietet und keinen Hamburger auf der Karte stehen hat. Das gilt selbst für edle Stuben wie das neue Kufflers California Kitchen an der Oper oder das Kochspielhaus an der Rumfordstraße, das vor einem Jahr mit höchsten Ansprüchen startete und mittlerweile ganz offen auf Hacksteaks setzt.

Wie sehr der Trend zum Hype geworden ist, zeigt nicht zuletzt die Statistik: Alleine im Jahr 2013 haben mindestens sieben neue Läden eröffnet, die sich ganz dem Burger widmen: die zweite Filiale des Burger House etwa, die Hamburgerei, das Taste My Burger, das Ruff's Burger, das Burger & Bier und der Rotkäppchen Burgergrill.

Will man sich von der Konkurrenz absetzen, muss man sich schon etwas einfallen lassen - womit wir beim Belicious in Haidhausen wären. Das Restaurant verdient schon deshalb eine Erwähnung, weil es in unmittelbarer Nähe zum gefühlten Marktführer eröffnet hat, zum ersten Burger House also, das den Trend maßgeblich angeschoben hat - und das so gut läuft, dass man schon Wochen im Voraus reservieren muss. Wie dessen Betreiber setzt Belicious-Chef Benedikt Proeller, 33, auf frisches Fleisch aus der Region, auch seine Burger waren mal "glückliche bayerische Weiderinder", so zumindest steht es in der Karte, die in Papierform auf dem Tisch ausliegt.

Pommes aus dem Ikea-Blumentopf

Wer sich für einen Standard-Burger entscheidet, macht im Grunde nichts falsch. Für 8,50 Euro bekommt man etwa den "Mädchen Burger" (mit Käse, Pilzen, Salat und Tomate), für 15 Euro den "Fat Sack" (mit 250 Gramm Fleisch, Bacon, Zwiebeln und Chili con Carne). Dazu gibt es eine angemessen große Portion Pommes aus industrieller Produktion, die dem Burger auf keinen Fall Konkurrenz machen will, selbst wenn sie in Ikea-Blumentöpfen aus Blech serviert wird.

Das Stichwort Ikea bringt uns wiederum dem eigentlichen Thema näher. Das Besondere am Belicious ist nämlich sein Baukastenprinzip. Der Gast kann sich seinen Burger "pimpen", also selbst zusammenbauen, indem er sich etwa für ein Brezn-Brötchen entscheidet oder für ein glutenfreies (3,50 Euro Aufpreis), indem er sich das Burger mit einen Portobello-Pilz (1 Euro) dekorieren lässt, mit Cheddar-Käse (50 Cent) oder mit karamellisierten Zwiebeln (75 Cent).

Entscheiden muss er sich aber vor allem beim Fleisch: Neben dem glücklichen Weiderind (7 Euro für 125 Gramm, 10 Euro für 250 Gramm) stehen mageres Bisonfleisch (12 bzw. 16 Euro) und Wagyu-Rind (13 bzw. 18 Euro) auf der Karte. Dass hochwertiges Fleisch zu Hack verarbeitet wird, kann man natürlich als dekadente Münchnerisierung eines einfachen Snacks ablehnen. Proeller sieht darin eher eine sinnvolle Weiterentwicklung, die den amerikanischsten aller amerikanischen Imbisse auch einem gehobenen Publikum schmackhaft macht.

Wagyu-Fleisch ist etwas für Puristen

Sicher ist: Das zarte Wagyu-Fleisch, das aus der Herde von Wiesn-Wirt Sepp Krätz stammt, und das geschmacksintensive Bison-Fleisch vom Bio-Bauern sind etwas für Puristen. Es macht wenig Sinn, das teure Fleisch zu wählen und es dann mit einer halben Avocado (1 Euro extra) zu belegen, wie wir es probierten. Denn für diese Variante sind das saftige Rindfleisch in Kombination mit der hauseigenen Cocktailsauce mehr als gut genug. Ausgezeichnet fanden wir die würzigen Buffalo Chicken Wings (7,50 Euro), zu der man uns eine süchtig machende Blue-Cheese-Sauce brachte (leider nicht wie gewünscht als Vorspeise, sondern gleichzeitig zum Burger).

Sei es drum: Das Belicious ist, nicht nur preislich, die erste ernstzunehmende Konkurrenz für das Burger House. Sowohl das Fleisch als auch die hausgemachten Buns (Brötchen) sind von bester Qualität. Wer hohe Maßstäbe an sein Abendessen stellt, ist hier richtig. Und wer sparen will, kommt mittags: Für knapp 10 Euro gibt es dann den Burger des Tages mit Pommes und Softdrink.

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