Konzerte & Führungen:Ein Fest barocker Pracht

Konzerte & Führungen: Im Antiquarium der Münchner Residenz werden sonst gern mal Bayerische Verdienstorden verliehen. Jetzt gibt es dort Barockoper zu erleben bei der Residenzwoche, die unter dem Motto "Rauschende Feste" steht und an die Vermählung des bayerischen Kurprinzen Karl Albrecht mit der österreichischen Kaisertochter Maria Amalia vor 300 Jahren erinnert. Eine große Sause war das, mit Prunkjagden, Banketten, Singspielen und Feuerwerken, die die Staatsfinanzen damals aufs Ruinöseste strapazierten.

Im Antiquarium der Münchner Residenz werden sonst gern mal Bayerische Verdienstorden verliehen. Jetzt gibt es dort Barockoper zu erleben bei der Residenzwoche, die unter dem Motto "Rauschende Feste" steht und an die Vermählung des bayerischen Kurprinzen Karl Albrecht mit der österreichischen Kaisertochter Maria Amalia vor 300 Jahren erinnert. Eine große Sause war das, mit Prunkjagden, Banketten, Singspielen und Feuerwerken, die die Staatsfinanzen damals aufs Ruinöseste strapazierten.

(Foto: Johannes Simon)

Zum 20. Mal findet die Residenzwoche statt. Neben allerlei Präsentationen und Führungen durch die fürstlichen Anlagen, ist dort dann auch das herausragende Festival für Alte Musik in München zu erleben.

Von Egbert Tholl, München

Da war einmal eine Idee, sie war so naheliegend, dass man sich wunderte, dass ihre Realisierung bis 2003 dauerte. Dann jedoch taten sich ein paar Musikenthusiasten zusammen, das waren damals Christoph Hammer, der die Neue Hofkapelle München leitete (und später diese Leitung an Rüdiger Lotter weitergab), der umtriebige Anwalt Florian Timm und der Konzertveranstalter Ralf Jaensch. Zusammen erfanden sie die Residenzwoche, das erste, ja und eigentlich bis heute einzige echte Festival für Alte Musik in München. Es ist heute eingebunden in allerlei Führungen, Vorträge und mehr.

Das Zwingende an der musikalischen Idee war, dass es in München ja einen sehr großen Gebäudekomplex gibt, dessen verschiedene Teile aus allen möglichen Jahrhunderten stammen, mithin die perfekte Kulisse bieten für Konzerte mit Musik eben aus jenen verschiedenen Jahrhunderten. Die Münchner Residenz besteht aus vielen Teilen, deren Entstehungszeit von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert reicht. Viele Säle wurden in höfischer Zeit für Konzerte genutzt. Also war die unmittelbar einleuchtende Idee der Residenzwoche: In den Sälen die Musik erklingen lassen, die für sie oder ähnliche Orte geschrieben worden war. Und zwar auf möglichst historisch korrekte Art, bei aller Weite des Repertoires, die die Räume ermöglichen. Das klappte so gut, dass nun die Residenzwoche zum 20. Mal stattfindet, von 7. bis 16. Oktober.

Die Gambistin Friederike Heumann und Stefan Heinemann übernehmen die Leitung

Ganz so leicht war es in der Vergangenheit aber nicht. Die Schlösser- und Seenverwaltung vermittelte lange eher die Haltung, dass die Residenz ein Museum sei und lebendige Kunst dort nur störe; im Cuvilliés-Theater kann nur in selbstausbeuterischen Ausnahmefällen das stattfinden, wofür das Schatzkästlein einst gebaut und wofür es aufwendig renoviert wurde, nämlich Barockoper. Die Hofkapelle kämpfte um einen Hauch institutionalisierter Förderung - und erhielt sie nicht. Irgendwann gab Hammer auf, nahm eine Professur in Texas an (inzwischen hat er eine in Augsburg inne), Timm gab auf, Lotter diversifizierte seine Interessen. Nur einer blieb wundervoll stur: Ralf Jaensch. Dass er nun die Leitung der Residenzwoche an die herrliche Gambistin Friederike Heumann und Stefan Heinemann abgibt, hat eher damit zu tun, dass 20 Jahre halt auch einmal genug sind.

Jaensch machte gegen alle Widrigkeiten auch deshalb stets weiter, weil er das vor Leidenschaft glühende Zentrum eines wundervollen Gefüges hiesiger Musiker ist, die allesamt hervorragende Spezialisten in Alter Musik sind. Zur Eröffnung am 7. Oktober führen die Augsburger Domsingknaben Monteverdis Mariensvesper im Kaisersaal auf, zwei Tage später kommen das Bayerische Jugend-Barockorchester und auch das grandiose Ensemble Stylus Phantasticus mit Friederike Heumann. Ein Höhepunkt dieses Jahr: Die musikalische Komödie "La Pellegrina", entstanden für eine Medici-Hochzeit 1589 in Florenz, nun halbszenisch im Antiquarium (14. Oktober, 20 Uhr).

Residenzwoche, Fr., 7. Okt, bis So., 16. Okt., in der Münchner Residenz und den Schlössern Nymphenburg und Schleißheim, mit großem Beiprogramm, Infos unter residenzwoche.de

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