Residenztheater:Ein Preis und ein Versprechen

Lesezeit: 3 Min.

Der Kurt-Meisel-Preis der Freunde des Residenztheater geht in diesem Jahr an den Schauspieler Robert Dölle. (Foto: Stephan Rumpf)

Bei der Verleihung des Kurt-Meisel-Preises im Münchner Residenztheater sagt der zuständige Minister Markus Blume Geld für die Sanierung zu. Um den Preisträger Robert Dölle versammeln sich mehr als 400 treue Bühnen-Freunde.

Von Sarah Maderer

"Die Zeit ist heiß, es ist wieder Zeit für den Kurt-Meisel-Preis", singt Schauspieler Lukas Rüppel am Sonntagvormittag auf der Bühne des Residenztheaters. Diese Textzeile aus der musikalischen Eröffnungsnummer zur Preisverleihung liefert den nachfolgenden Rednern gleich mehrere Steilvorlagen. Die einen greifen sie wörtlich auf, heiß war es schließlich am Wochenende. Andere übertragen die heiße Zeit auf das drängende Jetzt. Jetzt das Niveau aufrecht erhalten, jetzt die Belegschaft zusammen halten, jetzt die Bausubstanz instand halten. Nicht zu vergessen: der eigentliche Grund, warum zur Matinee ins "Resi" geladen wurde: Robert Dölle wird mit dem Kurt-Meisel-Preis ausgezeichnet, seine Ensemblekollegen Vincent zur Linden und Johannes Nussbaum jeweils mit einem Förderpreis.

Der mit 5000 Euro dotierte Kurt-Meisel-Preis sowie die Förderpreise sind Publikumspreise des Vereins der Freunde des Residenztheaters, die alljährlich durch die Vereinsmitglieder und das Resi-Publikum vergeben werden. Das mache diese Verleihung zu einer "zutiefst demokratischen Veranstaltung", wie der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume (CSU) in seiner Rede anmerkt. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderen Thomas Loibl, Juliane Köhler und zuletzt Charlotte Schwab.

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Etwa 400 Freunde des Residenztheaters begrüßt Intendant Andreas Beck zur Preisverleihung. Als er noch Dramaturg am Haus war, sei das verglichen mit heute eine eher "dröge" Veranstaltung gewesen. Kann man so sagen, es folgt eine Mischung aus Musik-, Comedy- und Award-Show. Moderation und Musik sind der Leim, der die Programmpunkte zusammenhält.

Vor der eigentlichen Verleihung resümiert Andreas Beck die zurückliegende Spielzeit. Stark sei sie gewesen. Ihn beschäftige weniger die Frage, wie man das Publikum nach der Pandemie zurückholt, sondern vielmehr, wie er angesichts des aktuellen Fachkräftemangels sein Team gleichbleibend stark aufstellen könne. Der Spatenstich für das neue Proben- und Werkstättenzentrum vor wenigen Wochen sei da gerade zur rechten Zeit gekommen.

Bei Minister Blume kommt der Wink mit dem Zaunpfahl an. Er habe spaßeshalber die künstliche Intelligenz Chat GPT gefragt, was sich wohl der Verein der Freunde des Residenztheaters zum 47. Jubiläum wünschen könnte. Und sogar die Maschine habe finanzielle Unterstützung verlangt. Dementsprechend einsichtig sichert Blume zu, die längst überfällige Sanierung des Theaters "zeitnah" auf den Weg bringen zu wollen.

Im Juli wurde Vincent zur Linden der Kurt-Meisel-Förderpreis der Freunde des Residenztheaters feierlich verliehen. (Foto: Stephan Rumpf)

Nach dem politischen Schlagabtausch der Vorredner hält Bernd Sucher die Laudatio auf Vincent zur Linden. Das abgenutzte Wort "Wandlungsfähigkeit" wolle er nicht verwenden - tut es dann aber doch - und zur Linden nicht mit Kollegen vergleichen, tut das dann aber auch. Er erlebte den 29-Jährigen Schauspieler in seinen Rollen als Tagträumer, der rühre, indem er nicht rühren wolle. Der Tagträumer klingt auch in zur Lindens Dankesrede an. In weißem, zugeknöpftem Hemd steht er zwar stramm wie beim Morgenappell, seine Worte seien ihm aber ganz nonchalant am selben Morgen im Bett eingefallen. Das Publikum ist hin und weg.

Der junge Österreicher Johannes Nussbaum muss sich die Tränen aus dem Gesicht wischen, auf der Bühne zeigt er sich überwältigt. Auch er erhält einen Förderpreis. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Laudatio des Dramaturgen Ewald Palmetshofer auf Johannes Nussbaum fällt rührend aus, nicht weil er dick aufträgt, sondern weil man ihm die Wertschätzung für Nussbaum anmerkt. Seit der Spielzeit 2019/20ist der junge Österreicher Ensemblemitglied am Residenztheater. Palmetshofer beschreibt dessen Kunst als offen. Nussbaum nehme seine Figuren ernst, gebe dem Text Zeit. "Verkörpern heißt bei dir vergegenwärtigen." Nussbaum muss sich bereits in der ersten Reihe die Tränen aus dem Gesicht wischen, auf der Bühne zeigt er sich überwältigt.

Für Preisträger Robert Dölle schließt sich in München ein Kreis

Robert Dölle geht es nicht anders, als er den Kurt-Meisel-Preis auf der Bühne entgegen nimmt. Er habe die Verleihung dieses Preises natürlich etliche Male miterlebt, aber als Preisträger sei man nochmal nervöser, sagt er anschließend im SZ-Gespräch. "An so einem Tag geht man die Stationen nochmal durch." So erinnert er sich beispielsweise an sein Vorsprechen an der Otto-Falckenberg-Schule. Mit diesem Preis schließe sich nun ein Kreis für ihn, er fühle sich in München angekommen. Der 51-Jähre ist nach Engagements in Köln und seiner Geburtsstadt Frankfurt zur Spielzeit 2019/20 nach München zurückgekehrt.

Die Hausregisseurin Nora Schlocker merkt in ihrer Laudatio auf Dölle an, dass er sich als gestandener Schauspieler Neugierde und Hingabe bewahrt habe. Gemeinsam erarbeiteten sie das Stück "Finsternis", das zu Pandemiezeiten als Zoom-Performance startete und danach den Sprung auf die Resi-Bühne schaffte. An Dölles Darbietung habe es nichts geändert, ob 15 Zuschauer via Zoom oder ein voller Theatersaal zuschauten. Abschließend verrät Schlocker, dass sie und Dölle ihre fruchtbare Zusammenarbeit im Herbst mit einem weiteren Monolog-Stück fortsetzen werden. Dölle ist sichtlich gerührt.

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