Fünf für München:Weltbühne und Weltfrauentag

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Sie will vermitteln, was es heißt, ohne Freiheit aufzuwachsen: Asiimwe Deborah Kawe. (Foto: Zahara Abdul)

Am "Resi" ist eine Theatermacherin aus Afrika für drei Monate zu Gast. Und zum 8. März gibt es Veranstaltungen von, mit und über starke Frauen - die Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Lena Bammert, Sonja Niesmann und Martina Scherf, München

Kunstfreiheit

Normalerweise pendelt sie zwischen New York und Ostafrika, jetzt verbringt sie drei Monate in München, um am Residenztheater ihr neues Stück zu vollenden. Asiimwe Deborah Kawe, 1973 in Uganda geboren, ist Autorin, Regisseurin und Leiterin des Internationalen Theaterfestivals in ihrer Heimatstadt Kampala. Das konnte wegen der Corona-Pandemie seit drei Jahren nicht mehr stattfinden. Umso wichtiger sei es, sagt sie, dass der internationale Austausch nicht zum Erliegen kommt. Ihr aktuelles Stück handelt vom Schicksal einer Migrantin ohne Papiere in den USA, deren Hoffnungen und Verletzungen - ein Schicksal, das Geflüchtete in aller Welt betrifft. "Ich möchte, dass die Menschen im Westen verstehen, was es heißt, ohne Freiheit aufzuwachsen", sagt sie. Sie weiß, was das bedeutet. Mit ihrer Theaterarbeit kämpft sie für Freiheit in ihrem Land, die immer wieder bedroht ist. "In Uganda begreifen die Politiker jetzt aber, dass Künstler etwas zu sagen haben und die junge Generation sie hört." Mit ihren Stücken will sie aber auch im Westen einen oft vergessenen Teil der Welt ins Bewusstsein rücken. "Die Menschen hier wissen sehr wenig von Afrika."

In ihrer Freizeit unternimmt sie jetzt lange Spaziergänge durch München - und ist beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Münchner. "Jedes Mal, wenn ich mich verlaufe, halten Menschen an und helfen mir. Selbst wenn sie kein Englisch können, fragen sie jemand anderen zu übersetzen." Ihr Stück wird in der kommenden Spielzeit im Residenztheater aufgeführt werden. Es ist Teil des "Welt/Bühne"-Projekts, zu dem das Theater regelmäßig internationale Dramatiker einlädt.

Benefizauktion

Zum ersten, zum zweiten: Auktionator Robert Ketterer versteigert zugunsten von Kindern in der Ukraine. (Foto: Robert Haas)

Unterstützung für die Opfer des Krieges: Ketterer Kunst macht aus der laufenden Online-Only-Auktion "Printastic" eine Benefizaktion. Inhaber und Auktionator Robert Ketterer erklärt, sein Haus werde nach Versteigerungsende am 15. März auf die komplette Käuferprovision verzichten und das Geld für ukrainische Kinder in Not spenden, über "Save the children". Er und sein Team haben gezielt eine Hilfsorganisation gewählt, "die seit vielen Jahren vor Ort ist", so Ketterer. Bei Printastic werden rund 90 moderne und zeitgenössische Arbeiten auf Papier von namhaften Künstlern angeboten.

Frauenbilder

Frauen in der Antike - sie nehmen ganz unterschiedliche und oft starke Rollen ein. Da ist zum Beispiel Atalante: Nach der Geburt im Wald ausgesetzt, weil sich ihr Vater einen männlichen Erben wünschte, schickt ihr die Göttin Artemis eine Bärin, die sie säugt. Atalante wächst bei Jägern zur schnellsten Läuferin Griechenlands und mutigen Amazone heran. Sie streckt Vergewaltiger nieder und erkämpft sich ihren Platz unter Männern. Danach ist auch ihr Vater stolz auf sie. Um Frauenbilder geht es in der Lesung von Barbara Greese am Weltfrauentag, Dienstag, 8. März, in den Staatlichen Antikensammlungen am Königsplatz. In der Reihe "After Work - Lesungen zur Antike" liest die Münchnerin Texte von Homer, Diodor und Xenophanes, aber auch von Annette von Droste-Hülshoff, Hedwig Dohm und Ingeborg Bachmann. Beginn ist um 17.15 Uhr, Eintritt zehn Euro, Anmeldung ist erforderlich unter: lesungen-zur-antike@barbaragreese.de. Am 5. April geht es dann weiter mit der "Kunst der Liebe - frivol, freizügig, poetisch."

Aufklärung

Tania Hernández und Stephanie Renz engagieren sich für Feminismus. (Foto: Lisa Hantke)

Zum Internationalen Frauentag am 8. März wird der Maschinenraum der Alten Utting mit Live-Musik und Kunst gefüllt. "Das Rote Meer" ist ein sechstägiges All-Female*- Kulturprogramm, das Tania Hernández (li.), 30, und Stephanie Renz, 26, die Gründerinnen des Aufklärungsspiels Oh Woman, mit Sabrina Dewald, 28, der Eventmanagerin des Kunst- und Kulturschiffs, zusammengestellt haben. Die Frauenquote, besonders auch die von non-binären Personen, sei bei vielen Festivals und Veranstaltungsorten noch lange nicht erfüllt, sagt Dewald, die für das Booking der Musikerinnen zuständig war. "Desto wichtiger ist es, die vielen herausragenden Künstlerinnen unserer Stadt hervorzuheben." Die Bandbreite ist groß, neben Alicea vom queerfeministischen DJ-Kollektiv Wut tritt auch das Jazz-Quartett Jeanne d'azz auf.

Die Auswahl der Künstlerinnen haben wiederum die Designerinnen Hernández und Renz getroffen. Ellinor Amini macht beispielsweise durch ihr Projekt "Hidden Sheroes" Frauen sichtbar, die in der Geschichtsschreibung vernachlässigt wurden. Sophia Lasson beschäftigt sich in ihrem Werk "No Bad Vibes - Pardon me Sir " mit dem prämenstruellen Syndrom, einer Zyklusphase, die für viele Frauen schmerzhaft und belastend sein kann. "Die Künstlerinnen inspirieren, klären auf und zeigen auf ihre Weise, was es bedeutet, Frau zu sein", sagt Renz. "Gerade Aufklärung ist für uns der Schlüssel für eine gleichberechtigte Gesellschaft", sagt Hernandéz. Der Eintritt ist frei, alle Spenden gehen an den Verein Amica, der Medikamente und Schutzräume für Mädchen und Frauen in der Ukraine stellt.

Kaffeehauskultur

Stephan Meier verknüpft Kaffee, Kuchen und Kultur. (Foto: Florian Peljak)

Das Kaffeehaus als Ort gesellschaftlicher Debatten: Texte aus, über, gegen den Krieg lesen Schauspieler der Theaterakademie August Everding und der Falckenbergschule aus aktuellem Anlass täglich im Café Luitpold an der Brienner Straße. Am Mittwoch, 9. März, 20 Uhr, hat Stephan Meier, Bäckermeister und Doktor der Ökonomie, weitere Gäste in seinen Kultursalon geladen: Bayerns Finanzminister Albert Füracker und Philippa Sigl-Glöckner, Geschäftsführerin der Denkfabrik "Dezernat Zukunft", diskutieren über Staatsschulden in Pandemiezeiten. Anmeldung unter https://kurzelinks.de/ibfg

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