Residenz:Die Kunst des Treppenbaus

Bei einer Baustellenbesichtigung lässt sich erahnen, wie prächtig die sanierte "Gelbe Treppe" vom kommenden Jahr an aussehen wird

Noch verhindern Gerüste und andere Baustelleneinrichtungen, dass man sich ein Gesamtbild von der rekonstruierten "Gelben Treppe" im Königsbau der Residenz verschaffen kann. Aber zu ahnen ist bereits, welch ein prächtiger Raumeindruck hier vom kommenden Jahr an zu bewundern sein wird. Restauratoren bringen den gelben Stuckmarmor an den Wänden und den weißen an der Decke wieder zum Leuchten. Der ursprüngliche Aufgang ist bereits fertiggestellt, die Treppenstufen müssen noch mit den aus einem Steinbruch bei Rosenheim stammenden Marmor verkleidet werden. Im Rohbau ist die zwölf Meter hohe Kuppel fertig, dort werden die Fenster eingesetzt.

Rund sechs Millionen Euro kostet die letzte große Baumaßnahme in der Residenz. Bereits im vergangenen Jahr waren die Prunkräume des Königsbaus nach einem Jahrzehnt der Sanierung wieder für die Besucher geöffnet worden. Die restaurierte "Gelbe Treppe" soll künftig die neuen Ausstellungsräume mit dem übrigen Residenzmuseum verbinden. Für den musealen Ausbau und die Sanierung der Residenz inklusive der "Gelben Treppe" wurden 94 Millionen Euro investiert. Zuständig für die Residenz ist die Bayerische Schlösserverwaltung.

Bereits jetzt lasse sich erkennen, welch ein Juwel mit der von Leo von Klenze geplanten Treppenanlage entstehe, sagte Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) bei der Baustellenbesichtigung am Montag. Es waren nicht in erster Linie die Kriegszerstörungen, die zum Verlust der ursprünglichen Treppenanlage führten. Beim Wiederaufbau zog man beispielsweise eine Zwischendecke ein oder entfernte Stufen. Glücklicherweise war der frühere Zustand auf Bildern und Zeichnungen lückenlos dokumentiert. So kann man den originalen Zugang zur Königswohnung wieder herstellen. Auch die Skulpturen an der "Gelben Treppe" werden dann zu sehen sein. Die Repliken sind aus Alabastergips gegossen. Die mächtigen Figuren personifizieren das Herrschermotto "Gerechtigkeit und Beharrlichkeit".

Auch Catherine Demeter, Vorstand der Edith-Haberland-Wagner Stiftung, freute sich über den Fortschritt der Arbeiten in der Residenz. Die Haberland-Stiftung setzt sich immer wieder für den Erhalt denkmalgeschützter Bauten in München ein. Für die Treppe wurden drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Private Unterstützung in der Kulturförderung sei eine unentbehrliche Hilfe, sagte Füracker. Als oberster bayerischer Schlossherr verwies er auf die Bedeutung der Residenz, die eine herausragende Kulturstätte sei. 460000 Besucher kamen 2018 in die größte urbane Schlossanlage Deutschlands. Die "Gelbe Treppe" steht nach Aussage des Ministers bei Farbe und Form künftig in einer Reihe mit anderen Klenzebauten, wie zum Beispiel der Befreiungshalle in Kehlheim.

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