Renoviertes Aubinger Kulturzentrum:Bühne der Bürger

Im aufwendig sanierten Kulturzentrum "Ubo 9" laufen die Vorbereitungen für die Eröffnungsfeier am 20. Januar. Auf 500 Quadratmetern finden nun Aubings Vereine, Künstler und Kinder viele Möglichkeiten zur Entfaltung

Von Ellen Draxel, Aubing

Schon der erste Eindruck ist prägend. Jacke aus, und kein Schlottern mehr der Kälte wegen: Im "Ubo 9" ist es, trotz eisiger Temperaturen draußen, angenehm warm. Denn seit eineinhalb Wochen läuft im Kulturtreff an der Ubostraße 9 endlich die Heizung. Sechs Jahre lang wurden die Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe zum Aubinger S-Bahnhof für Ausstellungen und Veranstaltungen in den Sommermonaten zwischengenutzt. Jetzt, nach der Teilsanierung durch die Stadt, können die rund 500 Quadratmeter erstmals auch im Winter bespielt werden. Noch ist nicht alles ganz fertig - Kartons mit Galerieschienen für Bilder liegen auf der Seite, auch das Logo "Ubo 9" vor der Tür und ein Schaukasten fehlen noch. Aber das sind Kleinigkeiten, die in der nächsten Woche, vor der offiziellen Eröffnungsfeier mit geladenen Gästen am 20. Januar, erledigt werden sollen.

Wolfgang Mayer, der Vorsitzende des Trägervereins Kulturnetz 22, steht im Eingangsbereich und lächelt. "Der Treff", sagt er nicht ohne Stolz, "ist jetzt noch attraktiver als vorher". Er zeigt auf eine mit gläsernen Wänden abgetrennte Ecke: "Dort soll in den nächsten Tagen eine Teeküche entstehen, gespendet von der Firma Höffner." Neu sind auch die Lichtschienen an der Decke: "Wir haben eine komplett modernisierte Elektrik im Gebäude, statt der alten Lampen ermöglicht LED-Technik punktuelles Licht oder auch Tageslicht, je nach Bedarf."

Renoviertes Aubinger Kulturzentrum: Gute Laune: Klaus Bichlmayer und Wolfgang Mayer (rechts) freuen sich auf neues Leben im "Ubo 9".

Gute Laune: Klaus Bichlmayer und Wolfgang Mayer (rechts) freuen sich auf neues Leben im "Ubo 9".

(Foto: Robert Haas)

Dann geht es eine Rampe hinunter. Der Treff ist barrierefrei, es gibt eine behindertengerechte Toilette und draußen einen Behindertenparkplatz. Mayer stoppt im Foyer. Früher war dieser Raum die Kleiderkammer, braun gestrichen und durch eine Stahltür vom Rest des Kulturzentrums getrennt. Nun strahlt der Bereich wie alles überall in hellem Weiß, eine Brandschutzöffnung verdeckt ein Kellerfenster, die schicken Toiletten sind gleich nebenan. "Bei der Eröffnung wird hier das Dorfmodell von Aubing stehen, umgeben von großformatigen Bildern zum 110-jährigen Jubiläum des Burschenvereins", erklärt Wolfgang Mayer.

Tradition und Vernetzung sind dem Kulturnetz 22 sehr wichtig, die Gründung des Vereins geht zurück auf eine Initiative der Aubinger und Neuaubinger Vereine. Das dreidimensionale Dorfmodell soll deshalb immer im Kulturtreff zu finden sein, wenn auch an anderer Stelle - als "Touch zur Heimat", als Anreiz für Neubürger, sich mit dem Stadtbezirk zu identifizieren. "Wir wollen mit unserem Konzept die Geschichte Aubings und die städtebauliche Entwicklung des Stadtbezirks erlebbar machen und gleichzeitig die kulturelle Vielfalt zeigen", sagt Mayer. Wer sich zuhause und integriert fühlt, lässt sich auch für gesellschaftliches und politisches Engagement besser motivieren. Die Ausstellung "Von der Interaktion zur Integration", die bei der Wiedereröffnung ebenfalls zu sehen sein wird, visualisiert diesen Grundgedanken: Klaus Bichlmayer, einer von Mayers Stellvertretern, hat mit seiner Kamera das alltägliche Handeln der Bewohner und Helfer der Flüchtlingsunterkunft in Freiham eingefangen. Die Bilder erläutern, wie durch gemeinsame Aktivitäten das Verständnis aller füreinander wachsen kann.

Renoviertes Aubinger Kulturzentrum: Das wird noch: Bis zur Eröffnung stehen noch letzte Arbeiten auf dem Plan.

Das wird noch: Bis zur Eröffnung stehen noch letzte Arbeiten auf dem Plan.

(Foto: Robert Haas)

Mayer führt jetzt in den größten Raum des Kulturtreffs. Lüftungskanäle hangeln sich an der neu abgehängten Decke entlang, indirekte Beleuchtung lässt die Wände erstrahlen. Das Raumklima ist gut, auch die Akustik, versichert Mayer: "Wir hatten hier schon Liederabende, das lief." Gedacht ist der "Saal", wie der Raum im Vereinsjargon heißt, für Konzerte, Theaterinszenierungen oder Ausstellungen. Bei der offiziellen Eröffnung am 20. Januar sollen dort Judo- und Taekwondo-Vorführungen zu sehen sein - "um zu zeigen, dass auch sowas möglich ist".

Über Fenster verfügt keiner der Räume, mit einer Ausnahme: der Seminarraum, ausgestattet mit einem Klavier und vorgesehen für Konferenzen, Schulungen oder ein kleines Kino, aber weil die Fenster hier noch die alten sind, ist es in diesem Raum ein wenig kühler als anderswo. Insgesamt 850 000 Euro hat die Stadt in die Sanierung des Ubo 9 investiert.

"Unsere Idee ist, dass Eltern in Ruhe die Ausstellungen besuchen können, während ihre Kinder in diesem Zimmer zum Beispiel einen Film über den kleinen Maulwurf anschauen", erläutert Mayer. Etwa am Sonntag, 22. Januar, um 14 Uhr. Möglich ist es auch, die Tradition an Karl-Valentin-Abenden in diesem Raum wiederaufleben zu lassen. Einen Termin dazu gibt es bereits: Für Freitag, 27. Januar, 19 Uhr, lädt der Verein zu einem Filmabend mit Originalfilmen mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt ein.

Auch die Münchner Volkshochschule (MVHS), Kooperationspartner des Kulturnetzes, will vom Sommersemester an Veranstaltungen im Seminarraum anbieten. Noch fehlen Stühle, weshalb Pragmatiker Mayer nicht ausschließt, dass die Räume im Ubo 9 irgendwann einmal vielleicht die Namen von großzügigen Sponsoren tragen könnten.

Das vom Verein organisierte kostenlose Kulturprogramm zur Wiedereröffnung vom 21. bis 29. Januar findet sich auf der Internetseite www.ubo9.de. Danach sind Künstler, Vereine, Initiativen und sozial wie bürgerschaftlich engagierte Gruppen aus dem Stadtbezirk aufgerufen, selbst aktiv zu werden und den Ort als Plattform zu nutzen. Der Träger ist angetreten, für eine bunte Mischung von Veranstaltungen verschiedener Generationen, Ethnien, gesellschaftlicher Gruppen und Nationalitäten zu sorgen. Kontaktaufnahme ist möglich unter mitmachen@kulturenetz22.de.

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