Immobilien:Einkaufen ist Vertrauenssache

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Das Kaufhaus Oberpollinger in der Münchner Fußgängerzone. (Foto: Stephan Rumpf)

Sagt es nicht einiges aus, wenn ein Investor wie René Benko gerne im Verborgenen Pläne schmiedet und sich dabei der Eindruck aufdrängt, dass Steuergerechtigkeit für ihn keinen Wert darstellt?

Kommentar von René Hofmann

Der Investor René Benko treibt in der Münchner Innenstadt viele Projekte voran. Was er vorhat, wird das, was viele Münchner als das Herz ihrer Stadt empfinden und viele Touristen aus aller Welt als Münchens Kern wahrnehmen, in den kommenden Jahren stark verändern. Dass er sich dazu gerne bedeckt hält, ist sein gutes Recht. Niemand muss seine Ambitionen öffentlich erklären, selbst wenn diese die Alltagswelten vieler betreffen. Die Frage, wie es zu bewerten ist, dass Benko seine Geschäfte auch über Gesellschaften im Steuerparadies Luxemburg abwickelt, ist dagegen kniffliger zu beantworten.

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Im juristischen Sinne ist Benko nach Lage der Informationen nichts vorzuwerfen. Aber sagt es nicht doch so einiges aus, wenn einer gerne im Verborgenen Pläne schmiedet und sich dabei der Eindruck aufdrängt, dass Steuergerechtigkeit für ihn keinen Wert darstellt? Geschäftsbeziehungen müssen, wenn sie dauerhaft halten sollen, auf Wohlwollen gründen.

Und bei den Geschäften, die Benko betreibt, gilt das in besonderem Maße. Einkaufen ist Vertrauenssache. Und gerade die Konsumkathedralen in der Innenstadt standen immer schon für mehr als das, was man dort bekommt. Wer sie betreibt, stellt nicht nur ein paar Regale und Kassen auf. Er setzt sich den Augen der Stadtgesellschaft aus und erhält die Chance, diese mitzugestalten. Diese Einladung kann Benko annehmen oder ausschlagen.

Die Stadtpolitiker haben ebenfalls eine Wahl. Sie können Investoren zwar nicht zu Transparenz zwingen, aber sie können ihnen freundlich entgegentreten oder reserviert. Sie können sich mit öffentlichen Aussagen positionieren und so Druck aufbauen. Nicht alles, was erlaubt ist, ist fürs Allgemeinwohl auch gut und erstrebenswert. In der Münchner Innenstadt gibt es schon heute nur noch wenig, was sich nicht auch über das Internet ordern lässt. Ihre Magnetwirkung ist in Gefahr. Wer dort Geschäfte machen möchte, sollte zeigen, dass ihm an der Gesellschaft wirklich etwas liegt.

© SZ vom 09.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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