Ein bisschen sehen die Räume an der Hotterstraße aus wie eine ganz normalen Altbauwohnung, mit Kronleuchtern an der Decke und einem strahlend blauen Teppichboden. Auf den ersten Blick weisen nur das goldene Sternmuster und die Kalligrafien an der Wand darauf hin, dass hier, nahe der Sendlinger Straße, ein islamischer Gebetsraum zu finden ist. Arabische Schriftzeichen in zwei goldenen Kreisen bilden die Wörter "Allah", das arabische Wort für Gott, und "Mohammed", den Namen des Propheten.
Ein Gläubiger bemerkt die neugierigen Blicke der Besucherin. "Die Tür in der Mitte der vorderen Wand symbolisiert den Durchgang zu einer anderen Welt, weil man sich beim Beten Gott zuwendet", erklärt er. Ein schwarzes Band teilt den hinteren Bereich, in dem die Frauen beten, vom vorderen Bereich für die Männer. Auf den Fensterbänken liegen Bücher und an den Heizungen hängen Tesbichs, Perlenkettchen, die in etwa die muslimische Version eines Rosenkranzes sind. Eigentlich war der Gebetsraum hier im islamischen Zentrum des Münchner Forums für Islam (MFI) bis Anfang Februar geschlossen. Zu viele Menschen wollten an den Gebeten teilnehmen.
Eine große, repräsentative Moschee ist für die Münchner Muslime nach wie vor ein unerfüllter Traum, zudem sind alle anderen Gebetsräume im Stadtzentrum allmählich verschwunden. Mittlerweile findet zumindest das Freitagsgebet wieder statt; man schließt die Tür, sobald der Raum voll ist. Das islamische Zentrum ist aber nicht nur ein Ort für Gebete, sondern auch für Vorträge und andere Veranstaltungen. Wichtig ist bei all dem der Austausch zwischen den Nationalitäten und Religionen: Imam Belmin Mehić hält seine Predigt auf Deutsch, damit Muslime aus allen Ländern sie verstehen können. Egal woher sie stammen, das islamische Zentrum will ihnen ein gemeinsamer Glaubensort sein.