Reiterstaffel:Der größte Sympathieträger der Polizei

Reiterstaffel der Münchner Polizei in Riem, 2018

Eine Polizistin zu Pferd auf dem Hof der Reiterstaffel in München

(Foto: Florian Peljak)

Die Pferde der Münchner Reiterstaffel werden nicht nur auf Demos und der Wiesn eingesetzt. Auch für Werbezwecke eignen sich die Tiere.

Von Martin Bernstein

Die Szene ist legendär. Sie ist 43 Jahre alt. Und sie hat die Reiterstaffel der Polizei München unsterblich gemacht. Drei Jahre zuvor waren die Beamten mit Standarten den Teilnehmern der Olympischen Reiterspiele vorangeritten, ein Jahr später in den Hufeisenstall im ehemaligen Olympia-Reitgelände umgezogen. Doch eine kurze Filmsequenz, nicht einmal zwei Minuten lang, machte die Polizisten auf ihren bayerischen Warmblutpferden zur Legende. "Der lange Weg nach Sacramento", die siebte Folge der Helmut-Dietl-Kultserie "Münchner Geschichten", endete unterm Siegestor, gestoppt von drei Beamten der Reiterstaffel.

Auf geklauten Pferden reiten im Fasching "Zorro" (Günther Maria Halmer als Tscharlie Häusler), "Gringo" (Frithjof Vierock als Gustl Seiler) und "Zapata" (Towje Kleiner als Achmed) auf dem Mittelstreifen der Ludwigstraße nach Norden. Eine berittene Polizeistreife kommt ihnen entgegen. Direkt unterm Siegestor kommt es zum Showdown, der die drei Münchner Vorstadthelden in den Polizeiarrest führt. Und am Ende an die Isar. "So is des im Lebn: Erst is schee - und auf amoi is ois vorbei", bilanziert Gringo.

Und weil es so "schee" war, hat die Münchner Polizei die Szene im Fasching 2017 für Facebook nachgedreht. Mit eigenem Personal. "Selbst den langen Weg nach Sacramento beschreiten wir für euch", heißt es am Ende, als - anders als in Helmut Dietls Original - die Situation unterm Siegestor mit einem Grinsen aufgelöst wird. Die Reiter sind einer der größten Sympathieträger der Polizei München, das weiß auch der aktuelle Chef der Abteilung, Andreas Freundorfer.

Und weil das so ist, zeigt die Polizei München in den von ihr bespielten Internet-Kanälen gerne mal Huf, Mähne und Schweif. "Wenn mein Social-Media-Team mir im Englischen Garten ein Pferd in die Hand drückt, dann hat das meistens einen Grund", gibt Marcus Da Gloria Martins, Pressesprecher der Münchner Polizei, Anfang Juni vor laufender Kamera zu. "Und dieser Grund ist in diesem Fall tatsächlich Werbung." Für den Tag der offenen Tür im Präsidium nämlich. Und dafür nimmt Martins schon mal ein Pferdehalfter in die Hand, auch auf die Gefahr hin - wie im Abspann dokumentiert -, dass der vierbeinige Werbeträger nicht ganz so will, wie es der Polizeisprecher gerne hätte.

Ihren größten Auftritt haben die Polizeireiter alljährlich beim Oktoberfest. Der Einzug der Wiesnwirte ist eine große Herausforderung für den natürlichen Fluchtinstinkt der Tiere: das lange Warten, bis es endlich los- oder weitergeht, die von Tausenden Menschen gesäumten Straßen, das Getöse der Blaskapellen im Rücken. Das Geheimnis der Ruhe, die die Pferde trotz des Krawalls in dieser für sie stressigen Situation bewahren: Sie haben geübt. Bevor's zur Wiesn geht, haben die Vierbeiner in Riem Besuch bekommen. Von einer Blaskapelle.

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