Reisezubehör:"Lauche & Maas ohne einen eigenen Laden ist für uns nicht vorstellbar"

Reisezubehör: Lauche & Maas kann weiter bestehen. 19 der ursprünglich 31 Mitarbeiter arbeiten weiterin für den Outdoor-Spezialisten.

Lauche & Maas kann weiter bestehen. 19 der ursprünglich 31 Mitarbeiter arbeiten weiterin für den Outdoor-Spezialisten.

(Foto: Catherina Hess)

Der traditionsreiche Outdoor-Ausrüster ist vor der Insolvenz gerettet - von Unternehmern, die zwar wenig von Expeditionen verstehen, aber umso mehr vom Online-Handel.

Von Sebastian Krass

Gleich vorn, im ersten Raum, sind die Wände jetzt grün gestrichen, ein paar Palmwedel geben sich Mühe, einen Hauch von Dschungelflair zu verbreiten. Weiter hinten, da haben sie ein paar neue weiße Regale aufgestellt, um die Schuhe besser zu präsentieren, wie Christoph Hinder sagt. Der 29-Jährige arbeitet seit elf Jahren bei Lauche & Maas und hat in der Zeit einiges mitgemacht. Im März meldete die Firma nach jahrelangen Problemen Insolvenz an. Doch inzwischen ist klar, dass es weitergeht. Und so gibt Hinder eine kleine Führung durch den Laden.

"Wir hatten keine Handwerker, sondern haben das alles in Eigenregie gemacht", erzählt er. Zu herausgeputzt darf es nicht werden. Auf Facebook hat schon einer unter ein Video zur Renovierung geschrieben: "Bissl sehr zivilisiert". Das hier ist ja auch kein neumodischer Outdoor-Tempel, das ist immer noch eine 40 Jahre alte Münchner Institution für Outdoor- und Expeditionsartikel.

Unter dem Insolvenzverwalter Max Liebig lief der Geschäftsbetrieb weiter. Und es gab mehrere Interessenten für eine Übernahme. Den Zuschlag bekam am Ende ein Trio: die zwei Brüder Julian und Simon Hönnebeck und Daniela Luibrand. Sie kommen aus einer ganz anderen Branche, unter dem Namen Snaply haben sie einen Online-Handel für Nähzubehör aufgebaut. Genau das sprach aus Sicht des Insolvenzverwalters für sie: dass sie sich mit dem Internet auskennen.

Als Gerhard Lauche und Wolfgang Maas im Jahr 1978 ihr Geschäft eröffneten, waren sie Pioniere - vermutlich war ihr Laden der erste seiner Art in Deutschland. Lauche&Maas versorgte fortan Kunden mit Schlafsäcken, Wanderschuhen, Campingkochern und allem, was es sonst noch braucht, um gut durch die Wildnis zu kommen. Zentrum des Unternehmens ist bis heute ein allein stehendes Haus in der Alten Allee in Obermenzing, das von außen eher wie ein größerer Kiosk wirkt, sich aber drinnen unter einer niedrigen Decke über mehrere Räume weit nach hinten erstreckt. Von Anfang an setzten Lauche und Maas auch auf Versand, es gab einen liebevoll gemachten Katalog. 1998 übernahmen sie Därr, einen anderen Münchner Expeditionsausrüster. Den Anschluss an das Internet-Zeitalter verpassten die Unternehmer allerdings, der Online-Shop war seit vielen Jahren veraltet. Als Anfang dieses Jahres Gerhard Lauche überraschend starb, geriet das Unternehmen endgültig aus der Spur.

"Wir haben sehr treue Kunden"

Aber wie kommen drei junge Unternehmer aus einer ganz anderen Branche auf die Idee, ein insolventes Outdoor-Geschäft zu übernehmen? In einer Branche mit enorm hoher Konkurrenz im Internet wie auch in der Münchner Innenstadt mit riesigen Geschäften von Globetrotter oder Sport Schuster? "Wir kannten Lauche & Maas als Kunden", erzählt Julian Hönnebeck, 36, "dann ist mein Bruder in einem Newsletter über die Insolvenz gestolpert, und wir haben angefangen, uns mit der Materie zu beschäftigen." Sie glauben, mit der inzwischen online gegangenen neuen Website und besserer Präsenz in Suchmaschinen das Online-Geschäft in Gang bringen zu können. "Das geschäftliche Risiko dabei ist überschaubar", sagt Hönnebeck. Als Lager und Versandzentrale dient das Gebäude in der Alten Allee. Und den Firmennamen behalten sie natürlich bei.

Julian Hönnebeck glaubt auch an die Zukunft des stationären Geschäfts. Die Filialen in Sendling und Ulm haben zwar dichtgemacht, aber die Zentrale soll bleiben. "Lauche&Maas ohne einen eigenen Laden ist für uns nicht vorstellbar", sagt er. "Wir haben sehr treue Kunden und Personal, das extrem tief in den Themen drinsteckt." Einstellungsvoraussetzung war von jeher, dass man selbst gern abseits von touristischer Infrastruktur reist. 31 Mitarbeiter hatte das Unternehmen vor der Insolvenz, 19 sind jetzt noch dabei. An diesem Samstag feiert das gerettete Unternehmen mit einem Fest sein 40-jähriges Bestehen.

Und was ist mit Wolfgang Maas? Zur Firma gehört der Mitgründer nicht mehr. Aber er hält Kontakt, zu Mitarbeitern und auch zu den neuen Chefs. Geht ja auch gar nicht anders: "Ich wohne ja oben drüber", sagt der 66-Jährige, "und das bleibt auch so." Einmischen will er sich nicht. "Es sind engagierte Leute mit Ideen, ein schöner Generationenwechsel."

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