Reisepannen:Schrecklich schöner Urlaub

Wenn der Stau in die Ferien überstanden ist, geht das Grauen oft erst los. Flüssige Schokolade zwischen den Sitzen, mit der Maschinenpistole bedroht: Das haben Prominente im Urlaub schon alles mitgemacht.

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Christian Springer, Kabarettist

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Quelle: SZ

"Die kleinen Dinge des Alltags sind es, die Urlaubstage zu einem Desaster werden lassen. Ich weiß noch gut, wie wir die Badesachen eingepackt haben, und den Anzug auch (vielleicht geht man ja mal fein italienisch essen), und die Bergschuhe kamen auch mit (die Berge waren vor der Tür). Dazu Mütze, Handschuhe, Bücher, Regenschirm und den Schokolad für die Fahrt. Freie Kubikzentimeter werden mit Laptop und Ladegeräten gefüllt. Passt, Heckklappe zu. Nach elf Stunden Fahrt Ankunft im Urlaubsparadies. Stimmung so lala. Anmeldung an der Rezeption und Vorfreude auf frische Socken und Spaghetti di Casa. Schnell zum Auto (der Wagen nennt sich Volkswagen und ist kein Kombi), wo die Überraschung wartet: Die Heckklappe ist im Urlaub, streikt. Sie geht partout nicht auf und die Experten sind machtlos. Hinten bleibt zu. Und alles ist noch drin. Das einzig erreichbare Urlaubsutensil: der flüssige Schokolad zwischen Handbremse und Fahrersitz. Kein Strand und keine Berge, sondern Tage in italienischen Kfz-Werkstätten. Dafür habe ich gelernt, was "fa niente" auf Deutsch heißt: Macht nichts."

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Manfred Schauer, der "Schichtl" von der Wiesn

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Quelle: SZ

"Wir waren mit einer großen Clique am Gardasee, 1975 oder 76, wir waren gut im Feiern, haben den Urlaub ausgelebt, kann man sagen. An einem Tag, morgens schon bestens gelaunt noch vom Vorabend, fuhren wir nach Brenzone, um Freunde in einem Hotel abzuholen. Vor dem Haus stand ein Uniformierter mit Maschinenpistole, und da hab ich zu meinen Freunden gesagt: Hier sind die Briefträger aber schwer bewaffnet. Der Polizist hat das nicht verstanden, der sprach nur italienisch, aber ein Briefträger stand auch in der Nähe und hat es ihm übersetzt. Daraufhin hob der Mann seine Maschinenpistole, lud sie durch und stellte mich an eine Hauswand. Er schrie wild auf mich ein, aber ich verstand ja nichts. Ich hatte echt Schiss wegen der entsicherten Waffe, denn wenn den eine Mücke sticht, dann komm ich waagrecht heim. Dann kroch auch noch auf allen Vieren einer meiner Freunde zu mir, heute ein angesehener Münchner Anwalt, und gab mir einen Whiskey mit der Bemerkung, das könnte ja mein letzter sein. Das machte den Polizist noch wütender, und im Streifenwagen ging es für mich nach Malcesine - verfolgt von meinen angeheiterten Freunden im Cabrio. Am Ende musste ich 10 000 Lire zahlen wegen Beleidigung, mein Freund aber 30 000, weil er auf der rasanten Fahrt zur Polizeistation den Mittelstreifen überfahren hatte."

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Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, ehemalige Bundesjustizministerin

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Quelle: SZ

"Ende der Achtzigerjahre bin ich mit meinem Mann nach Salzburg gefahren. Wir sahen den "Jedermann" und wollten noch ein paar Tage zum Entspannen anhängen. Mit von der Partie war auch unser Hund Dr. Martin Luther, eine quirlige Mischung aus Schnauzer, Terrier und Dackel. Zu Salzburg gehört natürlich auch ein Besuch im schönen Café Sacher. Das Café war gut besucht. Und auch andere Gäste hatten ihre Vierbeiner dabei. Als wir gerade bei einem wunderbaren Stück Torte saßen, legte sich Dr. Martin Luther mit einem anderen Hund an und zog den Kürzeren. Er wurde heftig gebissen. Aus seinem Auge trat Flüssigkeit aus. Wir waren derart beunruhigt, dass wir uns unverzüglich auf den Weg in die Tierklinik nach München machten. Die Fahrt werde ich nie vergessen. Mein Mann fuhr mit heißem Reifen, ich saß hinten und hatte den Hund auf den Schoß gebettet. Sein Auge sah wirklich schlimm aus. Unser Urlaub in Salzburg war damit abrupt beendet. Doch eine OP war nicht nötig. Dr. Martin Luther fuhr später noch einige Male mit uns in Urlaub."

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Alexander Liegl, Kabarettist und Autor

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Quelle: SZ

"Ich schicke voraus, dass ich zu Urlauben schon immer überredet werden musste. Es war Spanien und ich war jung. In jenem Alter, in dem die Pubertät im Knabenkörper wühlt. Und weil die Costa Blanca ein Meer hat, sollte auch ich dieses Meer begehen. Eine durchaus berechtigte Idee. Aber wie zieht sich ein Jüngling am belebten Strand die Badehose an? Er braucht dazu drei Handtücher, Hilfe der Verwandtschaft, Diskussionen und Zeit. Sehr viel Zeit. Und als ich es geschafft hatte und das letzte Handtuch fiel, war es soweit: Der Strand applaudierte. Lang und fröhlich. Die Kindheit war vorbei. Heute ziehe ich mich immer blitzschnell und ohne Handtuch um. Eigentlich springe ich in die Badehose. Ich stürze dabei oft und erledige den Umzug im Liegen. Schon lange applaudiert dabei niemand mehr."

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Susanne Breit-Keßler, Regionalbischöfin

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Quelle: SZ

"Als ich ein Kind war, haben wir oft Reisen in die DDR unternommen, weil dort die ganze Familie meiner Eltern lebte. Bei einem der Aufenthalte beschenkte mich meine Großmutter mit einem farbenfrohen Kinderbademantel samt Kapuze, den ich ganz hinreißend fand. Bei der Grenzkontrolle zurück in den Westen - im Grenzbahnhof Probstzella - wurden wie üblich die Koffer geöffnet. Da die DDR damals die Ausfuhr von Textilien nicht erlaubte, durften meine Mutter und ich die Heimreise nicht antreten. Der Zug fuhr ohne uns ab und ich fürchtete mich unendlich, sah uns beide schon im Gefängnis sitzen. Meine Mutter lieferte sich eine Redeschlacht mit der bewaffneten Grenzbeamtin, wie ich sie vorher noch nicht erlebt hatte. Sie argumentierte ideologisch und zugleich humanitär, verlangte schließlich nachts um 1.30 Uhr wütend den Vorgesetzten des "Flintenweibes" zu sprechen, wie sie die Dame im Anschluss immer titulierte. Die Rage meiner Mutter bereitete mir ähnlich große Schrecken wie das brutal-militante Gebaren der DDR-Grenzerin - denn das, fürchtete ich, würde uns gewiss für Jahre in der DDR festhalten. Falsch gedacht. Meine Mutter setzte sich am Ende durch, wir durften am nächsten Morgen samt Bademantel ausreisen."

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Andreas Schweiger, Sternekoch und Inhaber des Restaurants Schweiger2

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Quelle: SZ

"Ich war mit meiner Frau Franzi in Thailand und dort in Bangkok shoppen. Wir wollten vor dem Weiterflug noch eine Tasche in einer speziellen Gegend kaufen und haben uns deswegen in ein Taxi gesetzt. Im Hotel hatte man uns schon vor den Taxis gewarnt und empfohlen, uns eines vom Hotel rufen zu lassen. Wir sagten dem Fahrer, dass wir eine Tasche brauchen, aber der fuhr in immer kleinere Gassen, es kam ein Ghetto nach dem anderen und es wurde immer dunkler und enger. Franzi war cooler als ich, weil sie schon Rucksackreisen gemacht hat, aber ich bin diesbezüglich ein Weichei und bekam echt Angst. Das Taxi fuhr in einen Hinterhof - da war nichts außer einem Garagentor. Ich wurde sauer und sagte dem Fahrer, dass wir zurück wollen, aber er reagierte einfach nicht. Dann ging das riesige Tor auf. Ich dachte, jetzt sind wir gleich tot, verschleppt worden! Und ich wollte noch nicht mal nach Thailand! Das Tor ging also auf und dahinter war: eine große Menge Schwarzmarkt-Ramsch. Ich weigerte mich, irgendetwas davon anzusehen - ich war einfach nur wütend und wollte weg."

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Faris Al-Sultan, Triathlet

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Quelle: SZ

"Wir haben Urlaub auf den Malediven gemacht, aber auch im Paradies scheint nicht jeden Tag nur die Sonne. Am Abreisetag war der Wind schon sehr stark, der Hauptsteg unbenutzbar, aber wir mussten die Insel mit dem Schnellboot verlassen. Mit uns auf dem Boot war auch eine asiatische Dame, deren Gesichtsfarbe bereits beim Betreten des Boots der Farbe der Palmwedel glich. Wir fuhren los, schwimmerisch sehr firm, war ich relativ entspannt und genoss den Achterbahnritt über die Wellen. Die Dame dagegen begann in ihrem Sitz in die Waagrechte zu rutschen. Nach ein paar Minuten gab es auch noch Probleme mit den Motoren, die der Kapitän daraufhin ausschaltete. Nun wurde unser Boot zum Spielball der Wellen. Ich begann die Entfernung zur nächsten Insel abzuschätzen, meine Frau schaute mich unglücklich an und mein Magen war ob des unkontrollierten Geschaukels nicht mehr fröhlich. Die Gesichter der anderen Gäste waren sorgenvoll, während die Dame nun leichenblass und mehr oder weniger liegend wohl ihr Testament machte. Gott sei Dank musste ich von meinen Schwimmkünsten aber dann doch keinen Gebrauch machen."

Fotos: Imago (2), Lukas Barth, Florian Peljak (2), dpa, Jelena Moro/oh

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