Reiseführer über die Wiesn:"Ein Bier so groß wie Bayern"

Ausländische Reisejournalisten und Blogger sind tief beeindruckt oder extrem schockiert vom Oktoberfest. Manche schreiben jedoch ziemlichen Schmarrn.

Lisa Sonnabend

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Oktoberfest 2008

Quelle: SZ

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Ausländische Reisejournalisten und Blogger sind tief beeindruckt oder extrem schockiert vom Oktoberfest. Und manche schreiben einfach ziemlichen Schmarrn.

Die etwas anderen Wiesn-Hits

Die Italiener lieben die Wiesn. Auf der Website Tutto Baviera heißt es:

"In den Festzelten trinkt man viel, isst, man vergnügt sich, aber vor allem: man singt: Musikkapellen spielen bekannte bayerischen Volkslieder, aber auch internationale Klassiker, vor allem aus den USA, sowie die Hits des Jahres.

Manche Stücke stammen aus der Fußballkultur wie "Nach hause, nach hause, nach hause gehen wir nicht, bis das der Tag anbricht, ja, nach hause gehen wir nicht", eine Aufforderung in den Stadien, nicht nach Hause zu gehen (und zu verlieren) während es auf dem Oktoberfest eine klare Einladung ist, auf dem Fest zu bleiben, natürlich mit einem gut gefüllten Humpen Bier auf dem Tisch.

Hier ist eine Auswahl an Volkmusik-Stücken, von denen man oft nur den Refrain singt..."

Es folgen Textpassagen aus: In München steht ein Hofbräuhaus, Ein Prosit der Gemütlichkeit, Es war einmal ein treuer Husar, Wir kommen alle in den Himmel, Du kannst nicht treu sein, Rosamunde und Trink, Brüderlein trink.

Foto: Rumpf

Oktoberfest 2008

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Aller Anstand verschwindet bei Einbruch der Nacht

Der Lonely Planet Central Europe schreibt:

"Massen strömen nach München zum Oktoberfest. Reserviere eine Unterkunft ein gutes Stück vorher und gehe bereits am Vormittag auf das Fest, damit du noch einen Sitzplatz in einem der Bier-'Zelte' bekommst, die so groß sind wie Flugzeughallen. Der Eintritt ist frei, aber es addieren sich die sieben Euro, die ein Ein-Liter-Krug Bier kostet, schnell. Obwohl die Ursprünge des Oktoberfests auf die Hochzeitsfeierlichkeiten von Kronprinz Ludwig im Jahr 1810 zurückgehen, ist heute nichts mehr königlich an diesem bierigen Besäufnis. Sei gefasst auf Gesindel, darauf, neue und betrunkene Freunde zu finden, und darauf, dass bei Einbruch der Nacht aller Anstand verschwindet, und dass du dabei einen Wahnsinnsspaß haben wirst."

Foto: Hess

Oktoberfest 2008

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Das ist Deutschland!

Der User Atlantic17 schreibt über das Oktoberfest:

"Ich habe keine Ahnung mehr wie, aber wir haben es schließlich geschafft, ins Hofbräu-Zelt zu gelangen. Ich wäre beinahe hingefallen. Es waren etwa 6000 Leute dort drinnen, die sangen und tranken. Es war wie bei einem Fußballspiel, wow, beeindruckend. Wir waren dort ein paar Stunden und haben eine Menge Leute kennen gelernt. Jeder von uns hat drei Maß getrunken, ich schwöre es. Als Beweis, hat ein blondes Mädchen unsere Promille mit einem Alkometer gemessen und uns ein Zertifikat gegeben. Es waren 1,2 Promille und das kam nur vom Bier!!!

Ganz gleich, ob dir Bier schmeckt oder nicht, du muss da hingehen, wenn du Lust hast, etwas Neues kennenzulernen, wenn du gerne singst (auch wenn du nicht weißt, was, hahaha) und vor allem, wenn du gerne mit Freunden lachst. Man zahlt keinen Eintritt, aber die Biere sind nicht billig, acht Euro pro Liter. Zu essen gibt es fast nur Bratwurst und Frankfurter. Das ist Deutschland - dort gibt es keinen Ferran Adria oder Martín Berasategui (Anm. d. Red.: berühmte spanische Köche).

Vorteil: wie hübsch die Blonde war Nachteil: man muss ständig aufs 'Herren' rennen, hahaha"

Foto: AP

Oktoberfest 2008

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Das wilde Hofbräu-Zelt

Auf der englischen Website pubclub bestaunt man das Treiben im Hofbräu-Zelt:

"Das Oktoberfest in München ist ein Ereignis gigantischen Ausmaßes. Die Bierzelte sind so groß wie Flugzeughallen, die Brezn so groß wie Lenkräder und die Biere sind so groß wie Bayern.

Tausende passen in ein Zelt, alle hissen die Ein-Liter-Krüge. Sie sitzen auf Picknick-Tischen und springen oft auf die Bänke, wenn ein Lied ertönt, das gerade zu ihrer Stimmung passt. Der Klang hallt durch das Gebäude und vereinigt alle unter dem bayerischen Bier-Dunst.

Es gibt mehr als ein Dutzend solcher Zelte. Obwohl es Gönner braucht, um sich kurz hinsetzen zu können und ein Bier zu bestellen, ist es wie ein kontrolliertes Chaos. Im Hofbräuhaus jedoch sollte es statt 'kontrolliert' heißen 'außer Kontrolle', weil es das wildeste aller Zelte ist. (...) Das Hofbräu-Zelt hat das jüngste, internationalste und partyfreudigste Publikum.

Die Band, die auf einer erhöhten Bühne im Zentrum der Aktion steht, macht Possen zur lustigen Musik und spielt ständig den Prost-Song "Ein Prosit, ein Prosit", zu dem Fremde und neue Freunde, die großen, schweren Krüge aneinander stoßen. Das ist genau das Bild, das alle haben, wenn sie an das Oktoberfest denken."

Foto: Reuters

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Bier im Zentrum

Der spanische Blogger "Gon" von Locura Viajes meint:

Auch wenn es während des Festes zu Umzügen in landestypischen Kleidern kommt, im Zentrum der Aufmerksamkeit steht ganz klar: das Bier. Vom offiziellen Anstich des ersten Fasses bis zum Ende werden hunderttausende Liter verbraucht - von den Deutschen, aber genauso viel auch von den Touristen.

Foto: AP

Oktoberfest 2008

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Nein, es gibt dort keinen kleineren Gläser

Die französische Reise-Plattform Routard beschäftigt sich mit der Größe der Biergläser:

"Fünf bis sechs Millionen Menschen kommen jedes Jahr auf das Oktoberfest in München, besser bekannt in Frankreich als Bierfest. Seit fast 200 Jahren ist dieses riesige Volksfest eines der bekanntesten Veranstaltungen in Deutschland. Folgen Sie unseren Ratschlägen, um aus München zurückzukommen und sagen zu können: 'Ich habe das Oktoberfest überlebt!' (...) Es gibt eine Biersorte, die ausschließlich für das Fest gebraut wird, das Märzenbier, das stärker als das normale Helle ist. Sechs Millionen Liter werden jedes Jahr getrunken. Ein Drittel der jährlichen Bierproduktion der Münchner Brauereien wird während des Oktoberfestes konsumiert. Man trinkt auf dem Oktoberfest nicht aus Gläsern und auch nicht aus Halblitergläsern, sondern aus einer Maß. Das sind Krüge, die einen Liter fassen. Nein, es gibt dort keine kleineren Gläser."

Foto: dpa

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Quelle: SZ

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Kilometer von Apfelstrudel

Auf der italienischen Webseite "Mondo Birra" heißt es:

"Das Oktoberfest: allein, wenn man das Wort ausspricht, breitet sich das Aroma frischer, köstlicher, süßer und schwerer Lagerbiere aus. Wilhelm IV. von Bayern, erklärte Bier per Edikt zum bayerischen Nationalgetränk - zu Recht: Durchschnittlich trinken die Deutschen jedes Jahr etwa 220 Liter pro Kopf.

Das traditionelle 'Fest des Bieres' ist nichts anderes als die Fortführung eines historischen Ereignisses aus dem Jahr 1810, als Prinz Ludwig I. von Bayern die Prinzessin Therese aus Sachsen heiratete. Das Ereignis wurde mit einem Pferdeaufmarsch gefeiert, der sich von jeher jedes Jahr wiederholt, vom Publikum bejubelt wird, und das von Mal zu Mal um Aussteller lokaler Produkte und Bierbrauern, die ihr schäumendes und durststillendes Gold anbieten, reicher wird.

Seitdem konsumieren Millionen Besucher, von den zahlreichen Düften in der Luft verführt, unendliche Flüsse von Bier, schier endlose Mengen an Wurst und Würstchen, Kilometer von Apfelstrudel mit Zimt und dazu noch Bratkartoffeln, Rindfleisch und Bratäpfel. Farbenfrohe Panoramakarussells, Fahnen von Paulaner, HB, Hacker Pschorr, Augustiner, Löwenbräu, Franziskaner oder Hofbräu machen das Oktoberfest zu einem Erlebnis.

Die Eröffnung fällt jedes Jahr auf den vorletzten Septembersonntag. Dann rüstet sich die Stadt zum Parademarsch der Brauereiwägen, auf denen die Bierbrauer in traditionellen kurzen Hosen und Wadenstrümpfen, mit Münzen besetzten Westen und Kopfbedeckungen sitzen. Auch der Bürgermeister ist mit von der Partie: Ihm obliegt es, das erste Bierfass der Oktoberfestsaison anzuzapfen.

An jedem Stand zeugt die Atmosphäre von dem ausgelassenen gemeinsamen Feiern zwischen gedeckten Tischen und pfiffigen Kellnern in traditioneller Kleidung, die die Berge schäumender Bierkrüge majestätisch und geschickt durch die Menge tragen. Die Menschen tanzen und klatschen in die Hände, man hört Orchestermusik, Volkschöre und Rockkonzerte.

Bei diesem mitreißenden und freundschaftlichen Empfang wird alles bayerisch und nicht einmal das Gespräch ist mehr durch sprachliche Barrieren beschränkt: die Blicke, die Fröhlichkeit, das Anstoßen mit erhobenen Bierkrügen zum Prosit und das gemeinsame Feiern erschafft ein Volk: das bayerische Volk.

Foto: Sonnabend

(sueddeutsche.de/Lisa Sonnabend)

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