Süddeutsche Zeitung

Reichenbachstraße:Brandanschlag auf jüdisches Altenheim bleibt auch nach 50 Jahren ungeklärt

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Von Jakob Wetzel

War es ein rechtsextremer Anschlag? Oder waren die Mörder Linksextreme oder womöglich palästinensische Terroristen? Der Brandanschlag auf das jüdische Altenheim an der Reichenbachstraße, bei dem im Februar 1970 sieben jüdische Münchner starben, bleibt ungeklärt. Wie die Bundesanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, hat sie die zuletzt erneut aufgenommenen Ermittlungen ergebnislos wieder eingestellt.

Die Bundesanwälte waren wieder aktiv geworden, nachdem sich eine anonyme Person im Nachrichtenmagazin Focus zu einem Anschlag auf das Haus des Münchner Amtsrichters Albert Weitl bekannt und dabei auch zwei Mitglieder der linksextremen Gruppe "Tupamaros München" der Tat bezichtigt hatte; in dem Artikel wurde eine Verbindung eines der beiden mutmaßlichen Mittäter zum Anschlag auf das Altenheim nahegelegt. Nach Einschätzung der Bundesanwälte aber gibt es zwar Indizien, "die für eine Tatbegehung aus dem linksextremistischen Bereich sprechen".

Für einen konkreten Tatverdacht reichten diese aber nicht aus. Die von Focus behauptete Verbindung zwischen dem Mitglied der "Tupamaros" und dem Anschlag auf das Altenheim sei "nicht belastbar", teilt die Bundesanwaltschaft mit. Auch Vernehmungen weiterer Mitglieder der Gruppe hätten ebenso wie ein erneutes Studium alter Ermittlungsakten nicht weitergeführt. Darüber hinaus habe man erneut nach Anhaltspunkten für ein rechtsextremes Motiv gesucht. Doch auch hier sei man nicht weiter fündig geworden.

Am Abend des 13. Februar 1970 hatte ein unbekannter Täter Benzin im Treppenhaus des Altenheims der Israelitischen Kultusgemeinde verschüttet und angezündet. Die meisten Bewohner konnten das Haus verlassen, zwei Frauen und fünf Männer aber, darunter zwei Holocaust-Überlebende, konnten sich nicht retten. Ein 71-Jähriger starb beim Sprung aus einem Fenster im vierten Stock, die anderen erstickten oder verbrannten. Die Tat wurde wie der spätere Brandanschlag auf das Haus des Amtsrichters nie aufgeklärt.

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SZ vom 24.11.2017 / wet
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