Zu Land, zu Wasser und in der Luft: Die Navy Seals, die Elite-Eingreiftruppen der US-Marine, kommen überall dort zum Einsatz, wo es brennt. Ganz tief in Dietrich Mateschitz, geboren 1944 in der Steiermark, muss ein kleiner Navy Seal versteckt sein. Binnen 25 Jahren hat er die Welt mit seinen Energy-Drinks erobert und seine Firma Red Bull zur Weltmarktführerschaft geleitet.
Mehr als 30 Milliarden Dosen der belebenden Brause hat Red Bull nach eigenen Angaben seit 1987 verkauft, allein im vergangenen Jahr waren es mehr als 4,6 Milliarden weltweit. Der Erfolg hat Mateschitz reich gemacht: Auf mehr als fünf Milliarden US-Dollar schätzt das Magazin Forbes das Privatvermögen des 68-Jährigen, andere sprechen von 5,5 Milliarden Euro. Genug Geld auf jeden Fall, um sich teure Hobbys zu leisten.
Zum Konzept von Red Bull gehört das flächendeckende Sponsoring von Extremsportarten zu Wasser, zu Land und in der Luft. Im Red-Bull-Cockpit raste Sebastian Vettel zu zwei WM-Titeln in der Formel 1, Mateschitz investiert in Motocross und Kunstflug, in Surfer und Snowboarder, in Sommer- wie in Wintersport, kurz: in alles, was seine Marke jung, hip und dynamisch erscheinen lässt.
Schlüssel zum Erfolg des Unternehmens sind eine aggressive Expansionspolitik, strikte Kostenkontrolle und kontinuierliche Investitionen in die Marke. Das neueste Mosaiksteinchen im Imperium des roten Stiers ist der EHC München, den Mateschitz in einer Nacht- und Nebel-Aktion vor dem Aus in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bewahrte.
Auch in seiner Wahlheimat Salzburg unterhält Red Bull ein Erstliga-Team. "So lag es nahe, dass uns der EHC München kontaktierte und sein Konzept vorstellte", heißt es aus der Deutschland-Zentrale des Konzerns, die in München sitzt. "Das Engagement des EHC und die Bedeutung des Eishockeystandorts München haben uns dazu bewogen, den Verein als Hauptsponsor zu unterstützen."
Auf weitere Fragen gehe man "zum jetzigen Zeitpunkt" nicht ein. So viel aber dürfte klar sein: Die zunächst nur für die kommende Saison vereinbarte Kooperation ergibt für Red Bull erst dann Sinn, wenn daraus eine langfristige wird. Das hängt an mehreren Faktoren.
Die neuen EHC-Geschäftsführer - der bisherige Kaufmännische Leiter Claus Gröbner und Sportdirektor Christian Winkler - müssen zeigen, dass sie es verstehen, aus dem Tabellenelften ein Team zu formen, das in die Playoffs einzieht, und gleichzeitig die Kosten im Rahmen zu halten. Gröbner sagt: "Wir haben jetzt Zeit, uns zu bewähren."
Der 38-Jährige, der im November von der Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Spiele 2018 zum EHC stieß, hat die Lektion bereits verinnerlicht: "Wir werden den Etat leicht zurückschrauben müssen und massiv Kosten einsparen", sagt Gröbner. Nach Schätzungen dürfte das Budget für die kommende Saison weiterhin bei knapp vier Millionen Euro liegen.
Nicht zuletzt dank Gröbners und Winklers Kontakten soll die Verbindung nach Österreich überhaupt erst zustande gekommen sein. Winkler, 41, ist mit der Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch und deren Ehemann Marcus Höfl befreundet. Höfl managte drei Jahre lang die Fußballer von Red Bull Salzburg, er betreut den Mateschitz-Freund Franz Beckenbauer. Höfl war es auch, der am Samstag per Twitter die Verbindung zwischen EHC und Red Bull publik machte. Ob das Paar Höfl-Riesch als Vermittler auftrat, sei dahingestellt. Winkler spricht jedenfalls genüsslich von "echtem Teamwork".
Mehr Geld werden Gröbner und Winkler vorerst also nicht zur Verfügung haben. Red Bull gleicht nur den Anteil aus, der dem EHC durch den Rückzug der beiden Hauptgesellschafter Waldemar Jantz und Jürgen Bochanski entgeht; der künftige Alleingesellschafter Michael Phillips hält seinen Anteil aufrecht.
Neben dem sportlichen Erfolg wird für eine Zusammenarbeit über die Spielzeit 2012/13 hinaus aber vor allem einer Frage entscheidende Bedeutung zukommen, nämlich, ob es in München eine neue Halle geben wird. Eine solche war bislang grundsätzlich im Olympiapark vorgesehen, für den EHC und die Basketballer des FC Bayern gemeinsam. Doch im April legte der Aufsichtsrat der Olympiapark GmbH die Pläne erst einmal auf Eis - zu viele Fragen sind ungeklärt.
Einem Hallen-Neubau im Park unter Federführung von Red Bull erteilt Mario Schmidbauer eine Absage: "Wir brauchen eine eishockeyverträgliche Situation im Olympiapark", sagt der sportpolitische Sprecher der Rathaus-CSU. Red Bull als Eigentümer einer Halle, in der etwa auch Konzerte stattfänden, "das kann es aber nicht geben, dann wäre der Olympiapark tot".
Über die Vergabe der Namensrechte an einer Halle könne man hingegen diskutieren. Olympiapark-Chef Ralph Huber begrüßt das Engagement von Red Bull: Es sei "natürlich gut, dass Red Bull mit im Boot sitzt". Inwieweit die neue Allianz auch die Diskussion um eine Multifunktionshalle wieder beleben kann, lässt Huber indes offen.
Die Basketballer des FC Bayern wünschen sich eine Halle für bis zu 10 000 Besucher, dem EHC würde eine Kapazität von 7000 bis 8000 Zuschauern reichen. Das Planungsreferat soll nun den Bedarf ermitteln. Denkbar ist auch ein Alleingang des roten Stiers: eine eigene Halle irgendwo auf der grünen Wiese mit allen Marketingmöglichkeiten. Red Bull ist für seine aufbrausenden Eigenschaften berüchtigt.