Man muss schon einerseits kompositorisch einiges auf dem Kasten haben, andererseits völliges Vertrauen in seine Begleiter, wenn man alle Mitglieder seines Großensembles um Stück-Skizzen für das neue Programm bittet. Beides trifft auf die in Nürnberg und München ausgebildete Klarinettistin und Flötistin Rebecca Trescher zu. Für ihren vor eineinhalb Jahren erschienenen "Paris Zyklus", entstanden während eines sechsmonatigen Studienaufenthalts an der Seine, hat sie völlig zu Recht den Deutschen Jazzpreis in der Sparte Komposition bekommen. Und ihr "Large Ensemble" hatte fast auf den Tag genau vor zehn Jahren sein Bühnendebüt; der Aufwand und die Hartnäckigkeit, dieses erst elfköpfige, nunmehr als Tentett spielendes Jazzorchester als "working band" am Laufen zu halten, hat sich gelohnt, wie man nun auch in der ausverkauften Unterfahrt erleben durfte.
Weil dieses ausnahmslos mit Spitzenkönnern wie dem jungen Multiinstrumentalisten Anton Mangold an Harfe, Saxofon und Flöte, dem Saxofon-Professor Markus Harms, dem Wolfgang-Haffner-Stammbassisten Christian Diener oder dem ein schöneres Album nach dem andern vorlegenden Pianisten Andreas Feith besetzte Ensemble nach so langer Zeit blind harmoniert. Weil Trescher aus den Vorlagen ihrer Musiker wie Joachim Lenhardts seinem Namen alle Ehre machenden, Bigband-artigen "Wildwasser" oder dem sich grandios steigernden, von einem versetzen Vibrafon-Motiv unterlegten "Cloudwalker" des Cellisten Juri Kannheiser fulminant arrangierte Meisterwerke mit eigener Handschrift macht. Und weil das Ganze auch dramaturgisch wohl inszeniert ist: Der aus der Feder von Christian Diener stammende Opener etwa hatte einen starken Michel-Legrand-Touch. Perfekt zur Überleitung in zwei Teile des Paris-Zyklus, die Trescher später noch spielen ließ.
Zusammen mit einigen älteren Stücken (darunter das lustige "Seeking Spider") ergab das einen bezwingend abwechslungsreichen und spannenden, von solistischen Glanzlichtern durchzogenen Abend. Auf die nächsten zehn Jahre.