Reaktionen zum Startbahn-Bürgerentscheid:"David hat gegen Goliath gewonnen"

Während die Gegner der Startbahn jubeln, machen die Befürworter OB Ude für ihre Niederlage verantwortlich. Party-Stimmung herrscht auch in Freising - dort verspricht Oberbürgermeister Eschenbacher den Münchnern ein Dankesfest.

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Bürgerentscheid zum Flughafenausbau in München

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Während die Gegner der Startbahn jubeln, machen die Befürworter OB Ude für ihre Niederlage verantwortlich.

In der Zentrale der Startbahngegner im Stemmerhof brach bereits um 18.15 Uhr ohrenbetäubender Jubel aus, als das erste Teilergebnis aus dem Stimmbezirk Feldmoching-Hasenbergl bekannt wurde. Die Menschen fielen sich in die Arme, denn die Gegner lagen knapp vorne. Und dieser Trend hielt sich über den Abend. Überraschend klar hat München gegen eine dritte Startbahn votiert. Mit 54,3 Prozent gewannen die Ausbaugegner die Wahl. Christian Hierneis, der Sprecher des Münchner Bündnisses, sagte: "Das ist eine Sensation. So etwas erlebt man nicht oft, hier hat David gegen Goliath gewonnen."

Bürgerentscheid zum Flughafenausbau in München

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Grünen-Landeschefin Theresa Schopper (rechts) gab sich relativ früh siegesgewiss: "Es gibt einen Spruch beim Fußball: Geld schießt keine Tore. Und so ist es heute Abend auch: Geld allein gewinnt keine Abstimmung. Wir haben gekämpft und waren auf der Straße und haben gezeigt, wer die Hosen an hat in Sachen Mobilisierung." Grünen-Landeschef Dieter Janecek sprach später von einem "richtigen Triumph" für die Projektgegner: "Es ist ein Zeichen, dass die Menschen diese größenwahnsinnigen Verkehrsprojekte satt haben. Ich bin überglücklich." Auch die Freien Wähler sahen sich bestätigt.

Buergerentscheid ueber den Ausbau des Muenchner Flughafens

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Helga Stieglmeier (links), die Sprecherin von Aufgemuckt, zeigte sich einfach nur glücklich, dass "dieses Irrsinsprojekt" gestoppt wurde. Groß ist auch der Jubel bei den Freisingern - sie wären von dritten Startbahn direkt betroffen, durften aber an diesem Sonntag nicht abstimmen. Nun wollen sie für die Münchner eine Party organisieren. "Ihr habt eine Brücke aufgebaut zwischen München und Freising. Ihr seid einfach Wahnsinn! Ich habe immer gesagt, wenn wir es schaffen, die dritte Startbahn zu stoppen, dann gibt es eine große Party. Diese Party machen wir jetzt!", sagte der überglückliche Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher.

Bürgerentscheid zum Flughafenausbau in München

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Münchens OB Christian Ude musste dagegen eine Niederlage eingestehen. Im KVR kündigte er aber nun an, das eindeutige Ergebnis "ohne Wenn und Aber zu akzeptieren". Die dritte Startbahn sei vom Tisch, da die Stadt nunmehr verpflichtet sei, als Mitgesellschafter des Flughafens gegen den Ausbau zu stimmen. Zugleich warnte Ude davor, den Willen der Bürgerschaft mit "Tricksereien" zu hintergehen.

Bürgerentscheid zum Flughafenausbau in München

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Enttäuscht zeigte sich Michael Kerkloh, der Chef des Flughafens: "Das Thema Startbahn ist emotional einfach nicht gut besetzbar. Die positiven Folgen sind nicht gleich greifbar", erklärte er. Das müsse man akzeptieren. Thomas Klühr, der Chef der Münchner Lufthansa, sagte, große Infrastrukturprojekte seien nur noch schwer zu vermitteln. Er äußerte die Befürchtung, der Ausbau des Drehkreuzes werde nun stocken.

Bürgerentscheid zum Flughafenausbau in München

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Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (Foto) machte Ude Vorwürfe. Es sei eine Niederlage für ihn, sagte der FDP-Politiker: "Natürlich sind auch CSU und FDP für den Flughafenausbau, aber das ist ein Entscheid der Stadt München, und deren oberster Repräsentant ist der OB." CSU-Fraktionschef Josef Schmid sagte: "Einer hat nicht genug getan. Der heißt Christian Ude und ist Münchner OB." Ude konterte, dies sei "einer der peinlichsten und jämmerlichsten Versuche, sich aus der Verantwortung herauszustehlen". Zugleich betonten er und die Münchner SPD, dass sich die Stadt an das Votum der Bürger halten werde.

Flughafen München

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Weiter Chancen für das Projekt sieht dagegen offenbar die Landesregierung: Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) sagte: "Das Ergebnis bedauere ich natürlich sehr, weil aus gesamtbayerischer Sicht die Erweiterung nach wie vor wichtig ist." Die Planungen für die Startbahn müssten weitergehen, forderte der Vizeregierungschef: "Es darf nicht das Ende sein." Nun werde die Landtagswahl zu einer Abstimmung darüber, wie zukunftsfähig Bayern sei.

© Süddeutsche.de/SZ/tob/afis/cag
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