Raumprogramm:Verzicht auf Lerninseln

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Neurieder Grundschule erhält Speise- und Entspannungsräume

Von Julian Raff, Neuried

"Wir wollen keine Utopien." Das hat Grundschulrektorin Pia Rieger jüngst im Neurieder Bauausschuss betont. Das Wichtigste am Raumprogramm für den vor einem Jahr beschlossenen Neubau des alten Grundschultrakts seien die vier Klassenzimmer zu je 70 Quadratmeter - also in einer Größe, die auch nicht-frontale Sitzordnungen zulässt. Mittelfristig ersetzt werden muss der 60 Jahre alte Osttrakt des Schulkomplexes an der Planegger Straße nicht aus Platzgründen, sondern weil eine Brandbeschau im Sommer 2016 Statikmängel aufgezeigt hatte.

Der Neubau wird also ungefähr die alten Abmessungen beibehalten, auch wenn das Raumprogramm 810 statt der bisherigen 720 Quadratmeter Nutzfläche vorsieht und die Bruttogeschossfläche von 1300 auf 1500 Quadratmeter wächst. Die vier Klassenzimmer sollten laut Programm je paarweise auf einem Stockwerk angeordnet werden, getrennt durch einen rund 40 Quadratmeter großen Bereich, der als Gruppen- und Ruheraum genutzt werden kann. Angesagte Architektur-Experimente wie verglaste "Lerninseln" brauche und wolle man nicht, versicherten Rieger und Konrektorin Verena Knoll den notgedrungen sparsamen Gemeinderäten.

Mehr Überzeugungsarbeit mussten sie leisten, als es um den Raumbedarf jenseits des Unterrichts ging. Dass es gleich zwei Speiseräume à 70 Quadratmeter sein müssen, leuchtete nicht allen Gemeinderäten auf Anhieb ein. Der Bedarf ergebe sich jedoch aus hygienischen Gründen und aus der Zeittaktung, so Rieger. Die Zusammenfassung in einer anonymen, großen Mensa ergebe jedenfalls pädagogisch keinen Sinn. Denn statt die Kinder kantinenmäßig "abzufüttern", müsse die Schule heute Esskultur und familiäre Rituale wie das gemeinsame Auf- und Abdecken vermitteln - nicht jeder Grundschüler lerne das heute zu Hause. Etwas exotisch erschien den Räten der "Snoezelen-Raum". Das Konzept zur Tiefenentspannung würde die pädagogische Arbeit auch in Neuried erleichtern, so die Schulleiterinnen.

Die Musikschule, derzeit Hauptnutzer des alten Schultraktes, bekommt einen 75 Quadratmeter großen Raum plus 15 Quadratmeter Lagerfläche. Weitere Musikräume sind nicht vorgesehen, da laut Gemeinde dafür im neuen Schultrakt wieder Platz frei werden soll. Der Bauausschuss billigte das Konzept schließlich als Grundlage der Architekten-Ausschreibung. Völlig offen ist vorerst, wo die vier betroffenen Grundschulklassen während der Abbruch- und Neubauarbeiten bleiben sollen.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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