Ausstellung in der Rathausgalerie:Bilder und Begegnungen

Ausstellung in der Rathausgalerie: "I Have No Words - There Is No Title" heißt das Projekt in der Rathausgalerie, das Werke ukrainischer und deutscher Künstler zeigt.

"I Have No Words - There Is No Title" heißt das Projekt in der Rathausgalerie, das Werke ukrainischer und deutscher Künstler zeigt.

(Foto: Arif Haidary)

Der Ukraine-Krieg macht viele Menschen sprachlos. Dem will das Pop-up-Projekt "I Have No Words - There Is No Title" in der Rathausgalerie mit Werken von ukrainischen und deutschen Künstlern etwas entgegensetzen.

Von Magdalena Zumbusch

Die Aufmerksamkeit für den Ukraine-Krieg hat etwas nachgelassen. Auch wenn jedem klar ist, dass der Krieg jetzt, genau in diesem Moment, nicht weniger schrecklich ist als er es jeden Tag ist, seit dem 24. Februar. Ein Gefühl von Sprachlosigkeit begleitet das Leben seitdem, eine Sprachlosigkeit, die zunimmt, je länger dieser Konflikt dauert. Dem versuchen die Kuratorinnen Lena von Geyso und Bohdana-Yaryna Topilko etwas entgegenzusetzen. Sie machen aus der Rathausgalerie einen Ort der künstlerischen Intervention und präsentieren Arbeiten ukrainischer und deutscher Künstler.

Neben der Hauptausstellung war bis zum Wochenende eine kleine Sonderschau zu sehen. Die Idee dahinter: Sich auf hier, in München lebende - deutsche und ukrainische - Künstler zu konzentrieren. Und speziell auf die Frage, was Kunst eigentlich bewirken kann, momentan? Mitten im Ausnahmezustand. Mit einem eindrücklichen Gemälde war der ukrainische Künstler Kyrylo Zhornovyi, der seit 2015 in München lebt, zu sehen. Mit dem Geschehen in der Ukraine setzt er sich seit Jahren auseinander. So war 2021 "The Escape" entstanden: Mit seinen auf Hasen reitenden Figuren fängt er die Absurdität ein, die jedem Krieg am Ende anhaftet: Die rosa Riesenköpfe der Figuren erinnern einerseits an Babys, andererseits an Monster. Man weiß es nicht genau, grotesk sehen sie aber in jedem Fall aus.

Innerhalb des Gesamtprojekts sind neben Fotografien und Bildern auch Filme in zwei Videoboxen und auf einem Fernseher von insgesamt sieben Künstlern zu sehen. Der auch heute noch in der Ukraine lebende Mykola Ridnyi präsentiert in kurzen Sequenzen fünf öffentliche Orte in Charkiw, aufgenommen 2015, ein Jahr nach der Annexion der Krim durch Russland. Die Aufnahmen zeigen ruhige Orte, alles scheint seinen geregelten Gang zu gehen, der Krim-Konflikt beigelegt zu sein. Aber der Schein von Ruhe täuscht. Das machen die alles andere als ruhigen Audio-Aufnahmen klar, mit denen Ridnyi die Videos unterlegt hat.

Das Audio-Material scheint von den Auseinandersetzungen 2014 zu stammen. Oder zeigen sie das aktuelle Kriegsgeschehen? "Der Hurensohn hat uns unbewaffnet angegriffen. Abschaum. Und bittet danach noch um Gnade", so und ähnlich wird herumgeschrien. Dann Pause. Anschließend zeigt Ridnyi Aufnahmen des zerbombten Charkiw aus diesem Jahr. Unterlegt nur noch mit dem leisen Fiepton einer auslaufenden Kassette. Alles vorbei und gelaufen. Die Katastrophe ist passiert. Ebenso leise ist Lada Nakonechnas "Studium des Menschen". Körperteile aus weißem Pappmaché idealgeformt, wie die antiker Statuen. Nur dass der Körper hier grausam auseinandergerissen wurde, halbe Beine liegen achtlos im Raum verteilt herum. Ist es ein Schlachtfeld mit Leichenteilen? Wie schnell ein menschlicher Körper im Krieg zerstört ist, das drücken die fragilen Papierbeine eindrücklich aus.

"I Have No Words - There Is No Title", Rathausgalerie, Marienplatz 8, bis 20. November

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