Rathaus:"Immer eine Ehre"

Oberbürgermeister Reiter verabschiedet seine beiden Stellvertreter und einige langjährige Stadträte

Von Sebastian Krass

Wie übergibt man einen Blumenstrauß in Zeiten der Kontaktvermeidung? Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nutzte die Situation für einen kleinen Scherz. "Soll ich dir den zuschmeißen?", fragte er Christine Strobl, seine Parteigenossin und bisherige Stellvertreterin. "Unsere Arme sind lang genug", erwiderte sie und nahm den Strauß mit ausgestrecktem Arm entgegen.

Diese letzte Stadtratssitzung der Amtszeit 2014 bis 2020 am Mittwoch bedeutete auch einen Moment des Abschieds von einigen Mitgliedern, die seit ewigen Jahren dabei waren und in der neuen Amtszeit, die mit der Vereidigung am Montag beginnt, nicht mehr dabei sein werden. Dazu gehören insbesondere zwei CSU-Politiker, denen OB Reiter für ihre Arbeit dankte: Walter Zöller, der seit 1972, also seit 48 Jahren, im Stadtrat saß, und Hans Podiuk, der es auf immerhin 42 Jahre gebracht hat.

Nicht ganz so lang, aber immerhin seit 1990 dabei war Christine Strobl. Seit 2006 war sie Bürgermeisterin, erst zweite, seit 2014 dritte Bürgermeisterin. "Ganz herzlichen Dank für alles, was du für diese Stadt geleistet hast", gab Reiter ihr mit auf den Weg. Ein paar Sätze hinterließ Strobl dann auch noch: "Es war mir nicht immer ein Vergnügen, aber immer eine Ehre." Und Strobl, die sich stets besonders für die Sozialpolitik engagiert hat, richtete einen Appell an die neuen Stadträte. "Sie werden ziemlich schweren Zeiten entgegen gehen, wie ich sie in 30 Jahren im Rathaus nicht hatte. Aber bitte denken Sie bei allem Befriedigen von gewissen Partikularinteressen auch an die, die weder finanziell noch medial die Möglichkeit haben, sich lautstark zu machen. Die gibt es in dieser Stadt, die sollen auch weiterhin in dieser Stadt bleiben." Strobl schloss mit einer Warnung: "Ich werde mir das hier weiter anschauen, und ich weiß, wie man Bürgerbegehren organisiert. Ich habe jetzt viel Tagesfreizeit und kriege morgen einen neuen Laptop."

Auch von seinem zweiten Bürgermeister Manuel Pretzl (CSU) verabschiedete Reiter sich mit einem Blumenstrauß. Hier ist die Konstellation eine andere. Pretzl bleibt im Stadtrat, aber nach dem Ende der Kooperation mit der SPD, die künftig mit den Grünen koaliert, wird er als CSU-Fraktionschef zum Oppositionsführer. Reiter dankte ihm für "die Jahre als Bürgermeister, die Sie absolut zuverlässig und konstruktiv erledigt haben". Pretzl kündigte an: "Mich muss und darf man ja in den nächsten sechs Jahren hier noch erleben und aushalten." Und er schloss mit einem Zitat von Uli Hoeneß: "Das wars noch nicht."

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