Ramersdorf:Schlappe für langsam

Ramersdorf: Klare Ansage der Behörden: Geringere Geschwindigkeiten auf der Chiemgaustraße machen es nicht besser.

Klare Ansage der Behörden: Geringere Geschwindigkeiten auf der Chiemgaustraße machen es nicht besser.

(Foto: Rumpf)

Kreisverwaltungsreferat, Referat für Gesundheit und Umwelt sowie die Polizei lehnen die Forderung nach einem schärferen Tempolimit für den Mittleren Ring zwischen Leuchtenbergtunnel und Schwanseestraße kategorisch ab

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Bessere Luft, weniger Lärm, flüssigerer Verkehr - darauf zielte ein Antrag, den der Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach im Dezember vergangenen Jahres verabschiedet hatte. Darin forderten die Lokalpolitiker für den Mittleren Ring zwischen Leuchtenbergtunnel und Schwanseestraße ein Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde in der Zeit von 6 bis 22 Uhr. Für die übrigen Stunden sollten sogar nur 40 Stundenkilometer erlaubt sein. Diesem Vorschlag haben Kreisverwaltungsreferat (KVR), Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) und die Polizei nun eine deutliche Abfuhr erteilt.

Wie es in einem Schreiben des KVR an die Lokalpolitiker heißt, habe die Straßenverkehrsbehörde geprüft, ob eine Lärmdrosselung möglich sei. Bei einer Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von derzeit 60 auf 50 Kilometer pro Stunde ergäbe sich demnach rein rechnerisch eine Minderung der Lärmpegelwerte um lediglich 1,2 Dezibel. Zudem könne in der Folge nicht ausgeschlossen werden, dass eine Verdrängung des Verkehrs auf andere, weniger geeignete Straßen in der Umgebung des Mittleren Rings erfolge. Die eigentlich gewünschte Bündelung des Verkehrs auf dem eigens dafür ausgebauten Hauptstraßennetz, also dem Mittleren Ring, würde dann nicht mehr stattfinden.

Zweitens , so heißt es, würde ein Tempolimit nicht zwingend die Luftqualität erhöhen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls das RGU in einer Stellungnahme. So würde eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 50 inklusive strenger Überwachung zwar die Senkung der Stickstoffdioxid-Immissionen um bis zu 13 Prozent bewirken. Allerdings setze dies eine weitgehend stetige Fahrweise voraus. Andererseits weiß man, dass die höchsten Stickstoffdioxid-Emissionen beim Beschleunigen auftreten. Das Umweltreferat zieht daraus den Schluss: "Wichtigstes Ziel einer Temporeduzierung ist demnach nicht die Höhe der zulässigen Geschwindigkeit Tempo 50 oder Tempo 40, sondern es ist vielmehr eine Geschwindigkeit anzustreben, bei der an dem zu untersuchenden Streckenabschnitt eine möglichst stetige, staufreie Fahrweise ohne häufige Beschleunigungsvorgänge erzielt wird." Für den Abschnitt zwischen Leuchtenbergtunnel und Schwanseestraße hieße das wohl, dass man per Ampelschaltung möglichst eine grüne Welle erreichen müsste.

Auch die Polizei hält, wenngleich aus anderen Gründen, nichts von einem niedrigeren Tempolimit auf dem Mittleren Ring: Der Straßenzug übe eine Sammelfunktion für den über den Stadtteil hinausgehenden Verkehr aus: "Er ist der letzte Bereich in der Stadt, in dem zügig eine längere Strecke überwunden werden kann." Kraftfahrer benutzten den Mittleren Ring, um nicht durch die Innenstadt fahren zu müssen. Würde diese Möglichkeit durch Geschwindigkeitsreduzierungen erschwert, könnten die Verkehrsteilnehmer wieder vermehrt durch die Stadt fahren, befürchtet die Polizei.

Außerdem, so heißt es in der Stellungnahme weiter, sei der fragliche Abschnitt des Mittleren Rings durch viele Kreuzungen mit Ampeln gekennzeichnet. Ein Vergleich mit der Landshuter Allee, wie er vom BA gezogen wurde, sei deshalb nicht zielführend, da es sich dort um eine gerade Straße ohne Ampelunterbrechungen handele, die sich zügig auch mit einer geringeren Geschwindigkeit befahren lasse als eine Strecke mit ständigen Unterbrechungen. Noch deutlicher kommentiert die Polizei die Forderung nach Tempo 40: "Die Reduzierung der Geschwindigkeit in der Nacht auf 40 Kilometer pro Stunde halten wir für utopisch." Denn erfahrungsgemäß würden gut ausgebaute, vierspurige Straßen nicht mit dieser Geschwindigkeit befahren. Es sei denn, man stellt zwischen allen Kreuzungen Messanlagen auf. Das aber habe zur Folge, dass die Autofahrer dann oft nicht einmal mehr mit der erlaubten Geschwindigkeit unterwegs seien.

Zur Begründung eines niedrigeren Tempolimits lässt sich anscheinend noch nicht einmal das Unfallgeschehen heranziehen. "In den Jahren 2014 und 2015 wurden auf dem gesamten Abschnitt insgesamt 463 Unfälle registriert. Jedoch wurde nur einer ursächlich als Geschwindigkeitsunfall aufgenommen", heißt es von Seiten der Polizei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: