Ramersdorf:Noch steht alles auf Los

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Die Münchner Verkehrsgesellschaft hat Probleme mit der Zufahrt zum neuen Trambahnbetriebshof an der Ständlerstraße. Den Bezirksausschuss interessiert vor allem der Lärmschutz

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Um die Mobilität der Menschen auch in Zukunft zu gewährleisten, setzt die Stadt vermehrt auf die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs. Ein wichtiges Puzzleteil zum Gesamtbild, neben S- und U-Bahnen sowie Bussen, tragen die Trambahnen bei. Dieses Angebot wird sukzessive ausgeweitet, wozu auch eine Modernisierung und Vergrößerung des Fuhrparks zählt. Das macht wiederum den Ausbau beziehungsweise die Erweiterung einerseits der Anzahl und Kapazität der Betriebshöfe mit ihren Werkstatteinrichtungen und andererseits den Ausbau der Abstellanlagen für die Züge notwendig.

Womit man beim Trambahnbetriebshof Ständler-/Lauensteinstraße wäre: Auf Einladung des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach haben Vertreter der Stadtwerke (SWM)/Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) jetzt über den aktuellen Stand der Planungen zum Aus- und Umbau des Standorts informiert. Das Ganze fand als Online-Konferenz statt, bei der sich rund 30 Teilnehmer - mehrheitlich Lokalpolitiker - zugeschaltet hatten. Mit gutem Grund, denn das Vorhaben als solches wie auch dessen Auswirkungen auf die Nachbarschaft werfen Fragen auf. Und nicht zuletzt muss der Sportverein Stadtwerke München dem ausgebauten Trambetriebshof weichen.

"Wir sind noch ganz am Anfang", erklärte Ulrich Osthöver von der MVG den aktuellen Stand. Konkret bedeutet das, dass für das Projekt zunächst einmal der Flächennutzungsplan geändert werden muss. Falls der Stadtrat zustimmt, könnte danach laut Osthöver 2022 das Planfeststellungsverfahren, also das Baugenehmigungsverfahren, eingeleitet werden. Verläuft alles reibungslos, würden im selben Jahr erste vorbereitende Bauarbeiten beginnen. Mit einer Inbetriebnahme des Trambahnbetriebshofs wäre somit 2026/27 zu rechnen.

Bis dahin hat sich die Fläche zwischen Ständlerstraße im Norden, Lauensteinstraße im Süden, den Bahngleisen im Westen sowie der Wohnbebauung und den Kleingärten im Osten komplett verändert: Ein circa 500 Meter langes Bremsgleis, ein Verwaltungsgebäude, neue Werkstätten, Montage- und Lagerhallen, Wasch- und Abstellanlagen sowie eine größere Grünfläche im Süden sollen entstehen, wo heute Fußballplätze, Sportfreiflächen und die Dreifachturnhalle des SV Stadtwerke zu sehen sind. Bis Ende dieses Jahres muss der Sportverein das Gelände geräumt haben.

Aber auch auf die MVG warten noch einige problematische Aufgaben. Dazu gehört die Frage, wie die Trambahnen überhaupt den Reparaturstandort erreichen. Noch favorisiert die MVG eine Zufahrt über Chiemgau- und Aschauer Straße. Inzwischen aber weiß man, dass die Bahnbrücke über die Chiemgaustraße erneuert werden muss - ein momentan schwer zu kalkulierendes Risiko für die Planungen der MVG. Weshalb diese sich nun entschlossen hat, alternativ die Zufahrt zum Betriebshof über die Schwansee-/Ständlerstraße zu prüfen. Eine Lösung, die im Übrigen auch der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach in einem Antrag angeregt hatte.

Ob es zu coronabedingten Verzögerungen bei dem Projekt kommen könnte, wollte Stadtrat Christian Smolka (Grüne) wissen. Arne Petersen (MVG) hielt dies für unwahrscheinlich, bislang sei es auf städtischen Baustellen zu keinen Einschränkungen deswegen gekommen. Und auch die Finanzierung sei gesichert, beteuerte er. Es gebe "ein klares Bekenntnis des Stadtrats zum Ausbau des ÖPNV". Außerdem versicherten die MVG-Vertreter auf eine entsprechende Frage Smolkas, dass es keine Probleme bereiten werde, im Betriebshof bei Bedarf in Zukunft auch breitere Trambahnen zu warten.

Beim Ausbau des Betriebshof an der Ständlerstraße gehen Freiflächen und Dreifachturnhalle des SV Stadtwerke verloren. (Foto: Gino Dambrowski)

Der BA-Vorsitzende Thomas Kauer (CSU) lenkte dann den Blick auf das, was vermutlich die Nachbarn am meisten interessieren dürfte: wie sie vor Lärm geschützt werden sollen. Denn Kauer war aufgefallen, dass für die an die Wohnbebauung im Osten angrenzenden Tram-Abstellanlagen anscheinend keine "richtige" Einhausung vorgesehen ist. Dies bestätigte Ulrich Osthöver. Tatsächlich sei dort zur Abschirmung der Emissionen nur eine Kombination aus Lärmschutzwand und teilweiser Überdachung vorgesehen.

Ein weiterer Punkt, für den sich Kauer interessierte, betraf den "Grüngürtel" an der Lauensteinstraße, der als Ersatz für die ursprünglich geplanten, aber nicht genehmigten Wohnungen entstehen soll: Wie soll er gestaltet werden, was geschieht da, ist die Fläche künftig öffentlich zugänglich? Fragen, die die MVG zum jetzigen Stand noch nicht beantworten konnte. Arne Petersen lud den BA aber ausdrücklich ein, ihre diesbezüglichen Wünsche und Vorstellungen zu formulieren und der MVG mitzuteilen. Möglicherweise findet sich darin dann auch ein Vorschlag zu einer noch relativ vagen Idee Kauers: Ihm schwebt vor, ausgehend von der Grünfläche an der Lauensteinstraße, über eine neue, barrierefreie Fuß- und Radwegbrücke über die Bahngleise die Verbindung in die Amisiedlung attraktiver zu gestalten.

Sepp Sebald (Grüne) wiederum wünschte sich, dass die MVG den Bau des Trambetriebshofs überhaupt als "grünes Projekt" angeht. Ihm schwebten möglichst großzügige Dach- und Fassadenbegrünungen vor. Sein BA-Kollege Simon Soukup (CSU) erinnerte daran, dass die schon geschlossene Wirtschaft "Münchner Tram" früher ein Treffpunkt fürs ganze Viertel war. Er würde sich deshalb freuen, wenn im MVG-Museum, das in seiner jetzigen Form erhalten bleibt, dauerhaft als Ersatz wieder Gastronomie unterkäme.

Am Rand der Info-Veranstaltung wurde bekannt, dass sich bereits der Bau eines dritten Trambahnbetriebshofs ankündigt. Nach Einstein- und Ständlerstraße dürfte der Standort im Westen der Stadt liegen.

© SZ vom 03.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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