Süddeutsche Zeitung

Ramersdorf:Mann schnappt sich Kinder und Auto der Ex und verletzt Fußgänger

  • In München eskaliert der Streit zwischen einem 29-jährigen Arbeitslosen und seiner Ex-Freundin.
  • Er packt die Kinder der Frau, stiehlt ihren Wagen - und fährt, als er eine Polizeistreife sieht, in eine Gruppe Fußgänger.
  • Zwei Menschen werden schwer verletzt, der mutmaßliche Täter flüchtet.

Von Thomas Schmidt

Nach einem heftigen Streit mit seiner früheren Lebensgefährtin hat ein 29-jähriger Arbeitsloser die vier Kinder der Frau gepackt, ihr Auto gestohlen und ist dann bei einem Unfall in zwei Fußgänger gerast. Der Vorfall ereignete sich am Mittwochabend in Ramersdorf. Wie die Polizei berichtet, wurden zwei schwer verletzte Männer ins Krankenhaus gebracht. Die Kinder der 26-Jährigen blieben unverletzt. Der mutmaßliche Täter flüchtete zu Fuß, am Donnerstag fehlte immer noch jede Spur von ihm.

Dem 29-Jährigen brannten offenbar alle Sicherungen durch, nachdem es in der Wohnung seiner Ex an der Claudius-Keller-Straße zu einem heftigen Streit gekommen war. Worüber sich das frühere Paar stritt, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Der Ärger sei allerdings derart eskaliert, dass der 29-Jährige zugeschlagen habe. Die Frau sei aus der Wohnung geflüchtet und habe Schutz bei einem Nachbarn gesucht. Vermutlich aus Eifersucht, so berichtet es Polizeisprecher Carsten Neubert, griff sich der Arbeitslose daraufhin die Autoschlüssel seiner ehemaligen Freundin, packte ihre vier Kinder im Alter zwischen 14 Monaten und fünf Jahren in den Wagen und fuhr los - angeblich, um sich auf die Suche nach der Mutter zu machen. Der Mann ist laut Polizei nicht der Vater der Kinder, trotzdem werde gegen ihn bislang nicht wegen des Verdachts der Kindesentziehung ermittelt.

Als der 29-Jährige am Karl-Preis-Platz kurz an einer roten Ampel warten musste, sah er einen Streifenwagen vorbeifahren. Offenbar dachte er, seine Ex-Freundin habe die Polizei gerufen und die Beamten seien ihm nun auf den Fersen. Der 29-Jährige drückte aufs Gas und fuhr trotz Rotlicht geradeaus los. Er kam jedoch nur wenige Meter weit. Kurz hinter der Kreuzung wollte er nach rechts abbiegen in die Kölblstraße, war dafür aber viel zu schnell unterwegs. Er verlor die Kontrolle über den Wagen, kam von der Straße ab, streifte zunächst einen Baum, fuhr dann einen 25-jährigen Studenten an und erfasste einen daneben stehenden 30-Jährigen frontal. Beide Männer wurden schwer verletzt, erlitten Prellungen, Kopfplatzwunden und ein Schädel-Hirn-Trauma. Der Rettungsdienst brachte sie zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus.

Nach dem Unfall stieg der 29-Jährige aus. Die Fußgänger, die blutend am Boden lagen, ignorierte er. Die vier Kinder ließ er allein im Auto zurück und rannte davon. Die Polizei leitete zwar sofort eine Fahndung ein, doch der Flüchtende blieb zunächst verschwunden.

Die Ehefrau des 30-jährigen Verletzten wohnt nur ein paar Häuser entfernt und berichtet, dass sie gerade mit dem Abendessen auf ihren Mann gewartet habe, als der Unfall kurz nach 20 Uhr geschah. Der Friseur und Vater eines dreijährigen Kindes sei von der Arbeit auf dem Weg nach Hause gewesen, als er ein lautes Geräusch wie von einem kaputten Auspuff gehört habe. Zusammen mit mehreren anderen Fußgängern habe er sich umgedreht, berichtet seine Frau, aber da sei es schon zu spät gewesen. An den Aufprall könne er sich nicht mehr erinnern.

Schwer verletzt auf dem Boden liegend, rief er per Handy seine Frau an. Die 30-Jährige rannte sofort los. Als sie die Straßenecke erreicht habe, hätten Rettungskräfte ihren Mann in einen Krankenwagen gehoben. "Das war wirklich schlimm", erzählt sie. "Aber es hätte noch viel schlimmer kommen können. Zum Glück ist er nicht gelähmt oder lebensgefährlich verletzt."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3361193
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.02.2017/sim
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.