Süddeutsche Zeitung

Ramersdorf:Lesefuchs trifft Lesebär

252 Grundschüler aus zwölf Klassen besuchen die erste Abteilung der Bereitschaftspolizei, da sich die Kooperation der Münchner Polizei mit dem Verein Lesefüchse zum zehnten Mal jährt

Von Jana Heigl, Ramersdorf

Mit einem breiten, fast kindlichen Grinsen führen die uniformierten Polizisten die Kinderhorden über das Gelände der Bereitschaftspolizei an der Rosenheimer Straße in Ramersdorf. Die Kinder finden das ziemlich cool. "Mir gefällt es hier ganz schön toll", sagt die siebenjährige Aurelia. 252 Grundschüler aus zwölf Klassen sind an diesem Morgen bei der erste Abteilung der Bereitschaftspolizei, weil sich die Kooperation der Münchner Polizei mit dem Verein Lesefüchse zum zehnten Mal jährt. Auf Initiative der Lesefüchse gehen beim Projekt "Beamte lesen vor" seit 2007 Polizisten in Uniform in die zweiten Klassen und erreichen so jedes Jahr an Grundschulen ungefähr 1000 Schüler.

"Wir bringen uns sehr stark ein", sagt Polizeioberrat Peter Gloël, "und wir setzen auch nur Kollegen ein, die das gerne und von Herzen tun". Es gibt genug Freiwillige unter den Beamten, viele von ihnen sind selbst Eltern und machen schon deshalb gerne mit. Andere haben schöne Kindheitserinnerungen ans Vorlesen. "In der Klasse merken wir sehr deutlich, dass wir alle Kinder erreichen können", sagt Gloël. Der Respekt, den die Kinder vor den uniformierten Vorlesern haben, macht es den Beamten möglich, auch Schüler aus "lesefernen Schichten" zu erreichen. Das nutzt die Polizei, um Themen wie das Verhalten in Konfliktsituationen oder Verkehrssicherheit anzusprechen.

Die Kooperation mit der Polizei ist eine, "die unseren Zielen natürlich genau entgegen kommt", sagt Hans Wanger, der Vorsitzende der Lesefüchse München. "Die Kinder profitieren total davon." Normalerweise sprechen die ehrenamtlichen Vorleser eher Kinder wie die sechsjährige Viktoria an, die sehr gerne liest. Justin, sieben Jahre alt, schaut allerdings nur ab und zu in ein Buch. Solche Aktionen der Polizei ermutigten ihn aber schon zum Lesen, versichert er.

Bei der Jubiläumsfeier dürfen die Kinder dann nicht nur spannenden Krimis lauschen, sondern sogar auf einem Polizeimotorrad sitzen, ein Verkehrspuppentheater anschauen und die Rettungshundestaffel kennenlernen. Bei der Begrüßung steht dem Leiter der ersten Abteilung der Bereitschaftspolizei, Herbert Würzgall, die Freude über den Besuch ins Gesicht geschrieben. Er outet sich als leidenschaftlicher Leser. "Ich bin zwar kein Lesefuchs mehr, aber fast schon ein Lesebär."

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Quelle:
SZ vom 26.07.2017
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