Ramersdorf:Finger weg von der Grünanlage

Bolzplatz Adam-Berg-Straße Unterschriftenübergabe . Vlnr: Marina Scheffler, Holger Breit, Uli Kneppeck

Exakt 409 Unterschriften zum Erhalt des Bolzplatzes hat die Initiative im Rathaus abgegeben.

(Foto: Privat)

Erweiterungspläne für Gartencenter stoßen bei den Nachbarn auf Protest. Die Stadt prüft noch

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Gegen das aktuelle Bauvorhaben der Firma Seebauer regt sich Widerstand. So müsste für den geplanten U-förmigen Gebäudekomplex direkt im Anschluss an das Gartencenter der Bolzplatz an der Adam-Berg-Straße weichen. Dagegen protestieren Nachbarn und Anwohner vehement. Sie sind deshalb am Mittwochabend auch zahlreich in die Sitzung des Bezirksausausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach gekommen. In mehreren von ihnen gestellten Anträgen fordern sie den Erhalt der bisher frei zugänglichen Sport- und Erholungsfläche. Allerdings müssen sich die aufgebrachten Bürger noch in Geduld üben: Da die städtischen Referate noch nicht alle Vorbescheidsanträge der Firma Seebauer bearbeitet hätten, so der BA-Vorsitzende Thomas Kauer (CSU), habe auch die Lokalbaukommission bisher nicht über das Projekt befunden. Somit fehlt es auch noch an den konkreten Unterlagen, zu denen dann der BA seine Stellungnahme abgeben soll. Das Gremium beschloss deshalb - man könnte sagen: mangels Diskussionsgrundlage - , über die Anträge nicht abzustimmen, sondern sie in den Unterausschuss Bau zu verweisen. Dort kann das Thema dann ausführlich diskutiert werden, wobei der BA die Anlieger ausdrücklich zum Kommen aufforderte, um sich daran zu beteiligen.

Zugleich sind einige Nachbarn bereits anderweitig aktiv geworden: Die Bürgerinitiative "Bolzplatz an der Adam-Berg-Straße" hat mehr als 400 Unterschriften für den Erhalt der Grünfläche gesammelt. Am 22. Februar wurden sie laut BI im Büro von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) übergeben. Derzeit verhandelt die Stadt mit dem Gartencenter einen Grundstückstausch. Dabei würde sie, wie es in einer Mitteilung der BI heißt, für den circa 2400 Quadratmeter großen Bolzplatz einen circa 10 000 Quadratmeter großen Teil eines Grundstücks an der Ottobrunner Straße 3 erhalten, das dem Inhaber des Gartencenters gehöre.

Die BI betont nun, dass es sich beim Bolzplatz um eine öffentliche Grünanlage gemäß der städtischen Grünanlagensatzung handele. Daher erhoffen sich die Anwohner auch gute Chancen, ihn langfristig erhalten zu können. "Dem Grunde nach sind öffentliche Grünanlagen geschützt und keinesfalls Verhandlungsmasse der Stadt - schon gar nicht für Bauvorhaben. Das wäre das gleiche, wenn jemand auf die Idee käme, im Ostpark zu bauen", sagt Holger Breit, ein Anwohner und BI-Sprecher.

Außerdem sei bekannt, dass das Bolzplatz-Grundstück bereits in den 1970er Jahren Gegenstand eines Tauschgeschäftes mit der Stadt war. Der damalige Firmeninhaber Anton Seebauer habe das Areal, auf dem sich heute der Bolzplatz befindet, der Stadt gespendet - mit der eindeutigen Zweckbestimmung, für die Kinder des Quartiers eine Spielfläche zu schaffen. Die BI geht nun davon aus, dass diese Zweckbestimmung rechtsverbindlich abgesichert wurde und bis heute fortbestehe. Die Offenlegung dieser Grundstückshistorie ist deshalb eine Forderung der Anwohner.

Außerdem wollen sie, dass die Stadt auch andere Lösungen in Betracht zieht: "Uns ist bekannt, dass das Bauvorhaben auf vorhandenen Grundstücken der Firma Seebauer beziehungsweise des Firmeninhabers umsetzbar ist, teilweise sogar fußläufig erreichbar vom Gartencenter. Über diese Alternativen muss offen gesprochen werden", sagt Anwohnerin Uli Kneppeck. "Wenn die Stadt das Bauvorhaben grundsätzlich befürwortet, fordern wir die sehr sorgfältige Prüfung, wo und wie es alternativ umgesetzt werden kann", so Kneppeck weiter. Dass es diese Alternativen gebe, behauptet die Bürgerinitiative, sei in Gesprächen mit der Verwaltung bestätigt worden.

Das geplante Bauvorhaben der Firma Seebauer umfasst die Erweiterung ihrer Verkaufs- und Außenflächen, weitere Büro- und Sozialräume, eine Kindertagesstätte, circa 50 Wohnungen unterschiedlicher Größe sowie eine Gastronomie. Wobei es den Nachbarn wichtig ist, klarzustellen, dass es ihnen nicht um die pauschale Verhinderung des Projektes geht. "Es geht uns nicht um eine Verweigerung per se - schon gar nicht in puncto Kita und Wohnraum", beteuert Antje Hofmann. Es seien vielmehr die sehr speziellen Umstände wie die öffentliche Grünanlage, die Zweckbestimmung des Grundstücks und die vorhandenen Alternativen für das Bauprojekt, die für Unmut im Viertel sorgten. "Es geht nicht um irgendein städtisches Grundstück, sondern um eines, auf das die Öffentlichkeit qua Zweckbindung und Grünanlagensatzung einen Anspruch hat und das den Menschen hier zur Erholung und Freizeitgestaltung dient. Warum ist dieser berechtigte Anspruch nichts wert gegen das unternehmerische Interesse eines Betriebes?", fragt Hofmann.

Sie und ihre Mitstreiter von der Bürgerinitiative Bolzplatz Adam-Berg-Straße führen inzwischen auch Gespräche mit verschiedenen Stadträten. Auf eine Reaktion des Oberbürgermeisters warten sie noch. Laut Christine Burger, die neben Holger Breit, Antje Hofmann und Uli Kneppeck zu den Sprechern der BI gehört, hat ihnen Dieter Reiter (SPD) ausrichten lassen, dass er ihnen persönlich antworten wolle.

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