Ramersdorf:Die Bar am letzten Zipfel Münchens

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Nicht nur die lange Bar bietet viel Platz für Gäste - das Lokal hat ganz unterschiedliche Sitzecken. (Foto: Florian Peljak)

Schon Marcus H. Rosenmüller fühlte sich in dem Lokal im Osten wohl, das heute Zar heißt.

Von Thomas Anlauf

Dort, wo München fast zu Ende ist, verhießen einst sechs Buchstaben für viele Heranwachsende aus dem Umland echtes Großstadtfeeling. "Zic Zac" hieß die Kneipe am letzten Zipfel der Rosenheimer Straße. Da, wo früher ein ADAC-Parkplatz war und noch früher eine Trambahnwendeschleife. Gegenüber das Ramersdorfer Kircherl und der Alte Wirt. Fast wie am Land also.

Kein Wunder, dass sich der junge Marcus H. Rosenmüller aus Hausham dort auch so wohl fühlte. "Ramersdorf raus, links ins Zic Zac und wieder auf die Autobahn und zurück. Und dann habe ich bei den Freunden stolz erzählt: Ich war in München, ich war in der Großstadt", erzählte er vor ein paar Jahren. Es war aber auch was Besonderes, man kam sich so erwachsen vor mit dem Bier vor der Nase, auch wenn man kindisch mit dem Kuli auf die Papiertischtücher kritzelte und dazu selbstgedrehten Samson rauchte, bis einem speiübel war.

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Das Zic Zac war ein echtes Kind der Achtzigerjahre, auch wenn es auf der Verkehrsinsel hinterm Mittleren Ring bereits seit 1934 ein Lokal gab, das "Pschorr-Heim", ein Wirtshaus mit angegliederter Metzgerei für die Bewohner der neuen sogenannten Mustersiedlung von Ramersdorf. 1985 übernahmen dann Klaus Kruse und Günther Specht die Kneipe. Sie hatten schon reichlich Erfahrung mit Lokalen, hatten unter anderem fünf Jahre zuvor das "Zoozie'z" am Baldeplatz eröffnet.

Draußen am Rand der Stadt wurde das neue Zic Zac schnell ein Treffpunkt für vor allem junge Leute. Arno Kahl stieg als junger Student 1990 als Aushilfskraft mit ein und übernahm fünf Jahre später das "In-Lokal", wie es schon 1991 in der SZ-Kostprobe bezeichnet wurde. Es bot ein gemütliches Sammelsurium an Stilen, doch mit den Jahren war das Zic Zac auch "ein bisserl runtergekommen", wie Kahl heute erzählt. Als er 2005 die Gaststätte kaufte, stand erst einmal eine Renovierung an und ein Namenswechsel: "Zar" heißt das Lokal seither.

Bis heute ist das Zar weitgehend seinen Ursprüngen treu geblieben, auch wenn Kahl das Gastronomiekonzept weiterentwickelt hat und dass das Zar nun ein Lokal für jede Gelegenheit ist: eine Cocktailbar mit vielen Klassikern zu vernünftigen Preisen (der Singapure Sling für 7,60 Euro war ein wenig süß, der Zar auf Wodka-Basis für 8,50 Euro war anstandslos), ein Restaurant mit großer Auswahl von Fingerfood über Pasta bis hin zur argentinischen Rinderlende und am Wochenende auch Partypalast.

Auch die Ausstattung ist bunt zusammengewürfelt. Im Flachbau neben dem Biergarten hängen grüne Lampions von der Decke, zwei Baumstämme ragen durchs Dach, frisch Verliebte sitzen gern in der Kaminecke, Grüppchen mit Jugendlichen hocken oft im Anbau, der ein bisschen wie eine Almstube wirkt. Papiertischdecken gibt es zwar nicht mehr. Aber es bleibt ein Ort, der vage an wilde Jugendzeiten erinnert.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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