Ramersdorf:Anläufe gegen den Stillstand

Innbrucker Ring, fotografiert an der Kreuzung Ottobrunner Straße

Neuralgische Stelle, wo es oft zu Staus kommt: Der Einmündungsbereich der Autobahn A 8 zum Innsbrucker Ring und Chiemgaustraße.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bei der Bürgerversammlung dringen die Ramersdorfer auf Lösungen für die Verkehrsdrehscheibe zwischen dem Mittleren Ring und dem Autobahnende. Gefordert werden abgestimmte Ampelschaltungen und ein Tempolimit

Von Julian Raff, Ramersdorf

Auch wenn es dem Stadtteil nicht gerecht wird, kennen ihn viele Münchner nur als Verkehrsdrehscheibe zwischen der Salzburger Autobahn A 8, dem Mittlereren Ring und der Rosenheimer Straße. Kein Wunder also, dass Autokolonnen, ob zäh fließend, rasend oder ruhend, auch heuer wieder den Schwerpunkt der Bürgerversammlung ausmachten. Eine Beteiligung von rund 100 Teilnehmern und 14 Anträge hielten auch sonst den gewohnten Rahmen ein.

Mit großer Mehrheit, wenn auch unter ausgedünnter Beteiligung, nahmen die Ramersdorfer einen Antrag an, die Ampelschaltung im Einmündungsbereich A 8/ Chiemgaustraße so abzustimmen, dass Süd-Ramersdorfer auf dem Heimweg die Chance haben, ohne endlosen Rückstau vom Autobahnende scharf rechts in die Ottobrunner Straße einzubiegen. Den Ringabschnitt zwischen Balanstraße und Rosenheimer Straße, nachts offenbar eine beliebte Motorrad-Rennstrecke, sähen die Anwohner gerne von Tempo 60 auf 50 Stundenkilometer gedrosselt. Sie stimmten für einen entsprechenden Antrag, auch wenn abschnittsweise Tempolimits, wie Peter Heck vom Kreisverwaltungsreferat zu bedenken gab, Lärm und Schadstoffausstoß womöglich sogar erhöhen könnten, indem sie den Verkehr ins Stocken brächten. Seine Behörde prüfe unterschiedliche Tempozonen jedenfalls skeptisch, aber zügig. "Es wird keine 20 Jahre dauern", versprach Heck.

Dazu konnte er die Bürger sofort von einem Vorstoß abbringen, die ausgedehnte 30er-Zone in der Hofangerstraße nicht nur an den Enden auszuschildern, sondern auch dazwischen. Bei 400 Zonen auf rund 80 Prozent des Stadtgebietes wüchse der Wald schnell auf Tausende neuer Schilder, erklärte Heck. Die Ramersdorfer sahen es ein und lehnten den Antrag ab.

Nicht beirren ließen sich dagegen die Anwohner der Wilramstraße, die ein Parkverbot für Lkw und Camper fordern, obwohl Heck dies als nicht machbar bezeichnet hatte. Rechtlich bestünde kein Unterschied zwischen einem SUV, einem Camper und einem Kleinlaster bis 7,5 Tonnen, sagte der Experte. Übermäßig viel Parkraum beanspruchen aus Anwohnerperspektive neuerdings auch E-Ladestationen. Ob und warum es in der kleinen Adam-Berg-Straße gleich vier davon sein müssen, konnten die Vertreter der Stadt auch nicht beantworten.

Der BA-Vorsitzende Thomas Kauer (CSU) bezeichnete es dabei als ärgerlich, wenn Bautrupps vor Ort behaupteten, der Bezirksausschuss habe Ladesäulen und reservierte Parkplätze ja genehmigt - tatsächlich werde das Gremium oft erst nachträglich informiert.

Abseits der Verkehrssorgen bleibt die Erneuerung der Haldenseesiedlung einer der großen Aufreger im Viertel. Georg Meyer-Berg, Sprecher der Schutzgemeinschaft Ramersdorf, forderte die Einhaltung der Eckdaten zu Bauhöhen und Verkehr im weiteren Verfahren sowie zusätzlich einen Ausbau der geplanten Dachgärten an der Bad-Schachener-Straße. Diese sollen laut Antrag und Beschluss auf mindestens 30 Zentimeter Humus angelegt werden, damit die Anwohner hier nicht nur Blumen pflanzen können, sondern auch Kartoffeln und anderes Gemüse.

Fürs Gartenglück in der Stadt setzte sich auch Renate Wirthmann ein, den Ramersdorfern nicht nur bekannt als Stadtteilhistorikerin, sondern auch als Initiatorin des Kleingarten-Projekts "Rosenheim" auf der verkehrsumtosten Insel des alten Dorfkerns. Die Versammlung forderte einstimmig, die Genehmigung des Projekts über 2020 hinaus zu verlängern. Erhalt und Erweiterung wünscht die Versammlung auch den Krautgärten im Bereich Strehleranger/ Am Graben. Ob sich der Zusatzvorschlag eines Skateplatzes umsetzen lässt, hängt nach Auskunft der Stadt vom Ergebnis einer Lärmschutzprüfung ab.

Nutzbar, aber weiter ungenutzt bleibt dagegen das verwilderte Gelände der einstigen "Colosseumsbrauerei" an der Wilramstraße. Für die vom BA vorgeschlagene bürgerschaftlich-kulturelle Nutzung sieht das Kulturreferat laut Kommunalreferat "keinen Bedarf", was Thomas Kauer natürlich schade findet. Verärgert nimmt der BA-Vorsitzende aber den Hinweis aufs Kulturhaus am Hanns-Seidel-Platz in Neuperlach zur Kenntnis. Offenbar sei "den Kulturbürokraten" entgangen, dass dieses Ende April endgültig ersatzlos schließen musste und der Termin für einen Neubau ebenso offen bleibt wie die Investorensuche. Für Kauer ein "Treppenwitz", den die Ramersdorfer mit bitterem Gelächter quittierten.

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