Radler in der Innenstadt:Tagsüber bummeln, nachts radeln

Radler in der Innenstadt: Die Stadt setzt auch bei ihrer "Radlhauptstadt"-Kampagne in diesem Jahr besonders auf das Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer.

Die Stadt setzt auch bei ihrer "Radlhauptstadt"-Kampagne in diesem Jahr besonders auf das Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Fußgängerzone wird zwischen 22 und 8 Uhr für Fahrradfahrer freigegeben. Allerdings nur auf Probe: Ein Jahr lang will die Stadt beobachten, ob sich die Radler an das Schritttempo halten - und sich mit den Fußgängern vertragen.

Von Marco Völklein

Freie Fahrt für Radler in der Fußgängerzone: Seit Donnerstag dürfen Radfahrer den Fußgängerbereich in der Altstadt mitbenutzen - allerdings nur in den Nachtstunden zwischen 22 Uhr am Abend und 8 Uhr in der Früh. Die Stadt will zunächst einmal ein Jahr lang testen, ob die Regelung funktioniert. Danach soll der Stadtrat entscheiden, ob die nächtliche Fahrradfreigabe zur Dauereinrichtung wird.

In den Nachtstunden sind "zwischen Marienplatz und Stachus sowie Odeonsplatz und Hackenstraße weit weniger Fußgänger unterwegs als tagsüber", sagt Kreisverwaltungsreferent Winfried Blume-Beyerle. Deshalb soll nun ein Jahr lang getestet werden, ob die Freigabe für Radler "in verträglicher Geschwindigkeit", wie Blume-Beyerle betont, klappt. Die Idee dazu geht auf eine Initiative der FDP im Stadtrat zurück. CSU und Freie Wähler hatten im Herbst 2012 gegen den Vorschlag gestimmt; alle anderen Parteien dafür.

Blume-Beyerle betont allerdings, dass die Fußgängerzone weiter ein Bereich bleiben soll, "in dem sich Fußgänger ungestört bewegen und flanieren können". Daher hätten sie "jederzeit" Vorrang. Radler müssten "ihre Geschwindigkeit und ihr Verhalten an die Fußgänger anpassen". Tagsüber bleibt die Fußgängerzone - bis auf die Furt über den Marienplatz - für Radler tabu.

Polizei und die Verkehrsüberwacher der Stadt würden dies kontrollieren. Tagsüber sind an einem durchschnittlichen Samstag laut einer Studie des Immobilienberatungsunternehmens Jones Lang LaSalle in der Kaufinger- und Neuhauser Straße 14 000 Fußgänger pro Stunde unterwegs. Für Radler ist da aus Sicht des Stadtrats kein Platz. Nachts allerdings sieht es nun anders aus - zumindest bis Frühjahr 2015.

Hinweistafeln sollen über die neuen Regeln aufklären

Bis dahin wird das Planungsreferat prüfen, wie gut das Miteinander von Fußgängern und Velo-Fans in den Nachtstunden in der Einkaufsmeile funktioniert. Dazu werden Mitarbeiter unter anderem Radler und Passanten zählen, Befragungen vornehmen - und "besonderes Augenmerk auf die Konfliktbeobachtung legen", wie Blume-Beyerle sagt. Zudem will die Stadt für die nächsten Wochen Hinweistafeln an den Zugängen zur Fußgängerzone aufstellen, die über die neuen Regeln aufklären.

Ohnehin setzt die Stadt bei ihrer "Radlhauptstadt"-Kampagne heuer besonders auf das Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer. So gibt es neben den bekannten "Radlsicherheits-Checks" auf großen Plätzen und Aufklärungsveranstaltungen beispielsweise in Schulen erstmals auch einen Filmwettbewerb, bei dem Bürger selbst gedrehte Handy-Clips oder Kurzfilme bis Ende Juli einschicken können; per Online-Abstimmung werden dann die drei besten Filme gekürt und mit Preisen im Gesamtwert von 3500 Euro belohnt.

In der Dienerstraße sowie am Rindermarkt haben Mitarbeiter zudem Markierungen auf die Straße gepinselt. In großen Lettern steht dort: "Bitte - Schritttempo- Danke". So wollen Blume-Beyerle und seine Leute für mehr Rücksichtnahme an der viel befahrenen Engstelle werben. Denn immer wieder kommen sich dort Fußgänger, Radler, Taxi- und Rikschafahrer sowie die Busse der MVG in die Quere.

Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, den Radanteil am gesamten Verkehrsaufkommen bis 2015 auf 20 Prozent zu steigern. Die letzte Münchner Erhebung stammt aus dem Jahr 2011 - damals lag der Wert bei 17 Prozent. Wie hoch er derzeit liegt, weiß keiner.

Denn erst für 2015 planen die Statistiker eine große, bundesweite Erhebung, bei der auch München wieder genauer untersucht wird. Ob das 20-Prozent-Ziel erreicht oder gar übertroffen wird, wird sich also erst dann herausstellen. Städte in Dänemark oder in den Niederlanden kommen aber jetzt schon auf deutlich höhere Werte, teils weit über 30 Prozent.

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