Süddeutsche Zeitung

Verkehr in München:"Vielen Radfahrern fehlt nach wie vor die Einsicht"

  • Polizei und Stadt rufen zu mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf.
  • Dabei appellieren sie auch an die Radfahrer. Sie sollen sich durch defensives Fahren selbst schützen.
  • Zusätzlich soll die Infrastruktur für Radfahrer ausgebaut werden.

Von Julian Hans

Weil es immer enger wird auf Münchens Straßen und weil immer mehr unterschiedliche Gefährte um den wenigen Platz konkurrieren - bald auch noch die E-Scooter -, ruft die Polizei gemeinsam mit dem Kreisverwaltungsreferat zu mehr Fairness und Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf.

Trauriger Anlass für die jährlich durchgeführte Kampagne "Gscheid radln" sind weiter steigende Zahlen von Verkehrsunfällen mit Radfahrern. 2018 waren es 2823 - fast 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Unfälle mit Radfahrern gab es auf den Strecken Ludwigstraße, Leopoldstraße, Ungererstraße (76), auf der Bayer- und Landsberger Straße (65) und auf dem Weg zwischen Kapuzinerstraße, Wittelsbacherbrücke und Humboldtstraße (36 Unfälle). Die gefährlichsten Kreuzungen waren die von Dachauer Straße und Landshuter Allee (zwölf Unfälle), der Karolinenplatz (neun) und die Kreuzung Dachauer- und Schwere-Reiter Straße (sieben).

An etwa jedem zweiten Unfall mit Radfahrern war laut Polizei der Radler schuld. "Vielen Radfahrern fehlt nach wie vor die Einsicht", sagte Polizeivizepräsident Norbert Radmacher. An sie gehe der Appell, durch rücksichtsvolles Verhalten und defensives Fahren nicht zuletzt sich selbst zu schützen.

Die Kommunale Verkehrsüberwachung, die seit Anfang des Monats mit zwei Elektrofahrrädern Streife fährt, hat in den ersten zwei Wochen 302 Verwarnungsgelder erhoben und zusätzlich 112 mal Autofahrer mündlich verwarnt, weil sie auf Radwegen parkten. Je nach Schwere der Verkehrsbehinderung kostet ein solcher Verstoß zwischen 20 und 35 Euro. Die Fahrradstreifen des KVR fahren systematisch die wichtigsten Radl-Routen ab, zum Beispiel die Kapuzinerstraße, den Oberanger, die Rosenheimer und die Schleißheimer Straße.

Aber auch Radfahrer werden wegen ihres Verhaltens häufig verwarnt. 2018 verhängten die Mitarbeiter des KVR ganze 9199 Verwarngelder wegen Radeln auf Gehwegen (zehn Euro) und Radeln in Fußgängerzonen (15 Euro). 2017 hatte die Zahl der Verwarnungen wegen Verstößen von Radlern noch bei 6675 gelegen.

Appelle und Strafen ersetzen indes nicht einen Ausbau der Infrastruktur für Fahrradfahrer. Als nächstes soll laut KVR durch den Bau von zwei Fahrradstreifen in der Herzog-Heinrich-Straße eine durchgehende Radwegverbindung von der Isar bis zum Hauptbahnhof geschaffen werden.

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SZ vom 18.05.2019/baso
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