Ein "weltweit einmaliges Spitzenniveau" habe der diesjährige Wettbewerb gezeigt, sagte bei der Preisverleihung Patrick Gallois, der Jury-Vorsitzende im Fach Querflöte. Der internationale Habitus gehört zum ARD-Musikwettbewerb, 45 Teilnehmer aus 21 Nationen waren es bei den Flöten - was, wie in früheren Jahren auch, ein bisschen gemogelt ist. Nicht wenige haben im deutschsprachigen Raum studiert, bekleiden bereits Führungspositionen in deutschen Orchestern. Ein Preis im Wettbewerb ist da mehr ein gutes Accessoire für den Lebenslauf, das zusätzliche Soloauftritte bringen kann. Ziemlich cool wirken denn auch alle drei Kandidaten der Finalrunde im Herkulessaal, konzentriert im Zusammenspiel mit dem großbesetzten Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Joshua Weilerstein.
Die beiden zur Wahl stehenden Werke könnten unterschiedlicher nicht sein: Das Flötenkonzert von Einar Englund aus dem Jahr 1983 ist ein neoklassizistischer Dreisätzer, das von Marc-André Dalbavie, revidiert 2006, ein Einsätzer in zwei wechselnden Zuständen: Virtuose Skalen durch alle Register sind hier gefragt, im Tausch mit weiten Linien. Der Südkoreaner Yubeen Kim, der bis zu diesem Sommer in Berlin studiert hat und bereits seit sechs Jahren Soloflötist im dortigen Konzerthausorchester ist, liefert brillant: In der raschen Figuration gibt er jedem Ton Gewicht, in den langsamen Passagen zeigt er Geschmack für den Einsatz von Rubato und Binnendynamik. Der Italiener Mario Bruno, noch in München studierend, aber schon Soloflötist im Staatsorchester Kassel, tut sich da im direkten Vergleich mit demselben Stück eher schwer.
Zur glücklichen Abwechslung hat sich Leonie Virginia Bumüller für das Konzert von Einar Englund entschieden. Ihr Studium hat die Deutsche soeben in Salzburg bei Michael Martin Kofler, dem Soloflötisten der Münchner Philharmoniker, abgeschlossen und ist Flötistin in der NDR Radiophilharmonie Hannover. Sie lässt große, atmende Bögen aufblühen, überzeugt zudem mit markanter und fantasievoller Phrasierung. Damit gewinnt sie am Ende den Publikumspreis, schafft es aber bei der Jury nur auf den dritten Platz. Der zweite geht an Mario Bruno, während Yubeen Kim als Sieger aus der ersten Entscheidung des ARD-Musikwettbewerbs hervorgeht und den Preis für die beste Interpretation der Auftragskomposition mitnimmt.