Quadratmeterpreise im EinzelhandelGoldgrube Innenstadt

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  • Die Ladenmieten in der Münchner Altstadt sind teuer. Wie teuer, das zeigt jetzt eine Studie.
  • Für einen kleinen Laden an der Neuhauser Straße, der Kaufingerstraße oder am Marienplatz lag die höchste Miete im vergangenen Jahr bei 370 Euro pro Quadratmeter und Monat.
  • An der Maximiliansstraße lag die Miete für einen Laden mit 80 bis 120 Quadratmetern demnach bei höchstens 320 Euro pro Quadratmeter, an der Theatiner- oder der Weinstraße waren es 280 Euro.

Von Pia Ratzesberger, München

In keiner anderen deutschen Großstadt lohnt sich ein Laden so sehr wie in München, zumindest wenn man sich erst einmal nur den Umsatz pro Quadratmeter ansieht. Dann macht man in München das meiste Geld, aus einem Quadratmeter sind in der Innenstadt in einem Jahr 6600 Euro Umsatz rauszuholen. Das ist deutlich mehr als zum Beispiel in Berlin (3900 Euro), Frankfurt (5200 Euro) oder Hamburg (5600 Euro). Glaubt man diesen Zahlen, sollte man am besten einen Laden in der Kaufingerstraße eröffnen. Wenn da nicht, wie so oft in dieser Stadt, auch noch die Mieten wären. Die relativieren vieles.

Für einen kleinen Laden an der Neuhauser Straße, der Kaufingerstraße oder am Marienplatz lag die höchste Miete im vergangenen Jahr bei 370 Euro pro Quadratmeter, für einen großen Laden mit 300 bis 500 Quadratmetern bei um die 240 Euro. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Gruppe Comfort aus Düsseldorf, deren Makler in deutschen Innenstädten Immobilien vermitteln und ein Interesse daran haben, die Preise zu kennen. Die Makler nennen leicht niedrigere Preisen als zuletzt der Immobilienverband Deutschland (IVD) Süd, der die Miete für einen vergleichbaren Laden in der Kaufingerstraße 40 Euro höher ansetzte; die Unterschiede sind aber nicht gravierend.

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Die 40 Makler von Comfort haben für das vergangene Jahr jeweils die Höchstmieten in der Münchner Innenstadt ermittelt, diese Werte allerdings sind immer nur ein Richtwert. Die Makler beziehen die Preise der Ladenlokale mit ein, die sie selbst im vergangenen Jahr vermittelt haben, sowie von anderen Geschäften, die an einen neuen Mieter gingen und deren Preise sie erfahren haben. Die Daten sind also nie vollständig, gewähren aber einen Einblick in einen sonst intransparenten Mietmarkt.

An der Maximiliansstraße lag die Miete für einen Laden mit 80 bis 120 Quadratmetern demnach bei höchstens 320 Euro pro Quadratmeter, an der Theatiner- oder der Weinstraße waren es 280 Euro. Günstiger kam weg, wer sich an der Sendlinger Straße oder im Tal einmietete: Dort kostete ein Laden im ersten Fall höchstens 175 Euro pro Quadratmeter; im zweiten Fall waren es 135 Euro.

Trotzdem wechselten vor allem in den Häusern die Mieter, in denen der Quadratmeter am meisten kostet, in den Straßen rund um den Marienplatz. Dort zogen viele neue Firmen ein, deren Namen man aus den Innenstädten Europas kennt, Topshop, Sephora, Calzedonia. Ein H&M Home Labstore kam dazu, eine Filiale des schwedischen Konzerns alleine mit Produkten fürs Wohnen. An der Sendlinger Straße wird der Konzern neben seiner Filiale "And other stories" voraussichtlich noch bis Ende des Jahres einen "Weekday"-Laden eröffnen, einer seiner vielen Ableger. Es wäre der neunte Laden des Konzerns in einem Umkreis weniger Hundert Meter. Erst im Herbst vergangenen Jahres hatte "Arket" an der Weinstraße neu eröffnet.

Da es die großen Firmen zuerst in die Innenstadt zieht und dann in die Shopping-Malls, könnten die vielen kleinen Zentren in den Stadtteilen nicht mithalten, schreiben die Autoren der Studie. Der Harras in Sendling zum Beispiel, die Tegernseer Landstraße in Giesing, der Rotkreuzplatz in Neuhausen. Nur eine Ausnahme gebe es: Schwabing, "die interessanteste Lage außerhalb des Altstadtrings". Wer durch die Hohenzollernstraße geht, sieht sowohl kleine Boutiquen und Buchläden als auch die großen Ketten. Rituals, Hunkemöller, Penny - und COS. Der Laden gehört zum H&M Konzern. Der hat die zweitinteressanteste Lage der Stadt schon für sich entdeckt.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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