Süddeutsche Zeitung

Puppenspiel:Fabelhafte Fundstücke

Angelika Jedelhauser gewann mit ihrer Geschichte "Die Sachenfinderin" den Preis der Kinderkulturbörse 2017. Bevor sie auf Tournee geht, zeigt sie das Stück in der Seidlvilla.

Von Barbara Hordych

Die kleine Kari lebt mit ihrer Familie in der Küchenschublade. Eigentlich gefällt es ihr dort sehr gut. Doch dann bekommt sie mit, dass ihr älterer Bruder Ole und der Großvater zum Angeln gehen wollen. Sofort will sie auch dabei sein. Doch Ole lehnt das energisch ab: "Du bist noch zu klein, um solche echten Abenteuer zu bestehen", erklärt er rigoros. Kari ist sehr traurig. Da tröstet auch das Angebot ihrer Mutter nicht, beim Apfelkuchenbacken zu helfen. Stattdessen beschließt sie, auf eigene Faust die Schublade zu verlassen und die Welt zu erkunden.

"Die große Welt, nun, das ist für die kleine Kari die Arbeitsfläche des Küchentischs", sagt Angelika Jedelhauser. Die in Stuttgart Figurenspiel studierte und nach Lehr- und Wanderjahren an städtischen Puppentheatern in Magdeburg und Wismar 2002 das Figurentheater Unterwegs gründete. Meistens setzt sie literarische Vorlagen um. "Tomte Tummetott" beispielsweise von Astrid Lindgren oder Märchen wie "Hans im Glück".

"Das Stück ,Die Sachenfinderin' ist seit langem wieder die erste eigene Geschichte, die ich mir ausgedacht habe", sagt Jedelhauser. Premiere war im März vergangenen Jahres in Jedelhausers Heimatregion, in Bad Waldsee in Oberschwaben. Ebenfalls im März wurde das Stück für die Präsentation auf der zweitägigen Münchner Kinderkulturbörse in der Pasinger Fabrik ausgewählt.

Und gehörte damit zu den vierzig Sichtveranstaltungen, in denen Kindertheaterkompanien und Solisten ihre neuen Produktionen für verschiedene Altersstufen den Verantwortlichen und Ausrichtern von Kulturveranstaltungen zeigten. Live unter authentischen Bedingungen - denn zu den Aufführungen ist auch immer das Zielpublikum, also Kinder, eingeladen. Jedelhauser und die kleine Kari gewannen dort den "Börsenpreis" in der Kategorie für jüngere Kinder. "Der Preis beinhaltet eine mehrwöchige Tournee mit dem Gewinnerstück in und um München", erklärt Jedelhauser.

Bevor die Tournee beginnt, die über die Pasinger Fabrik nach Dachau und Fürstenfeldbruck führen wird, können Münchner Kinder und ihre Familien schon am Sonntag, 14. Januar, in der Seidlvilla verfolgen, welche "echten" Abenteuer die kleine Kari besteht. Dabei verlaufen nicht alle Begegnungen erfreulich.

"Da ist beispielsweise ein Eierschneider, der wütend wird, als Kari auf ihm herumspringt. Dazu weist er sie unfreundlich zurecht, denn eigentlich ist er ein Apfelschneider", sagt die Puppenspielerin, die sowohl Kari als auch deren Fundstücken wie einem Topflappen-Fisch oder einem Schneckenhaus ihre Stimme leiht. Zum Guten wendet sich die Begegnung erst, als Kari herausfindet, dass der Eier- beziehungsweise Apfelschneider Musik liebt. Und sie seinen "Saiten" zarte Töne entlockt, so, als wenn sie eine Harfe spielen würde.

Richtig glücklich ist Kari aber erst, als sie auf eine Mehltüte stößt, die kräftig hustet. Zum Vorschein kommen kleine gelbe Gummistiefel, die Kari passen wie angegossen. Das Beste daran: Sie darf die Stiefelchen behalten und mit nach Hause nehmen. Am Ende ist Kari mit ihrem Tag vollends versöhnt. "Sie kommt sogar noch rechtzeitig nach Hause, um mit der Mutter den Apfelkuchen aus dem Ofen zu holen", sagt Jedelhauser.

Die Sachenfinderin, ab 3 J., So., 14. Jan., 11 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, 089/333139

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3819940
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ EXTRA vom 11.01.2018/amm
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.