Punkband aus München:Spiel mir das Lied vom Bier

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Dass man Bier nicht nur mit Schunkelmusik verbinden kann, zeigt die Münchner Band 1328 Beercode. 80 Prozent ihrer Lieder handeln von der Liebe zum Bier.

Eva Thöne

Gemütliche Bierseligkeit stellt man sich irgendwie anders vor: Zwar ist es in dem winzigen Proberaum am Ratzingerplatz so verqualmt wie in den Zelten beim Oktoberfest. Wer aber versucht, zum treibenden Punk der Münchner Band 1328 Beercore zu schunkeln, muss dies im Zeitraffertempo tun.

"Zu 80 Prozent handeln unsere Lieder von unserer Liebe zum Bier", erzählt Bassist Andreas Schuster, der die Band vor mehr als zehn Jahren mit vier Freunden gründete. Gesungen wird über bayerisches Bier aber auf Englisch: "Das passt einfach besser, wir machen ja klassischen New Yorker Punk."

Mit Zeilen wie "Beer is my philosophy / let me preach/ let me preach" erweitern die fünf Musiker zwar nicht unbedingt den intellektuellen Horizont des Hörers - sie huldigen aber überzeugend ihrer Vorliebe zum bayerischen Gerstensaft. Und schließlich wird Bier dann doch zu einer politischen Botschaft: So trägt die aktuelle Platte von 1328 Beercore den illustren Namen "Music for the drinking class".

Zwar gebe es auf jedem der vier erschienenen Alben auch das obligatorische Liebeslied - aber eigentlich musiziere man "lieber über die tiefe Zuneigung zu Bier", meint Schlagzeuger Björn Söring. "Da wird man wenigstens nicht enttäuscht." Die Liebe von Bassist Andreas geht sogar so tief, dass sich dieser mit der Zahl "1328", das Gründungsjahr der Augstiner- Brauerei, auf den linken Unterschenkel tätowieren ließ.

"Die Band ist ein Hobby. Wir sind aus dem Alter raus, um noch auf den großen Durchbruch zu hoffen", erzählt Gitarrist Arno Kircher. Offiziell proben die Mittdreißiger zweimal wöchentlich. Über den durchschnittlichen Bierkonsum bei diesen Proben gibt es nicht mal inoffizielle Zahlen. "Haben wir einen Kasten, trinken wir den aus, haben wir zwei, sind die auch schnell alle."

Derzeit basteln die fünf an einem Akkustikset. Mit dem "gezähmten" Hardcore kommt die Band der gemütlichen Schunkelei wohl schon ein Stück näher. "Wir sind aber gespannt auf die Reaktionen unserer Fans - die sind uns anders gewohnt", sagt Gitarrist Arno. Schunkeln hin oder her - im Hofbräuhaus dürften 1328 Beercore wegen ihrer Vorliebe für Augustiner vermutlich sowieso nicht auftreten.

"Wir würden uns aber auch anpassen", bietet Schlagzeuger Björn an, dessen Arme fast komplett tätowiert sind. "Wenn uns jemand Lodenanzüge zur Verfügung stellt, treten wir auch gerne in denen auf."

Zusammen mit dem Wirt vom Bier- und Oktoberfestmuseum gestaltete die Band vergangene Woche sogar eine Radiosendung zum Thema Punk. "Unsere Musik kam nicht ganz so gut an", so Bassist Andreas. Beim gemeinsamen Anstich eines 15-Liter-Bierfasses habe dann aber traute Einigkeit geherrscht. Über Musikgeschmack lässt sich eben streiten. Über Bier nicht.

© SZ vom 23.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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