Olympia 1972-Kollektion:Puma verneigt sich vor Otl Aicher

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Bei der Vorstellung von Pumas Otl-Aicher-Collection: Gesa Krause, Klaus Wolfermann und Marie-Laurence Jungfleisch (von links). (Foto: Stephan Rumpf)

Die Sportmarke stellt eine neue Kollektion vor, die optisch mit dem ikonischen Design der Olympischen Spiele 1972 spielt. Sie ist eine Hommage an dessen Schöpfer Otl Aicher.

Von Uwe Ritzer, München

Da stehen sie zusammen, ein jeder auf seine Weise ein Veteran des Sports, und plaudern launig über alte Zeiten. Motto: Weißt du noch, damals, bei diesen und jenen Olympischen Spielen... Klaus Wolfermann, 76, Speerwurf-Goldmedaillengewinner von München 1972 und Deutschlands Sportler des Jahres in diesem und im folgenden Jahr. Und Helmut Fischer, 72, ehemaliger Werbeleiter und Athletenbetreuer bei Wolfermanns Ausrüster Puma und das lebende Gedächtnis des Sportartikelriesen aus Herzogenaurach. Um sie herum stoßen an dem sommerlichen Donnerstagabend ein paar Dutzend meist viel jüngere Gäste mit Erfrischungsgetränken an. Darunter Gesa Krause, 29, und Marie-Laurence Jungfleisch, 31, Doppel-Europameisterin und Olympia-Fünfte 2021 im Hindernislauf die eine und mehrfache deutsche Meisterin im Hochsprung die andere.

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So mischen sich im Puma-Flagshipstore in der Fußgängerzone allerdings nicht nur Generationen; vielmehr verschmelzen Vergangenheit, Zeitlosigkeit und Mode miteinander. Die Leichtathletinnen Krause und Jungfleisch helfen als Testimonials ihrem Sponsor Puma dabei, eine neue Kollektion aus Shirts, Hoodies und Sporthosen zu präsentieren. Sie heißt "Heroes", müsste eigentlich aber schlicht Otl-Aicher-Kollektion heißen. Denn mit dem Segen seiner Erben spielt sie optisch und vom Design her mit jenen ikonischen Piktogrammen, die Otl Aicher vor 50 Jahren eigens für die olympischen Spiele in München geschaffen hat, ein Symbol für jede Sportart. Aicher war unbestritten einer der wirkmächtigsten Gestalter und Grafikdesigner der Nachkriegszeit. Würde er noch leben, wäre er vor wenigen Tagen 100 Jahre alt geworden.

Aichers Botschaft über Farben: Die Deutschen sind nach 1945 anders

Bei den Spielen 1972 verfolgte er eine Mission. Der stets politische Denker Aicher, verheiratet mit einer Schwester der im Dritten Reich ermordeten Geschwister Scholl, wollte der Welt mit Farben und Formen zeigen, dass die Deutschen nach 1945 andere geworden sind. Ein weltoffenes, demokratisches und tolerantes Volk nämlich, das sich an hellen Pastelltönen erfreut und nicht mehr drohendem Rot und Schwarz hinterherläuft, bis heute die Farben der Diktaturen. Weiche, geschwungene Linien anstelle der kantigen Aufmarsch-Geometrie der Hitler-Spiele von 1936 in Berlin.

Und passend zu alledem jene zeitlosen Piktogramme, von denen Puma-Kreativdirektor Heiko Desens sagt, sie seien in ihrer klaren Einfachheit und Designsprache ihrer Zeit weit voraus gewesen. Zum Beispiel weit vor jenen digitalen Emojis, mit denen Otto Normalhandynutzer heutzutage seine Gefühlslagen illustriert. Die Piktogramme hätten weit über ihren praktischen Zweck als Wegweiser und Orientierungshilfen auf dem Olympiagelände von 1972 hinaus "Design und Sport eine Botschaft miteinander kreieren lassen", so Desens. Es hängt ja auch alles irgendwie zusammen: Sport, Design, Mode, ja, Zeitgeist und Lifestyle. Und die Übergänge sind ebenso fließend wie alterslos.

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