Pullach:Rolle der Jugend

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Kreisjugendring München-Land stellt ein Aktionsprogramm zur politischen Teilhabe junger Menschen vor

Von Julian Carlos Betz, Pullach

Mit einer übergroßen Thora sollen die Jugendlichen im Landkreis zu mehr politischer Mitsprache bewegt werden. Das könnte man zumindest auf den ersten Blick glauben: Tatsächlich handelt es sich bei der "Rolle der Jugend", die entfernt aussieht wie eine jüdische Schriftrolle mit den Büchern Mose, um eine Konstruktion aus Holz und Baumwolle, auf der sich interessierte junge Menschen mit ihren politischen Forderungen verewigen können. Sie sollen angesichts der bevorstehenden Landtagswahl ihre Meinung kundtun.

Der Kreisjugendring München-Land stellte die Kampagne am Samstag am Rande seiner Vollversammlung auf Burg Schwaneck in Pullach vor. Vorstand Christian Wilhelm verwies auf ein ähnliches Projekt unter dem Titel "Stimme der Jugend" anlässlich der Bundestagswahl vor einem Jahr, bei dem es ebenfalls darum gegangen sei, die Fähigkeit junger Menschen zu politischer Meinungsbildung zu stärken. Eine der Hauptforderungen des Kreisjugendrings sei eine Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre, damit die Jugendlichen ihre neu erworbenen Fähigkeiten gleich anwenden könnten, sagte Wilhelm.

Überhaupt, erläuterte Vorstand Daniel Gögelein, gebe es ja für viele gesellschaftliche Gruppen eine machtvolle Lobby, nur für junge Menschen nicht. Aus diesem Bewusstsein heraus sei die Kampagne erwachsen, um auf den Anspruch Minderjähriger und junger Erwachsener auf politische Teilhabe hinzuweisen. Das Herzstück des aktuellen Vorhabens ist nun jene mächtige Rolle, die in der Jugendbegegnungsstätte "Am Tower" in Oberschleißheim gebaut wurde. Dabei soll diese als eine Art Botschafterin der politischen Mitsprache durch den Landkreis wandern, so erhofft es sich Gögelein, und auf Sommerfesten, bei Jugendveranstaltungen und sonstigen Gelegenheiten die Menschen zum Nachdenken und Mitmachen anregen.

Wenn jemand nun vermuten sollte, dass der Kreisjugendring hier versucht, die Jugend aufzustacheln, sei auf den Fokus der Kampagne hingewiesen, "keine Konfrontation" suchen zu wollen, sondern eine rundum "positive und menschenfreundliche" Mitteilung zu machen. Dabei hat der Kreisjugendring mehrere Positionen gesammelt, die sich um teils aktuelle und konkrete Themen drehen wie Öffentlicher Personennahverkehr (Ausbau und am besten gratis), Solidarität (Erleichterung des Ehrenamts), Sportplätze an Schulen (länger und häufiger geöffnet) sowie Zivilcourage und Umweltschutz.

Ein Anliegen sei gewesen, so Gögelein, dass die politische Aktion der Arbeitsgemeinschaft nicht als unbestimmte Menge von allgemein erstrebenswerten Zielen verstanden wird, sondern dass die ganze "Stimme der Jugend"-Bewegung eine "klare Richtung" erhält, die junge Menschen vorbereitet für den politischen Diskursalltag. Denn: "Die Meinungsbildung darf nicht durch die lauteste Stimme geprägt werden", mahnte Gögelein mit ernstem Gesicht. Dafür soll es ergänzend auch sogenannte Wahlinfoboxen geben. Diese sind mit umfangreichem Material von der Bundeszentrale für politische Bildung bestückt und können von den teilnehmenden Verbänden angefordert werden.

Die "Rolle der Jugend" jedenfalls wird mit Sicherheit viel Aufmerksamkeit erregen, allein schon aufgrund der handwerklich beeindruckenden Ausführung. Laut Gögelein haben sie sich erst einmal 100 Meter zum Ziel gesetzt, die an Baumwolltuch vollgeschrieben und vollgemalt werden dürfen. Anschließend, wenn sich hoffentlich zahlreiche Nachwuchswähler darin eingetragen haben, sollen die fertigen Forderungen dann wiederverwertet werden: als Segel für Boote oder einfach Stoffbeutel. Die können die selbstbewussten Inhalte dann weiterverbreiten auf ihrem ökologisch wertvollen Weg durch die Öffentlichkeit.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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