Public Viewing bei der EM:Aufstand der Wirte

In München wird es genug Möglichkeiten geben, EM-Spiele im Biergarten oder im Lokal zu sehen. Die Wirte haben einen "Trick" gefunden: Sie zahlen einfach die Lizenzgebühren für das Public Viewing nicht.

Lena Herrmann

Wahrscheinlich wird es doch leichter als befürchtet sein, gemeinsam EM-Spiele im Biergarten oder im Lokal anzuschauen: Viele Münchner Wirte trotzen dem Europäischen Fußballverband UEFA, der hohe Gebühren für Großbildleinwände haben will. Zahlen, so die Protestfraktion, müsse nur derjenige, der das Spektakel kommerziell ausrichtet und Eintritt verlangt.

Public Viewing bei der EM: Grund zum Jubeln: Das erste Tor der deutschen Nationalmannschaft bei der WM vor zwei Jahren versetzte die Massen in der Muffathalle in Begeisterung. Auch zur EM werden dort die Spiele live auf Großleinwand gezeigt - gratis.

Grund zum Jubeln: Das erste Tor der deutschen Nationalmannschaft bei der WM vor zwei Jahren versetzte die Massen in der Muffathalle in Begeisterung. Auch zur EM werden dort die Spiele live auf Großleinwand gezeigt - gratis.

(Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Vier Tage vor Anpfiff der Fußball-Europameisterschaft in Bern herrscht bei Münchner Wirten, die EM-Spiele live auf Großleinwänden zeigen wollen, eine Stimmung des Aufbegehrens. Grund sind die Lizenzgebühren, welche die Uefa erhebt, wenn die Diagonale der Leinwand mehr als drei Meter beträgt. Und das ist bei den meisten Betreibern der Fall. Während einige das Anmeldeformular bereits ausgefüllt haben, weigern sich andere rundheraus zu zahlen.

"Bei uns findet keine kommerzielle Verwertung statt"

"Die Bedingungen der Uefa zum Public Viewing sehen vor, dass Lizenzgebühren nur bei der kommerziellen Verwertung anfallen", erklärt Christian Waggershauser, verantwortlich für die EM-Übertragung in der Muffathalle, im Ampere und Muffathallen-Biergarten. Für Waggershauser ist der Fall klar: "Bei uns findet keine kommerzielle Verwertung statt, jeder kann kommen und kostenlos Fußball schauen, wann und so viel er will."

Mit seinem Standpunkt steht er nicht alleine da. "Wir zahlen keine Lizenzgebühren", stellt Martin Rüthschilling, der Presseverantwortliche des Backstage, klar. Und auch die Betreiber des Biergartens am Chinesischen Turm stellen sich stur. "Bisher hat uns die Uefa nicht angeschrieben", sagt Geschäftsführer Dieter Rauscher. Aus "vorauseilendem Gehorsam" will er jedenfalls kein Geld überweissen.

In der Schwabinger Traditions-Kunstkeipe Heppel & Ettlich sieht man das genauso: "Wir zeigen die Spiele auf einer großen Leinwand im Innenraum", sagt Wolfgang Ettlich (Seite 43). Ohne Gebühren wollen auch die Kinos Mathäser und Maxx davonkommen. Sie zeigen zumindest die Spiele mit deutscher Beteiligung. "Der Eintritt ist frei, und es besteht kein Verzehrzwang", erklärt Marketingleiter Kurt Schalk.

Unklarheiten gibt es auch innerhalb der Uefa

Doch auch innerhalb der Uefa scheint nicht ganz klar zu sein, in welchem Fall Zahlungen fällig sind und wann nicht. Aus der Pressestelle hieß es zuerst, Lizenzgebühren würden auf alle Fälle anfallen, wenn die Leinwand größer als drei Meter ist. Auf Nachfrage der SZ verlautete es später, wenn kein Eintritt verlangt werden würde, sei die Übertragung kostenlos. Eine endgültige Antwort blieb der Verband bis Redaktionsschluss schuldig.

Welch großes Loch die Lizenzgebühren ins Budget eines Veranstalters reißen können, erfahren gerade die Betreiber der Rudi-Sedlmayer-Halle, die ein großes Public Viewing planen. "Für unsere 14 Quadratmeter große Leinwand zahlen wir sechs Euro pro Quadratmeter", rechnet Stefan Schwemmer, Geschäftsführer des Hallenbetreibers MPP Entertainment, vor, "pro Spiel!" Bei 27 von ARD und ZDF gezeigten Partien kämen rund 2300 Euro zusammen. Doch daran führt Schwemmer zufolge kein Weg vorbei: "Natürlich machen wir eine kommerzielle Veranstaltung." Obwohl der Eintritt frei sei, gäbe es Getränke und Snacks zu kaufen. Außerdem arbeitet MPP Entertainment mit Sponsoren zusammen.

Für Michael Otremba, den Marketingleiter des Flughafen München, steht fest, dass für die EM-Übertragung am Flughafen auf einer 19 Quadratmeter großen Leinwand Gebühren anfallen. "Wir haben das von einem Rechtsanwalt prüfen lassen", sagt er. Die Verwirrung der Wirte kann er allerdings verstehen: "Es gibt Unsicherheiten, weil es verschiedene Variablen gibt." Das ist mild formuliert.

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