Süddeutsche Zeitung

Prozess um Tierquälerei:Tote Katzen in der Tiefkühltruhe

Monika T. ließ ihre 14 Katzen verwahrlosen - angeblich, weil sie Streit mit ihrer Tochter hatte. Warum die Frau drei ihrer Tiere einfror, auch dafür hat die 61-Jährige vor Gericht eine Erklärung parat.

Von Christian Rost

Sie habe Tiere noch nie absichtlich gequält, beteuerte die Frau mit den schulterlangen, grauen Haaren. "Jahrzehntelang habe ich mich gut um meine Katzen gekümmert. Und dann habe ich einen Fehler gemacht." Was die 61-jährige Monika T. (Name geändert) als "Fehler" bezeichnete, bewertete die Münchner Staatsanwaltschaft als massive Tierquälerei: 14 Katzen ließ die Frau in ihrem Haus in Sauerlach verwahrlosen und zum Teil verhungern. Vier Tiere starben, und weil Monika T. keine Zeit hatte sie zu begraben, legte sie drei davon in ihre Tiefkühltruhe.

Wegen 14 Vergehen nach dem Tierschutzgesetz musste sich die Angestellte im öffentlichen Dienst am Montag vor dem Münchner Amtsgericht verantworten. Laut Anklage hatte sie sich vom 1. bis 30. April 2013 um die 14 in der Dachgeschosswohnung ihres Hauses untergebrachten Katzen kaum mehr gekümmert. Zwar stand ein Automat mit ein wenig Trockenfutter herum, die Katzen waren aber bereits so geschwächt, dass sie diese Nahrung nicht mehr vertrugen: Als nach einem telefonischen Hinweis am 30. April 2013 eine Mitarbeiterin des Münchner Tierheims und ein Amtstierarzt die Wohnung betraten, schlug ihnen ein bestialischer Gestank entgegen. "Man hatte ständig mit Brechreiz zu kämpfen", beschrieb der Tiermediziner im Zeugenstand die Situation.

Die an Durchfall leidenden Tiere hatten sämtliche Räume vollgekotet, ihre Felle waren verdreckt und verfilzt, ihre Augen entzündet. Elf Katzen waren noch am Leben, als sich die Behörden des Falls annahmen. Drei tote Tiere lagen in der Tiefkühltruhe. Eine der geschwächten Katzen erlag im Tierheim noch fünf Wochen später den Folgen der Unterversorgung. Woran ihrer Meinung nach die Katzen gestorben seien, wollte der Richter von der Angeklagten wissen. "Vermutlich an Altersschwäche", antwortete die Frau.

"Abgemagert bis auf die Knochen"

"Das war einer der schlimmsten Fälle, die ich je gesehen habe", sagte die Mitarbeiterin des Tierheims. Die Katzen seien völlig apathisch gewesen: "Sie waren abgemagert bis auf die Knochen", berichtete die Zeugin. Eine Pathologin sagte, die Tiere hätten "kein Gramm Fett" mehr am Leib gehabt. Ihr verfilztes Fell zogen sie in Büscheln hinter sich her. Dabei brauchen gerade Tiere dieser beiden Rassen - Exotic Shorthair und Perser - eine besondere Zuwendung und Pflege, wie alle Sachverständigen betonten.

Die Angeklagte konnte indessen auch vor Gericht nicht das Ausmaß ihrer Nachlässigkeit erkennen. Monika T. hatte die Tiere in der Dachgeschosswohnung eingesperrt, weil sie den anderen Teil des Hauses für den geplanten Verkauf herrichten wollte. "Ich war ja noch öfter in der Dachgeschosswohnung, und so schlimm war es auch wieder nicht", sagte die Angeklagte. "Die Tiere mochten mich doch."

Allerdings habe sie ein Streit mit ihrer Tochter aus der Bahn geworfen. "Sie wollte immer nur Geld", sagte die zwei Mal geschiedene Frau, die mit der Tochter damals das inzwischen verkaufte Haus bewohnte. "Finanziell und psychisch" habe sie infolge der ständigen Auseinandersetzungen erhebliche Probleme bekommen. "Ich habe selbst in dieser Zeit 20 Kilo abgenommen", so Monika T. In dieser Phase habe sie sich auch um die Katzen "nicht mehr so gekümmert. Ich hätte mir Hilfe holen sollen". Die Tochter wollte mit den Tieren angeblich nichts zu tun haben.

Die Staatsanwaltschaft sah den Fall als so gravierend an, dass sie eine sechsmonatige Freiheitsstrafe auf Bewährung und ein Tierhaltungsverbot forderte. Monika T., die ohne Verteidiger vor Gericht erschienen war, sagte in ihrem Schlusswort: "Es war eine blöde Zeit. Es tut mir leid." Das Gericht verurteilte sie zu einer Geldstrafe von 7500 Euro und einem dreijährigen Tierhaltungsverbot. Zugunsten der Angeklagten wurde deren fortgeschrittenes Alter gewertet, außerdem war sie nicht vorbestraft. "Es fällt mir schwer zu glauben, dass sie eine angebliche Katzenfreundin sind", so der Richter.

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SZ vom 12.08.2014/lime/rus
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