Prozess:Tödlicher Tritt

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Psychisch Kranker steht wegen Attacke im PEP vor Gericht

Von Susi Wimmer

Der 67 Jahre alte Rentner Noam N. (Name geändert) wollte am 14. November vergangenen Jahres nur schnell in einem Supermarkt im Perlacher Einkaufszentrum ein paar Dinge besorgen. Doch der Einkauf endete für den ehemaligen Krankenpfleger tödlich: Auf dem Rollband griff ihn aus heiterem Himmel ein Mann an und versetzte ihm einen Fußtritt gegen den Oberkörper. Wenig später verlor Noam N. das Bewusstsein, sechs Tage später starb er in einer Klinik. Vor dem Landgericht München I sitzt nun an diesem Montag Segun O. Der 27-Jährige soll die Tat begangen haben - in einem akuten Schub von paranoider Schizophrenie.

Der Fall, der vor der ersten Schwurgerichtskammer verhandelt wird, ist für die Öffentlichkeit bereits nach ein paar Minuten zu Ende. Um Persönlichkeitsrechte zu wahren, wird in nicht-öffentlicher Sitzung verhandelt, lediglich das Urteil soll öffentlich verkündet werden.

Nach den Erkenntnissen von Staatsanwalt Laurent Lafleur hatten sich die aggressiven Attacken des psychisch Kranken aufgeschaukelt: Zwei Tage vor dem Angriff im PEP schlug er in seiner Asylbewerberunterkunft auf einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes ein. Dieser erlitt etliche Prellungen und eine Verletzung des Gehörgangs. Tags darauf ging er auf offener Straße auf einen Passanten los, auch dieser erlitt Prellungen. Und dann die Attacke im Einkaufszentrum: Gegen 10.30 Uhr wollte Segun O. den Supermarkt verlassen, soll aber im Hinausgehen Noam N., einen nigerianischen Landsmann, gesehen haben. Die Polizei erklärte damals, die beiden Männer hätten sich nicht gekannt.

Aus irgendeinem Grund drehte sich der 27-Jährige vor dem Ausgang um und ging wieder zurück in den Laden. Er folgte Noam N., der auf einem Rollband ins Untergeschoss fuhr. Dann soll er ihn ohne Vorwarnung einmal wuchtig gegen die Brust getreten haben. Ein Kunde sowie ein Mitarbeiter des Supermarktes hielten Segun O. fest, der noch weiter auf den Rentner losgehen wollte. Der herzkranke Noam N. soll im Büro des Supermarktes plötzlich über Atembeschwerden geklagt haben, dann wurde er ohnmächtig. Bis zu seinem Tod am 20. November erlangte er das Bewusstsein nicht wieder.

Als Nebenkläger treten in dem Prozess Angehörige des Verstorbenen auf, sie werden der Verhandlung beiwohnen können. Ein Urteil wird für Freitag, 30. November, erwartet.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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