Prozess:Mann soll Prostituierte im Wald bedroht haben

Er wollte ihr Rehe zeigen, sagt der Mann mit der schizoaffektiven Störung. Er habe sie mit dem Tod bedroht, lautet die Anklage.

Von Christian Rost

Glaubt man Franz S., dann ist er mit der Prostituierten Sabrina M. (Namen geändert) in Leutstetten bei Starnberg mit dem Auto durch den Wald gefahren, weil das der "romantischere Weg" gewesen sei. "Ich wollte ihr Rehe zeigen", sagte der 42-Jährige am Dienstag am Landgericht München I.

Die Staatsanwaltschaft indes ist sich sicher, dass der an einer schizoaffektiven Störung leidende Mann im Wahn einen Hass auf alle Prostituierten entwickelt hat und deshalb seine Freundin in den Wald entführte, schlug und mit dem Tode bedrohte. Wegen dieser Tat und möglichen folgenden gemeingefährlichen Ausrastern soll S. nach dem Willen der Staatsanwaltschaft München I zur stationären Behandlung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Strafrechtlich belangt werden kann er für die Geiselnahme nicht, weil er schuldunfähig ist.

Er wollte seine Freundin "da rausholen"

Am 12. März 2014 verabredete sich Franz S. in München mit Sabrina M. an einer Tankstelle. Die beiden hatten sich in einem Bordell in der Hansastraße in München kennengelernt. S. war Freier, Sabrina M. ging ihrem Gewerbe nach. Er verliebte sich in sie und wollte sie "da rausholen". Sie war dem offenbar nicht abgeneigt. Das Bordell sei ein "schmuddeliger Laden", sagte S. Sabrina M. aber musste dort arbeiten, weil sie ein Kind und Schulden hat. "Ich hätte ihr eine andere Arbeit gesucht, sie hätte auch bei mir wohnen können", sagte S. Darüber habe er auch auf der Autofahrt mit ihr gesprochen. Geschlagen habe er sie aber nicht, er habe auch nicht gesagt, dass er sie umbringen werde, so S. weiter. Er habe sie nur gefragt: "Soll ich dich verhauen?" Eine "innere Stimme, ein Gedankenimpuls" habe ihm das plötzlich vorgegeben: "Jetzt verhaust du sie."

"Ich muss dich bestrafen, ich muss dich umbringen"

Völlig anders schildert die Staatsanwaltschaft in ihrer Antragsschrift das Geschehen. Demnach fing der Mann gleich an bedrohlich zu fabulieren, als Sabrina M. zu ihm ins Auto stieg: "Alle Nutten sind gleich. Sie sollen sterben. Gott will keine Nutten auf Erden haben." Sabrina M. geriet wenig später in Panik, sie nahm ihr Handy, um Hilfe zu rufen, S. aber schlug ihr das Gerät aus der Hand und zudem mit der Faust in den Nacken. Er soll völlig aufgebracht gewesen sein und geschrien haben: "Nein! Ich bringe dich in den Wald. Ich muss dich bestrafen. Ich muss dich umbringen." Das sollte nicht die einzige Drohung bleiben. An einer Tankstelle in Starnberg gelang dem Opfer die Flucht. Sabrina M. rief die Polizei.

Entschuldigung per SMS: Die Tat sei "notwendig" gewesen

Später entschuldigte sich Franz S. per SMS bei der Frau: "Tut mir leid, dass ich dir so Angst gemacht habe. Es war notwendig." Diese Nachricht passte für die Vorsitzende Richterin der 19. Strafkammer, Elisabeth Ehrl, nicht zu den Schilderungen des Beschuldigen zum Tathergang. "Sie entschuldigen sich, wo sie doch angeblich nichts getan haben", stellte die Richterin fest und fragte: "Wieso haben sie geschrieben, dass das ,notwendig' gewesen sei?" Franz S.: "Das war notwendig, um sie von der Prostitutionsschiene abzubringen, von den schmutzigen Männern dort." Der Prozess wird fortgesetzt.

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