Prozess:Jugendbetreuer wegen sexuellen Missbrauchs in 20 Fällen vor Gericht

  • Ein Jugendbetreuer des Kreisjugendrings steht vor Gericht, weil er mehrere Buben sexuell missbraucht haben soll.
  • Vor den angeblichen Übergriffen soll der 33-Jährige ihnen Joints gegeben haben.
  • Die Staatsanwaltschaft geht von sexuellem Missbrauch von Kindern in 20 Fällen aus.

Von Andreas Salch

Der Auftritt vor Gericht ist David H. peinlich. Er war einmal ehrenamtlicher Betreuer des Kreisjugendrings. Während dieser Zeit soll der 33-jährige Entwicklungsingenieur zwei Buben sexuell missbraucht haben. Als David H. mit seinen Verteidigerin Alexander Eckstein und Florian Zenger am Dienstagmorgen den Gerichtssaal B 262 am Landgericht München I betritt, hält er sich ein weißes Blatt Papier vor das Gesicht, als Fotoreporter ihre Kameras auf ihn richten.

Zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Taten waren die Opfer der Anklage zufolge zwischen 13 und 15 Jahre alt. Vor den angeblichen sexuellen Übergriffe soll David H. ihnen Joints aus einem Tabak-Marihuana-Gemisch zum Rauchen gegeben haben. Die Staatsanwaltschaft geht von sexuellen Missbrauch von Kindern in 20 Fällen aus. Zudem legt sie dem Entwicklungsingenieur Missbrauch von Schutzbefohlenen sowie unerlaubte Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige zur Last.

Die beiden Buben hatten den Angeklagten bei Freizeitaktivitäten des Kreisjugendrings kennengelernt. David H. soll diese teilweise mehrtägigen Freizeitveranstaltungen dazu genutzt haben, sich mit den Kindern anzufreunden. Das gelang ihm offenbar. Darüber hinaus scheinen auch die Mütter der zwei Buben ihm vertraut zu haben. Denn sie erlaubten ihren Kindern David H. auch privat zu besuchen und bei ihm zu übernachten. In H.s Wohnungen in Isny im Allgäu und in München soll es dann zu den Übergriffen gekommen sein.

Einer der Buben verbrachte in der Zeit zwischen September 2005 und März 2008 mindestens 20 Wochenenden bei dem Angeklagten in Isny. David H. soll dem Buben dort einen Joint zum Rauchen gegeben haben. Danach soll der Angeklagte das Kind entkleidet oder aufgefordert haben sich auszuziehen, um sexuelle Handlungen vorzunehmen, heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft. Darüber hinaus soll es in sieben weiteren Fällen in H.s Wohnung in München zu solchen Übergriffen gekommen sein.

Sogar bei einer Freizeitaktivität des Kreisjugendrings in Königsdorf (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) im August 2008 soll sich der Angeklagte an einen damals 15 Jahren alten Buben vergangen haben. Das mutmaßliche Opfer hatte H. in der Zeit zwischen 2006 und 2007 kennengelernt. Auch diesem Buben wurde von seiner Mutter erlaubt, David H. im Allgäu zu besuchen und bei ihm zu übernachten. Dabei soll es zu mindestens acht weiteren Übergriffen durch gekommen sein. Nach Verlesung der Anklage wurde die Öffentlichkeit auf Antrag der Verteidigung ausgeschlossen, da Dinge aus dem Kernbereich der privaten Lebensgestaltung des Angeklagten zur Sprache kämen. Der Prozess dauert an.

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